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Hör gut zu!

Wer Ohren hat zu hören, der höre!             
  (Mk 4,9)

Monatsimpuls - 07/2023

Liebe Freunde von go4peace,

gut zuhören zu können, das ist eine echte Kunst, die mit Geld nicht zu bezahlen ist. Gerade wenn uns das Leben Sorgen, Nöte und Herausforderungen zuspielt, dann sehnen wir uns nach jemandem, der einfach da ist, uns zuhört und uns versteht. Das, was wir bisher nur gedacht und in uns hin und her bewegt haben, geht uns beim Erzählen über die Lippen. Wir formulieren, was uns bewegt. Damit wird es klarer und verliert etwas von seiner oft bedrückenden Last. Und vielleicht fragt der Zuhörende behutsam nach und lässt uns durch seine Fragen unser eigenes Herz noch tiefer verstehen. Jesus hatte seinen Freunden erzählt, wie sehr das Reich der Liebe unter uns Menschen wachsen kann, wenn wir gut auf seine Worte hören und sie in unser Herz hinein lassen. „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ hatte er ihnen gesagt. Damit lädt er ein, der oft leisen Stimme seines Wortes zu folgen.

Bei einem Telefonaten mit einem Freund, der an eine neue Arbeitsstelle gekommen war, hatte ich gespürt, wie schlecht es ihm ging. Hinter all seinen Worten verbarg sich eine tiefe Schwermut und Hoffnungslosigkeit. Allein wusste er nicht mehr weiter. Ich spürte: Er brauchte einen Bruder. So hab ich mich auf den Weg zu ihm gemacht. 900 Kilometern waren zu fahren. Als ich ankam, sah ich das alte Haus, in dem er wohnen musste. Das Dach war total undicht, im Erdgeschoss nur Chaos, herumstehende Schränke, Tische und Stühle. Es war eiskalt. Der Wind pfiff durch die Fenster. Keine Küche, keine  Spüle, keine Waschmaschine und alles war dreckig. Was für ein Schock! Er war wie gelähmt. Ich kannte ihn so nicht. Bei einem heißen Tee begannen wir zu überlegen und zu planen. Dann ging’s ans Aufräumen. Am nächsten Tag besorgten wir noch schöne Möbel für sein Arbeits- und sein Schlafzimmer. Nach zwei Tagen war viel geschehen. Als ich zurückfuhr, hatte er Tränen in den Augen. Danke, Meinolf, jetzt habe ich hier ein Zuhause, wo ich mich wohl fühlen kann. Und ich weiß auch schon die nächsten Schritte, die ich machen will. Alles wird gut! Danke, dass Du gekommen bist!“ – Hör gut zu!

für das go4peaceTeam                                   Meinolf Wacker

Erfahrungen des Monats

Es waren volle Tage auf dem Liborifest in Paderborn. Mit unserem Tiny House standen wir direkt am Domturm und begegneten vielen Menschen. Eine kleine Gruppe Jugendlicher Firmbewerberinnen hatte sich auf den Weg zu uns gemacht, um dabei zu sein. Sie gingen über die Kirmes, hatten Freude an dem bunten Leben und verteilten Einladungen ans Tiny House. Während der vielen spontanen Gespräche am Tiny House hatte ich einem Mädchen den Ball zugespielt. Sie erzählte, was es für sie bedeutet hatte, mit dem Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ zu arbeiten und wie persönlich sie sich in den Gesprächsgruppen vor dem Tiny House angesprochen gefühlt hatte. Abends saßen wir noch zu zehnt kurz zusammen und schauten zurück auf die Erfahrungen des Tages. Als sich alle verabschiedeten, blieb die Jugendliche noch zurück. „Wir waren in den Ferien in den Bergen und haben auch Dachau besucht. In einem kleinen Laden habe ich dort einen kleinen Engel aus Metall gefunden. Da musste ich sofort an dich denken und hab ihn für dich gekauft.“ Mit einem Strahlen in ihren Augen drückte sie mit das kleine Geschenk in die Hand. Ich war überwältigt. Ein Eng

Nach dem Sonntagsgottesdienst warteten noch einige Menschen. Mir fiel ein hagerer junger Mann auf, den ich noch nicht kannte, er wartete bis alle anderen gegangen waren. Er stellte sich vor. Er war aus einem zentralasiatischen Land gekommen und mit seiner Frau seit einem Monat in unserer Stadt. Als Fachkraft hatte er Arbeit und Wohnung gefunden. Er wirkte sehr zuvorkommend und sympathisch. Dann begann er zu weinen. Am Vorabend hatte er bei Nachbarn angeklopft, die ihre Musik sehr laut hatten laufen lassen. Diese Nachbarn stammten aus einem orientalischen Land. Beide gehörten der gleichen Religion an. Der angefragte Nachbar war sofort ausfallend geworden und hatte sofort mit Gewalt gedroht. „Muss ich in Deutschland dann die Polizei rufen? Aber dann wird die Situation ja noch schlimmer!“ fragte mich der junge Mann. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte, deshalb bin ich zur Kirche gekommen!“ Sofort verstand ich: Dieses junge Ehepaar braucht eine andere Wohnung. Ich betete zu Jesus: “Hilf mir, denn ich habe ganz wenig Zeit und Wohnungen zu finden ist schwer in dieser Zeit!“ Ich rief jemanden an, in dessen Nähe eine freie Wohnung gesichtet worden war. „ Davon weiß ich nichts!“ sagte er. „Aber ich begleite gerade eine Familie aus Sir Lanka, die aufgrund von zwei Kindern eine größere Wohnung gefunden haben und ihre alte aufgeben. Sie passt total gut für ein junge Ehepaar und liegt in einem ruhigen Wohngebiet! Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich. Schick mir nur den Namen und die Telefonnummer des jungen Mannes.“

Ich wartete auf ein Fahrzeug. Der Fahrer hatte sich in unserer Stadt verfahren. Ein großer Transport, der viel Vorbereitung gekostet hatte, stand an. Ob alles gelingen würde? Ich spürte eine gewisse Anspannung. Ich ging dem erwarteten Fahrzeug zu Fuß entgegen. Auf diesem Weg fiel mir ein noch relativ junger Mann gepflegten Aussehens auf. Ein wenig hilflos schien er mir. Ich sprach ihn an, ob ich ihm helfen könne. Schweren Herzens bat er um ein wenig Geld. Es war ihm merklich peinlich. Für einen Augenblick vergaß ich all meine Anspannung, wandte mich ihm zu und gab ihm mehr, als er erwarten konnte. Mit großen Augen schaute er mich an. „Das ist aber viel! Was für ein Geschenk! Das konnte ich gar nicht erwarten!“ Dann zögerte er und sagte: „Oft bringt uns das Leben in Schwierigkeiten, die wir uns nie ausgemalt hätten!“ In diesem Augenblick kam das erwartete Fahrzeug und ich winkte es heran. Der Beschenkte rief noch kurz: „Danke! Sie haben mir sehr geholfen. Mein Herz ist sehr bewegt!“

Inmitten der jungen Leute taucht an unserem Tiny House auf dem Liborifest in Paderborn auf einmal ein alter Mann auf. Als ich kurz in das House gehe, geht er mir nach. Mit tiefgütigen Augen strahlt er mich an und spricht laut meinen Namen aus. Ich schaue ihn an. Ich kenne ihn, weiß aber seinen Namen nicht mehr. Er hilft mir mit seinem Namen. Wir sind uns vor 33 Jahren das letzte Mal in Jerusalem begegnet. „Wie gut, dass Du Deinem Herzen gefolgt bist und dran geblieben bist an dem, was da wachsen sollte. Ich habe eine ganz Zeit das bunte Treiben am Tiny House verfolgt. Hier heraus spricht das Leben eines lebendigen ehrlichen Miteinanders, für das ich auch gelebt habe. Wie gut, dass Du nicht dem Mainstream gefolgt bist und es so gemacht hast, wie es andere von dir wollten!“ Erstaunt und getroffen stehe ich da. Seine Worte treffen und bewegen mein Herz ganz tief. Ich spüre, wie sehr Gott am Werk ist. Er erzählt mir von Brüchen in seinem Leben. Er hat eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, mitgebracht. Wir kommen über die Holzfigur des Liborius ins Gespräch, die in der Krypta des Paderborner Doms neu aufgestellt ist. Gemeinsam verstehen wir: „Nicht wer moralisch immer vorbildlich gelebt hat, ist vor Gott heilig, sondern wer am meisten vertraut hat!“

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