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Fahr!

Über Jahre hatten wir einen Besuch in der Verwandtschaft nicht mehr machen können. Krankheiten in mehreren Familien hatten ein Zusammen-Sein verunmöglicht. Nun waren die Karten neu gemischt. Ich hatte meiner Mutter versprochen, eine Tante zu besuchen, die ungefähr eine Stunde von uns entfernt wohnte. Die Freude meiner Tante war schon am Telefon zu spüren gewesen. Sie konnte die Stunden, bis wir uns sehen würden, kaum abwarten. Unglücklicherweise verletzte ich mich am Vortag am Auge. Es tränte unaufhörlich. Am nächsten Tag, dem Besuchstag, entschied ich, zunächst zum Arzt zu gehen. Wegen der Ferienzeit mußte ich viele Kilometer fahren. Als ich wieder zu Hause war, schmerzte das Auge sehr und ich wußte nun, dass das auch ein paar Tage noch so bleiben würde. Ich spürte, wie der Besuch bei meiner Tante plötzlich auf wackeligen Beinen stand. Während der Mittagspause betete ich zu Gott und spürte, dass jetzt einfach Mut und die größere Liebe angefragt waren. Ich entschied, zu fahren. Als wir meine Verwandte erreichten, sprühte sie - wie auch meine Mutter - voller Freude, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Immer wieder ließ meine Tante uns ihre Freude spüren. Waffeln mit heißen Preiselbeeren und Sahne waren hergerichtet... Wir blieben lange, sehr lange. In meinem Herzen tauchte immer wieder ein Wort Marias an die Jünger bei der Hochzeit zu Kanaan auf: “Was ER (Jesus) euch sagt, das tut!” ER hatte gesagt zu fahren. Jetzt durfte ich Zeuge einer tiefen Freude und eines ehrlichen Austausches innerhalb meiner Familie werden.