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Ich bot ihr einen Stuhl an!

Mein Büro rappelvoll und jeder möchte "nur noch eben" irgendetwas...  Ich war echt gut gefordert. Den nächsten Klienten hatte ich erst einmal gesehen. Er war vorher bei einer Kollegin. Sie ist 53 Jahre alt, geschieden, hat eine erwachsene Tochter und betreibt einen Imbiss. Vor 3 Monaten hatte sie einen echten Schicksalsschlag erlitten. Ich wußte darum. Irgendwie wirkte sie völlig nervös, einerseits hatte ich das Gefühl, sie wollte mit all den Erledigungen in meinem Büro nur schnell fertig werden, aber irgendwas hielt sie zurück. Vor meinem Büro  immer mehr Stimmen... "Kommen Sie, setzen wir uns noch einen Moment", habe ich ihr gesagt und ihr einen Stuhl angeboten. Der Stuhl in meiner Hand löste einen Gedanken an unseren Monats-Impuls aus.  "Ich bin da (für dich)!" galt es innerlich zu sagen.  "Was haben Sie denn noch zu besprechen?" wollte sie wissen. "Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen nicht wirklich gut geht",  bot ich ihr als Aufhänger. Volltreffer!! Sie sei völlig ohne Antrieb, wolle nur noch schlafen, schaffe die Arbeit nicht, müsse aber doch davon leben.... und ihre finanzielle Decke sei nicht stabil genug. "Was soll das....?" habe ich gar nicht zu Ende gefragt. Sie habe schon 2 mal auf einem Dach gestanden, sich dann aber doch nicht getraut zu springen, erzählte sie. Lange haben wir noch gesprochen. Richtig gut. Ich habe mich bedankt für ihre Offenheit, alles so zu erzählen und wir haben auch gleich einen Termin beim Psychiater bekommen, der sie ebenfalls unterstützt. . Am meisten gefreut hat mich, als sie sagte: “Eigentlich wollte ich  das nie jemandem erzählen. Aber jetzt bin ich echt froh, dass ich es Ihnen doch anvertrauen konnte!”