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Ich bin glücklich!

Vertreter der eritreischen Gemeinde, die in unserer katholischen Gemeinde zu Gast ist, hatten um ein Gespräch gebeten und dazu auch einen Geistlichen der syrisch-orthodoxen Kirche eingeladen. - Ich dachte an unser Motto, das immer gilt: Don't stop giving.
Deshalb hatte ich am Tag zuvor einen einfachen Apfelkuchen gekauft, auch weil ich wusste, dass die Gäste strenger fasten als wir. - Als sie zur vereinbarten Begegnung kamen, waren sie alle total überrascht und auch dankbar, dass sie Kaffee, Tee und Kuchen vorfanden. Auch der syrisch-orthodoxe Geistliche war sehr berührt und bedankte sich mehrmals für die Gastfreundschaft. Das Gespräch war sehr offen und verlief in einer sehr guten Atmosphäre -mit Christen aus drei Kirchen...

Als ich heute Morgen aufwachte, fand ich das obige Motto. Es gefiel mir sehr. Ich atmete einmal tief durch und startete dann in den Tag – neugierig, was er mir bringen würde. Im Verlauf eines Uni-Tages kann eine Menge geschehen, oft präsentieren sich Mitstudenten auf Deine Kosten. Sie machen Dich klein um selber gut heraus zu kommen. Das verletzt oft sehr, aber wenn Du Geduld zeigst und zwei Mal nachdenkst, bevor du reagierst, dann zeigst Du wer falsch lag und was falsch war. Du musst dann nicht Schlechtes mit Schlechtem vergelten. Du gehst einfach Deinen Weg und oft versteht dann auch der, der Dich verletzt hat, ein paar Minuten später, was er getan hat. So gibst Du „schweigend“ ein Zeugnis des Lebens Jesu. – Eigenartig, in der letzten Zeit bedrängte mich oft die Frage, was der Sinn meines Lebens sei. Heut wurde es mir so klar gezeigt: Sei eine lebendige Zeugin der Worte Jesu!

Vor einigen Wochen traf ich zum ersten Mal zwei Skater, die auf unserem Kirchplatz hin und wieder trainieren, weil sonst nirgendwo so ein glatter Boden zu finden ist. Beim ersten Treffen hatte ich mit ihnen vereinbart, dass sie nicht die Treppenstufen anspringen sollten, da sonst kleine Teile abplatzen. Heute traf ich die Beiden wieder, als ich vom Einkaufen zu Fuß wieder heim kam. Von ferne beobachtete ich sie. Und tatsächlich, sie sprangen kein Mal die Stufen an. Ich ging zu ihnen hin und begrüßte sie. Sie sagten mir, dass sie sich an meine Worte gehalten hätten. - Ich dachte: Gut, dass ich ihnen mein Vertrauen geschenkt hatte. - Ich habe die Gelegenheit genutzt und ihnen noch einen Handzettel unserer neuen go4peace-App mitgegeben. - Sie würden mal reinschauen, meinten sie…

Ich war die letzten zwei Tage in einem Hostel. Wir waren nur zwei Mädchen im Raum, allein in einer fremden Stadt. Natürlich haben wir jedes Mal, wenn ich in den Raum kam, ein paar Worte gewechselt, mehr aber auch nicht. Ich dachte, das wird so bleiben, bis wir wieder auseinander gehen. Aber am Ende, während der (nicht einmal) zwei Tage, kam es ganz anders. Wir haben ganz viel erzählt.

Wir hatten sehr unterschiedliche Hintergründe - Lu stammt aus China, war ein Einzelkind und arbeitete zehn Jahre lang als Leiter einer Finanzabteilung in einem Luxusresort. Sie lebte in einer Kultur, die sich sehr auf Karriere und Geld konzentrierte und nicht so sehr auf sie als Mensch. Ich hingegen bin mit 4 Geschwistern – an christlichen Werten orientiert - aufgewachsen und studiere internationale Entwicklung.

Wir haben über die Situation in China und viele verschiedene kulturelle und soziale Themen und Wertvorstellungen gesprochen. Als ich mich heute von ihr verabschiedete, umarmten wir uns und ich fühlte in diesem Moment, dass wir wirklich Schwestern sind. Wir haben in nur zwei Tagen eine lebendige und ehrliche Beziehung aufbauen können.