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Weltflüchtlingstag - vor Ort

17. Januar - Welt-Flüchtlingstag - seit über 100 Jahren begehen wir diesen Tag in unserer Kirche. Papst Franziskus hat 6000 Flüchtlinge auf den Petersplatz eingeladen. Er sagt ihnen: „Jeder von euch bringt eine Geschichte mit, eine Kultur, kostbare Werte; und oft auch Erfahrungen des Elends, der Unterdrückung und der Angst. Eure Präsenz auf dem Platz ist ein Zeichen der Hoffnung auf Gott. Lasst euch nicht diese Hoffnung und die Freude am Leben rauben, die hervorgehen aus der Erfahrung der göttlichen Barmherzigkeit, auch dank der Personen, die auch aufgenommen haben und euch helfen.“

Ich bin den Nachmittag und Abend über mit Geflüchteten verabredet und besuche sie in ihren Wohnungen. Abends bin ich noch im Mausegatt. Ein junges Paar aus Afghanistan wartet sehnsüchtig auf die Zeit, die wir teilen dürfen. Auf ihren 10,4 m² sind die Augenblicke des geteilten Lebens wie eine Oase in ihrem eintönigen Alltag. “Immer wieder nachts kommen all diese Bilder hoch”, erzählt mir der junge Mann, “besonders bei meiner Frau. Sie beginnt dann zu weinen und ich kann sie kaum trösten. Die langen Fluchtwege durch die dunklen Wälder zwischen Afghanistan und dem Iran und in der Türkei - die Angst vor wilden Tieren - die Angst, von der Polizei aufgegriffen zu werden - die Angst von Räubern, für die du nichts giltst, erschossen zu werden - die sieben Stunden auf dem Mittelmeer in dem total überfüllten Schlauchboot - der Hunger, die Kälte, die Ungewissheit... all das kommt dann wieder hoch!” Ich höre zu und trinke den grünen Tee, den sie mir angeboten haben. Ich schaue in verweinte Augen und hab selber Tränen in den Augen. “Wenn Du hier bist, dann haben wir wieder Hoffnung!” vertrauen sie mir an. Wir schweigen. “Du bist unsere Familie! - Danke, danke so sehr!” Ich nehme sie beide in den Arm. Dann gehe ich wieder - schweigend - zu meinem Auto. Ich begegne 15 jüngeren Männern, die in kleinen Gruppen die Lünener Straße entlang gehen. Ich weiß, sie kommen vom Sprachkurs bei Ingeborg Fickermann. Auch ihr Name ist in die Herzen dieser Menschen eingeschrieben als “Hoffnung”. An diesem Abend bin ich dankbar für so manchen, der in dieser Stadt oft unerkannt seinen Beitrag leistet, damit die Menschheit Familie wird.