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Monatsimpuls - 02/2020

Erzähl mal!

Liebe Freunde des Wortes,

es war auf einem Bahnhof spät abends. Einige Leute pöbelten laut herum. Theresa stand am Bahngleis. Eine junge Frau kam auf sie zu – verunsichert und ein wenig verwahrlost. Sie war allein. Sie schien erzählen zu wollen. Theresa entschied sich, zuzuhören. Die junge Frau begann und teilte viel Schweres. Theresa fragte behutsam nach. „Und wie heißt Du?“ fragte die junge Frau nach einiger Zeit? - Als ihr Zug einfuhr, verabschiedete sie sich mit einer Umarmung und ging zur Waggontür. Auf einmal hörte Theresa ihren eigenen Namen: „Danke, Theresa!“ Doch die junge Frau war schon nicht mehr zu sehen.

Ähnlich erging es den zwei Freunden Jesu auf ihrem Weg nach Emmaus. Viel Schweres hatten sie erleben müssen, nun war Jesus – und damit ihre Hoffnung – getötet worden. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Ein – scheinbar fremder – Weggefährte gesellt sich zu ihnen. Er fragt sie: „Was sind das für Dinge, über die ihr da auf eurem Weg miteinander redet?“ Sie packen aus und erzählen alles. Wie gut das tut! Ihr Herz findet wieder Frieden. Es beginnt zu brennen. Der Fremde bleibt noch, bricht ihnen das Brot und dann sehen sie ihn nicht mehr.

Was für ein Geschenk ist es, ein offenes Ohr zu finden! Wenn Du vertrauensvoll erzählen kannst, bringt es Dich in Frieden. Gott hat uns zwei Ohren gegeben, damit wir mehr Hören als zu reden. Wer gut zuhört, bringt Frieden. Lad feinfühlig zum Erzählen ein und wenn es dran ist, frag nach - behutsam. Also, schenk Dein Ohr und lad ein: Erzähl mal! – Tell me!

für das OnWordTeam
Meinolf Wacker

Erfahrungen des Monats

"Nur" eine Suppe

Ich bin mit einer Kursgruppe meiner Universität zu einem Projekt-Aufenthalt in den Niederlanden. Gestern habe ich in unserem Hostel einen ganzen Topf Erbsensuppe zubereitet, damit viele Leute mitessen können.

Heute Abend habe ich es aufgewärmt, weil wir es gestern nicht essen konnten. Ich aß gerade einen Teller Suppe im Gemeinschaftsbereich, als ein Mädchen aus unserem tschechischen Team kam und mir sagte, dass in der Küche ein Mann warte, der die Suppe bezahlen wolle.

Also ging ich in die Küche. Der Mann schön ältere Mann wollte einen Teller nehmen und mir 10 Euro dafür geben. Ich sagte ihm, er sei eingeladen und ich wolle kein Geld dafür. Dann setzte er sich mit der Suppe zu uns an den Tisch. Obwohl er nicht viel Englisch sprach, verstand ich, dass er aus der Türkei stammte und schon seit 50 Jahren in den Niederlanden lebte. Ihm sagte die Suppe so sehr zu, weil ihn der Geschmack an die Suppen erinnerte, die seine Mutter immer in der Türkei für ihre Familie gekocht hatte. Sie war schon vor vielen Jahren verstorben.

Ich hatte nicht die Absicht, diesem Mann einen kostbaren Moment zu schenken. Ich hatte nur eine Suppe gekocht und wollte sie jedem geben, der im Hostel Hunger hatte. Für diesen Mann wurde daraus ein Moment kostbarer Erinnerungen, ein Augenblick voller Liebe. Ich war so glücklich, dass ich diesen Moment für ihn hatte möglich machen können.

Ein Raum öffnete sich...

Einen "Religionsscout" muslimischen Glaubens wollten wir einladen, um unsere Glaubens-Überzeugungen tiefer kennen und austauschen zu lernen. Der Name eines jungen Mannes – mit Wurzeln in Marokko – war mir zugespielt worden. Ich meldete mich via Mail bei ihm und wir vereinbarten einen Kennenlernens-Termin in seinem Studienort. Voller Neugier fuhr ich hin.

Ich traf auf einen sympathischen, freundlichen, sehr dialogfähigen jungen Mann. Wir gingen in ein Café. Sofort öffnete sich – in aller Behutsamkeit - unter uns ein Raum, in dem wir sehr persönlich  miteinander ins Gespräch kamen und viele Dinge aus unseren eigenen Geschichten und unseren Religionen einander anvertrauen konnten. Im Raum dieses lebendigen Miteinanders wurde das Gespräch, das das es vorzubereiten galt, wie von selbst geboren. Als wir auseinandergingen – ich wollte den jungen Mann auf den Kaffee einladen, aber er kam mir zuvor – hatte ich den Eindruck, einem Bruder begegnet zu sein.

ER bewegt Herzen!

Eine Tasse Kaffee stand auf dem Tisch, ein paar Plätzchen daneben – liebevoll hergerichtet. Wir begannen zu erzählen, alles, was uns in den vergangenen Wochen bewegt hatte, kam ins Gespräch. Es hatte eine Zeit tiefer innerer Verunsicherung und Unruhe gegeben. Alles ging einher mit dem Gespür, an bestimmten Punkten versagt zu haben. Ich öffnete mein Herz, so behutsam und einladend, wie ich konnte. Immer weiter zurückliegende Ereignisse kamen ins Gespräch. Ich hörte zu, nahm alles auf. Zerwürfnisse, Ungereimtheiten, Bedrängnisse und Schuld… alles hatte auf einmal Raum unter uns. Das Herz öffnete sich bis in tiefe Abgründe hinein. Sprechen, Schweigen, Tränen. Sprechen, Schweigen, Tränen. Alles durfte sein. Alles kam ins Wort. Alles wurde möglich. Der verborgene Gott zwischen uns. „Darf ich dir im Namen Jesu die befreienden Worte der Vergebung zusagen?“ fragte ich behutsam. Ein vertrauensvolles Nicken. „… ER hat uns Menschen den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung all unserer Sünden…“ Und es geschah. Ein Augenblick tiefster Gnade. ER, der Heilende, der Heiland unter uns.

HE moves hearts!

A cup of coffee was on the table, a few cookies beside it - lovingly prepared. We started to speak, everything that had moved us in the past few weeks got under discussion. There had been a time of deep insecurity and unrest. Everything went hand in hand with the feeling of having failed at certain points. I opened my heart as gently and invitingly as I could. Events going back further and further came into discussion. I listened, taking all in my heart. Quarrels, inconsistencies, afflictions and guilt ... everything suddenly had space between us. The heart opened deep. Speak, silence, tears. Speak, silence, tears. Everything could be. Everything got in the way. Everything became possible. The hidden God in between of us. "May I promise you the liberating words of forgiveness in the name of Jesus?" I asked gently. A trusting nod. "... He sent us the Holy Spirit to forgive all our sins ..." And it happened. A moment of deepest grace. HE, the healer, the Savior among us.

Erinnere, was Gott für Dich getan hat!

Eine unerwartete Enttäuschung hatte mich eine schlaflose Nacht und viel innere Kraft gekostet. Als ich aufstand, spürte ich, wie sehr meine Seele im Dunkel war. Ich wollte meinen Tag nicht von diesem Dunkel bestimmen lassen. Ich nahm das Tagesevangelium zur Hand und las, wie Jesus seinen Jüngern Erfahrungen in Erinnerung rief, die ihnen zum Glauben helfen konnten. So wurde das Motto „Erinnere, was Gott für dich getan hat!“ geboren. Ich nahm mir vor, jeden kleinen Schritt des Tages sehr bewusst und aus Liebe zu tun. Nachmittags hatte ich in einem Flüchtlings-Café zu tun. Auf einmal kam ein junger Afghane ins Café, den ich mehrere Monate nicht mehr gesehen hatte. Freudestrahlend zeigte er mich seinen LKW-Führerschein, den er gerade ausgehändigt bekommen hatte. Ihm und seiner Frau hatte ich auf den ersten Metern seines Lebens in unserem Land sehr helfen können. Ein freundschaftliches Band war zwischen uns gewachsen. Voller Freude und Dankbarkeit nahm er mich fest in den Arm. In diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, dass Gott mich umarmt und mir einen neuen Frieden schenkte.

“Remember what God did for you!”              
An unexpected disappointment had cost me a sleepless night and a lot of inner strength. When I got up, I felt my soul in the dark. I didn't want that this darkness in my heart would rule my day. I picked up the gospel of the day and read how Jesus reminded his disciples of experiences that could help them to believe. This is how the motto “Remember what God did for you!” was born. I decided to do every little step of the day very consciously and out of love. In the afternoon, I was in a refugee café. Suddenly a young Afghan came into the café whom I had not seen for several months. Beaming with joy, he showed me his truck driver's license, which has just been given to him. I had been able to help him and his wife a lot on the first few meters of his life in our country. A friendship had grown between us. Full of joy and gratitude, he hugged me tightly. At that moment I had the impression that God was hugging me and giving me a new peace.

Erzähl mal!

Viele Jahre hatte sie als Messdienerin treu ihren Dienst getan. Dann entschied sie, sich anderweitig zu engagieren. Ich rief sie an und fragte, ob wir noch einen Cappuccino gemeinsam trinken könnten, um ihr DANKE zu sagen. Wir trafen uns in einem Café. Ich lud sie ein zu erzählen. Ganz viel Lebens-Sehnsucht sprudelte aus ihr hervor, sie erzählte von der Schule, von dem Praktikum, das sie gerade machte und von Plänen, die sie im Herzen hatte.

„Und was müsste am Ende Deines Lebens geschehen sein, damit du glücklich bist?“ fragte ich sie. „Weißt du, ich spüre, dass das Leben dich ruft, immer weiter zu gehen. Ich weiß ja nicht, wohin es mich führen wird. Das Leben ist so bunt und so reich. Aber das findest du nur heraus, wenn du dich wagst und wenn du immer neu aufbrichst. Also am Ende werde ich glücklich sein, wenn ich immer neu aufgebrochen bin und das Leben gewagt habe. Ich will nicht sagen müssen: Ach hättest du das doch gewagt – und ich hab’s nicht gemacht.“ Ich schaute in die nachdenklichen und zugleich strahlenden Augen eines jungen Menschen. Ein Augenblick tiefen Glücks.

Gefügt!

Heute hab ich wieder ein Wunder erleben dürfen! Ich bin schon weit über 80 Jahre alt und brauche bei verschiedenen alltäglichen Verrichtungen Hilfe! Statt um 10 Uhr kam heut Morgen die Diakonie schon um 8.30 Uhr – genau zum richtigen Zeitpunkt. So konnte ich noch die Messe halten und war schon früh genug fertig, als der junge Mann, der mir beim Treppensteigen hilft, mich abholte. Was für eine großartige FÜGUNG!

Geteilte Zeit ist geheilte Zeit!

Während unseres Sommercamps in Brno / Ost-Tschechien hatten wir die Bewohner eines Alten-Zentrums besucht und mehrmals Zeit mit ihnen verbracht. Die Freude über diese Begegnungen, die auf den Gesichtern der alten Menschen aufgestrahlt war, hatte ich auch Monate danach noch sehr im Herzen. – In der vergangenen Woche sind zwei Bewohnerinnen dieses Zentrums gestorben. Eine Frau aus diesem Haus rief mich an, um mir das zu erzählen. Auch ihr war die gemeinsam geteilte Zeit so sehr im Herzen geblieben, dass sie den Schmerz über den Tod der beiden mit mir teilen wollte.

During our summer camp in Brno / Eastern Czech Republic we visited the residents of an old people's center and spent time with them several times. The joy of these encounters that shone on the faces of the elderly was still in my heart months later. - Two residents of this center died last week. A woman from this house called me to tell me. The time we shared was so present in her heart that she wanted to share the pain of their death with me.

Jede Begegnung - eine Chance!

Er hatte sich sehr verspätet und es lag noch eine Autofahrt von weit über zwei Stunden vor uns – an einem Freitagnachmittag. Ich wusste, wir würden zu spät sein zu einer Feier, zu der wir uns auf den Weg gemacht hatten. „Bin in fünf Minuten da!“ hörte ich am Telefon. Aus diesen 5 Minuten wurden abermals über 15 Minuten. Wir entschieden, ohne ihn abzufahren. Nach zwei Minuten ein erneuter Anruf. Er hatte sich im Treffpunkt geirrt, wollte aber immer noch gerne mit. „Jede Begegnung – eine Chance!“ kam mir in den Sinn. Ich fuhr auf einen Parkplatz und wartete abermals. Er kam und stieg ein. Vom ersten Augenblick an versuchten wir ganz füreinander da zu sein. Er begann von seinem Hobby – der Imkerei - zu erzählen. Es wurde eine spannende total bereichernde Autofahrt. Mit ganz wenig Verspätung erreichten wir unser Ziel und tauchten ein in die nächsten Begegnungen.

He was very late and there was still a trip by car well over two hours ahead of us - Friday afternoon. I knew we were going to be late for an assembly we were heading to. "I'll be there in five minutes!" I heard on the phone. These 5 minutes became over 15 minutes again. We decided to leave without him. Another call after two minutes. He had been at the wrong meeting point, but still wanted to go with us. "Every encounter - an opportunity!" came to my mind. I drove to a parking place and waited again. He came and got in. From the first moment, we tried to be there one for each other. He started talking about his hobby - beekeeping. It was an exciting, totally enriching drive. We reached our destination with a little delay and plunged into the next encounters.

Liebe macht sich auf den Weg!

Wir standen wenige Stunden vor der Abfahrt zu einem Kongress, auf den ich mich gefreut hatte. Das Wetter war bedrohlich geworden und die kommenden Stunden kündigten einen Orkan an, der mit viel Zerstörungskraft über unser Land fegen würde. Ich dachte an meine alt gewordene Mutter, die allein in ihrem Haus lebte und vor solchen Naturgewalten großen Respekt hatte. „Was würde ich mir in einer solchen Situation wünschen?“ kam mir als Frage ins Herz. Mir war klar, ich wollte dann nicht allein sein. So entschied ich mich, zu ihr zu fahren und meine Planungen zu verändern. Es wurden sehr intensive Stunden, in denen wir viel austauschten und eine große Freude miteinander teilen konnten.

Liebe ohne Absicht

Den ganzen Tag hatte ich Termine in der Gemeinde. Erst eine Klausurtagung im Team und dann noch einen Abendtermin. Immer wieder hatte ich an eine Familie in Damaskus denken müssen, deren Vater im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen war, sich dann aber entschieden hatte, nach einem guten Jahr wieder zu seiner Familie nach Syrien zurück zu kehren.
Er schrieb mir gerade heute, dass es am vergangenen Sonntag einen Luftangriff auf Damaskus gegeben habe, der seine Kinder sehr verängstigt hatte. Für seine Familie war die Situation unerträglich. Spät abends kam mir nochmals das Motto in den Sinn und ich entschied mich, der Familie in Syrien ein paar tröstliche Worte zu schreiben. Sie sollten meine Verbundenheit spüren. Nachdem mir der syrische Freund über eine halbe Stunde beschrieben hatte, wie schwer die Lage für ihn war und dass von Seiten Israels immer wieder Angriffe kämen, las ich auf einmal: „Ehrlich gesagt fühle ich mich sehr wohl, wenn ich mit Ihnen spreche.“ Ein wenig Licht schien auf.

Nur ne viertel Stunde!

Lange hatten wir uns nicht sehen können. Und dann ergab sich eine kurze Möglichkeit in ihrer Uni-Stadt, für 15 Minuten – draußen in der Kälte stehend - einander zu begegnen. Ich fragte nach, was in ihrem Leben gerad so los sei. Sie begann zu erzählen, vom Studium, von einer kleinen Arbeitsstelle, von ihrem Opa, der bald seine letzte Wegstrecke antreten würde, von ihrer Familie, von ihrem Glauben. Alles hatte Platz. Es wurde ein kurzer, herzlicher, tiefer Augenblick.

Am nächsten Tag gingen noch zwei Mails hin und her. Sie schrieb: „Für mich war unser Treffen ein kleiner Himmelsmoment mitten im Alltag. Auch, wenn es nur eine Viertelstunde war, hatte ich doch das Gefühl, diese tiefe Verbundenheit in unserem Austausch zu spüren. Noch auf dem Rückweg nach Hause habe ich darüber nachgedacht - ich glaub ich hab sogar „nachgebetet“ -  wie wunderbar es ist, in jedem Christen einen Bruder/eine Schwester zu treffen. Gestern war irgendwie ein sehr anstrengender Tag, es galt viel zu regeln und zu klären, aber diese 15 Minuten waren voller Ruhe und Frieden, und das war toll.“

Teile Deine Erfahrung!

In unserer Schule fällt ein Flüchtlingskind durch große Unruhe und viele Regelverletzungen auf. Seine Mutter hat die Familie vor einiger Zeit verlassen und sich nie wieder gemeldet. Im Schulgottesdienst bat mich seine Klassenlehrerin, mich neben diesen Jungen zu setzen, weil sie andere Aufgaben hatte und er sein Verhalten kaum kontrollieren konnte. Ich sprach ihn beruhigend an und legte ihm vorsichtig den Arm um die Schulter. Plötzlich entspannte er sich, schmiegte sich an mich und wurde ganz still.

Seitdem kommt er immer wieder im Laufe eines Schultages, um sich Augenblicke des Friedens und etwas Geborgenheit zu holen. Wir kommen im Unterricht gut miteinander aus und er vertraut mir seine Gedanken an. Diese Momente mit dem Jungen sind auch für mich eine große Bereicherung und ein wertvolles Geschenk, das Gott mir gemacht hat.

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