Ich bin glücklich!
Wir standen wenige Stunden vor der Abfahrt zu einem Kongress, auf den ich mich gefreut hatte. Das Wetter war bedrohlich geworden und die kommenden Stunden kündigten einen Orkan an, der mit viel Zerstörungskraft über unser Land fegen würde. Ich dachte an meine alt gewordene Mutter, die allein in ihrem Haus lebte und vor solchen Naturgewalten großen Respekt hatte. „Was würde ich mir in einer solchen Situation wünschen?“ kam mir als Frage ins Herz. Mir war klar, ich wollte dann nicht allein sein. So entschied ich mich, zu ihr zu fahren und meine Planungen zu verändern. Es wurden sehr intensive Stunden, in denen wir viel austauschten und eine große Freude miteinander teilen konnten.
Viele Jahre hatte sie als Messdienerin treu ihren Dienst getan. Dann entschied sie, sich anderweitig zu engagieren. Ich rief sie an und fragte, ob wir noch einen Cappuccino gemeinsam trinken könnten, um ihr DANKE zu sagen. Wir trafen uns in einem Café. Ich lud sie ein zu erzählen. Ganz viel Lebens-Sehnsucht sprudelte aus ihr hervor, sie erzählte von der Schule, von dem Praktikum, das sie gerade machte und von Plänen, die sie im Herzen hatte.
„Und was müsste am Ende Deines Lebens geschehen sein, damit du glücklich bist?“ fragte ich sie. „Weißt du, ich spüre, dass das Leben dich ruft, immer weiter zu gehen. Ich weiß ja nicht, wohin es mich führen wird. Das Leben ist so bunt und so reich. Aber das findest du nur heraus, wenn du dich wagst und wenn du immer neu aufbrichst. Also am Ende werde ich glücklich sein, wenn ich immer neu aufgebrochen bin und das Leben gewagt habe. Ich will nicht sagen müssen: Ach hättest du das doch gewagt – und ich hab’s nicht gemacht.“ Ich schaute in die nachdenklichen und zugleich strahlenden Augen eines jungen Menschen. Ein Augenblick tiefen Glücks.
Heute hab ich wieder ein Wunder erleben dürfen! Ich bin schon weit über 80 Jahre alt und brauche bei verschiedenen alltäglichen Verrichtungen Hilfe! Statt um 10 Uhr kam heut Morgen die Diakonie schon um 8.30 Uhr – genau zum richtigen Zeitpunkt. So konnte ich noch die Messe halten und war schon früh genug fertig, als der junge Mann, der mir beim Treppensteigen hilft, mich abholte. Was für eine großartige FÜGUNG!
In unserer Schule fällt ein Flüchtlingskind durch große Unruhe und viele Regelverletzungen auf. Seine Mutter hat die Familie vor einiger Zeit verlassen und sich nie wieder gemeldet. Im Schulgottesdienst bat mich seine Klassenlehrerin, mich neben diesen Jungen zu setzen, weil sie andere Aufgaben hatte und er sein Verhalten kaum kontrollieren konnte. Ich sprach ihn beruhigend an und legte ihm vorsichtig den Arm um die Schulter. Plötzlich entspannte er sich, schmiegte sich an mich und wurde ganz still.
Seitdem kommt er immer wieder im Laufe eines Schultages, um sich Augenblicke des Friedens und etwas Geborgenheit zu holen. Wir kommen im Unterricht gut miteinander aus und er vertraut mir seine Gedanken an. Diese Momente mit dem Jungen sind auch für mich eine große Bereicherung und ein wertvolles Geschenk, das Gott mir gemacht hat.