Ich bin glücklich!
Wir saßen am Computer, um einen ersten Live-Stream technisch zu ermöglichen. Leider traten technische Schwierigkeiten auf. Mikro und Kamera waren einfach nicht zu öffnen. Ich folgte in allem den Anweisungen meines Kollegen, aber leider gelang das Öffnen der beiden Instrumente nicht. „Ich bin mit meinem Latein am Ende!“ hörte ich meinen Kollegen immer wieder sagen. Sollte ich aufgeben? fragte ich mich. Das Motto des Tages fiel mir ein: Füll jeden Augenblick mit Liebe. Ich holte einmal tief Luft und versuchte noch zwei andere technische Anwege – mehr spielerisch charismatisch. Auf einmal tat sich ein Weg auf und unser Experiment gelang!
Die Schulen in unserem Bundesland sind geschlossen, ebenso ab heute viele Geschäfte, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Mir tut es sehr weh, dass die Gottesdienste nicht mehr stattfinden und dass den Kindern in der Schule gesagt wurde, sie sollen auf keinen Fall die Großeltern besuchen, weil sie sie sonst in tödliche Gefahr bringen. Das wollen sie natürlich nicht.
Ich gehöre zur Risikogruppe, aber es fällt mir schwer, nicht mehr „unter Leute“ gehen zu können. Nun habe ich eine Menge Bücher, habe Internet, Telefon und WhatsApp und kann auch kleine Spaziergänge machen…
Aber irgendwie war und ist mir das nicht genug. Ich dachte an eine Reihe von älteren Frauen, die das alles nicht haben, auch keine Kinder und Enkelkinder. Ich habe jetzt damit begonnen, einige ältere Leute aus unserem Seniorenkreis anzurufen. Sie sind immer sehr froh, eine Stimme zu hören. Außerdem habe ich in meiner Kirchen-Gemeinde meine Telefonnummer angegeben, um eine Telefonkette zu bilden für Menschen, die einfach mal sprechen wollen.
Füll jeden Augenblick mit Liebe! - Fill every moment with love!
"ER wartet auf Dich!" - Tagesmotto am 14.03.2020
Immer neue Botschaften verschlossener Grenzen, abgesagter Treffen und öffentlicher Veranstaltungen. Der Corona-Virus scheint unsere Welt bis in die letzten Winkel zu prägen. Ich dachte an die Vielen, die ihren Freizeit-Beschäftigungen an diesem Samstag nicht nachkommen konnten – weder in Cafés noch bei Feten und in Fußballstadien. Auf einer längeren Autofahrt beschäftigte mich das Motto des Tages sehr: „ER wartet auf Dich!“ – „Wo wartest DU auf mich?“ begann ich zu fragen. „Auf einmal hatte ich keine Schule mehr und dabei hatte ich mich so sehr auf die letzten Tage meiner Schulzeit gefreut, denn bald mach ich Abi!“ hatte mir ein Mädchen gesagt. Sie saß nun allein zu Haus. Ich verstand: In ihr wartete Gott auf mich. Ich rief sie an. – „Bin jetzt auch für 2 Wochen in Quarantäne!“ hatte ich in einer WhatsApp-Nachricht gelesen. Hier wartete Gott auf mich. Also rief ich an. – Eine ältere Frau, die auf ihr Haus angewiesen ist, konnte nicht mehr allein einkaufen. Also fuhr ich hin und kaufte für sie ein. Eine Studentin schrieb: „ich frag mich in dieser Zeit so oft nach dem Sinn des Lebens!“ Ich schrieb ihr eine längere Mail!
Überall spürte ich Vereinzelung und die tiefe Sehnsucht zu vernetzen, zusammen zu bringen. Aber wie sollte das geschehen? Ich verstand: Es sind allein die Worte Jesu, die Dich immer neu zu diesen Schritten animieren. Viele lebten sie schon mit mir. Aber war das nicht gerade jetzt eine Zeit, in der diese Worte neue Dynamik entwickeln konnten?
Ich rief einen Freund an und erzählte ihm von meinen kleinen Erfahrungen. Im gemeinsamen Gespräch kam uns die Idee: Ab kommender Woche werden unzählig viele Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben müssen. Sie alle haben Hunger nach Leben! Sie wollten wir spüren lassen, dass sie nicht allein sind und dass sie auch zu Hause täglich etwas tun können, was ihrem Leben Sinn gibt. Also: Ab Mittwoch, 18.03.2020, bieten wir jeden Morgen einen kleinen Livestream an mit: Tages-Evangelium – Mini-Erfahrung - Mini-Impuls. Mehr und mehr verstanden wir: ER wartet auf uns!