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Überraschungen auf dem Weg

Nach einer langen Reise war ich heimgekehrt und musste mich wieder in meinen Studienalltag einfinden. Es war Sonntag. Ich wollte zur Messe. Leider fand sie nicht statt, da die Kirche aufgrund von Renovierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen war. So ging ich traurigen Herzens weiter. Plötzlich stoppte ein Auto neben mir. Eine Kinderstimme rief meinen Namen. Und schon war der kleine Junge aus dem Auto gesprungen und umarmte mich inniglich. Als Au-pair hatte ich ihn über mehr als zwei Jahre begleitet und ins Herz geschlossen. Ich hatte ihm zu seinem Geburtstag noch wunderschöne Karte geschickt. Gesehen hatten wir uns lange nicht mehr. „Danke, dass Du mir zum Geburtstag geschrieben hast! Ich hab mich soooo gefreut!“ Nachdem er mich erneut ganz fest an sich gedrückt hatte, sagte er weiter: „Du hattest ja auch Geburtstag. Ich hab ganz fest an Dich gedacht.“ Dann holte er zwei Euro aus seiner Hosentasche und sagte: „Hier, das ist mein Geschenk für Dich!“ Zunächst lehnte ich ab, da ich dem Kind dieses Geld nicht wegnehmen wollte. Aber er blieb beharrlich. Und so musste ich es nehmen. Als wir uns verabschiedeten, rief er noch: „Und besuch uns bald mal wieder! Ich vermisse Dich so sehr!“ Mit Tränen der Freude in den Augen blieb ich zurück. Ich hatte mit dem Kind so viel Zeit geteilt und ihm Liebe geschenkt. Und nun durfte ich erfahren, dass die Liebe wirklich bleibt.

Als ich an der Uni ankam, traf ich eine Freundin und lud sie auf ein Eis ein. Sie hatte Zeit und so vervielfachten die zwei Euro auch noch ihre Freude. Ein lebendiger Austausch mit meiner Kollegin war ein weiteres Geschenk. Ich verstand: Der, dem ich hatte in der Messe begegnen wollen, hatte sich zwei Mal unter uns Menschen ereignet, ER in der Mitte der Seinen.