Ich bin glücklich!
In den letzten Wochen hatte ich eine Familie begleitet, die durch die akute Erkrankung des Mannes in arge Bedrängnis gekommen war. Existentielle Not tat sich auf. Ich fand einen Therapeuten, der die Muttersprache der Familie spricht. Er erklärte sich bereit,, uns noch trotz seines überfüllten Terminkalenders zu empfangen. Die Praxis lag nicht gerade in der Nähe, aber ich richtete es ein, dass ich die Familie mit dem Auto bringen konnte. Der Therapeut war sehr um uns bemüht, aber auch überrascht, dass ich mich “persönlich” so um diese Familie kümmerte. Glücklicherweise konnte er dem Mann etwas weiter helfen und die akute Situation deutlich entschärfen. Zwei Mal habe ich den Mann gefahren und beide Male antwortete der Therapeut auf mein Danke für seine investierte Zeit: “Nein, nicht Sie haben zu danken! Ich habe zu danken, dass Sie sich so um meine Landsleute kümmern!” An die Besuche schloss sich noch ein offizieller Schriftwechsel an. Wie sehr war ich überrascht, als ich in dem offiziellen Brief einen kleinen, handschriftlichen Gruß an mich fand! - In mir blieb eine echte Freude, über den Gruß und die beidseits ganz persönliche Begegnung!
Mit meiner Freundin, die mich am Klavier begleitete, hatte ich die erste Präsentation in einer “Weihnachtsklassenstunde” mit einer Arie aus Bach's Weihnachtsoratorium „Schlafe mein Liebster“ einzuspielen. Trotz langem Vorspiel brauchte ich Zeit, um mich in dieses Stück innerlich einzufinden. Mit alle meiner emotionalen und rationalen Kraft versuchte ich mir die Situation des Liedes vorzustellen, die wir im Unterricht erarbeitet haben: Ich sollte mir vorstellen, ich sei Maria und würde Jesus im Arm wiegen. Nach der Präsentation gab mir meine Freundin eine Rückmeldung. Sie sagte mir, sie habe gemerkt, dass ich die technisch anspruchsvolle Alt-Arie im Unterricht gut erarbeitet habe, aber was den Ausdruck anbeträfe, könne ich das noch zärtlicher und liebevoller bringen. Ich weiß, dass es bei Aufführungen gilt, 150% zu geben, damit 100% ankommen. In diesem Augenblick war ich echt enttäuscht über mich, denn ich hatte nicht gezeigt, was in mir steckt! Heute - ein paar Tage später - sprach mich meine Freundin nochmal ganz persönlich drauf an und sagte: „Vertrau dir! Ich weiß, dass du das kannst. Geh mehr aus dir raus! Du brauchst dich nicht verstecken. Hab Mut zum Ausdruck!“ Von meiner Gesangslehrerin hatte ich das schon öfter gehört: “Die Technik läuft, denk jetzt nur an Ausdruck, dann hast du automatisch die richtige Einstellung zum Singen!” Diese Ermutigung tat mir echt gut. Irgendwie hatte ich den Eindruck: Gott nimmt mich in den Arm, ganz persönlich!
Über mehrere Jahre hatte die Schwester eines Pflegedienstes mit großer Treue und Zuverlässigkeit meinen Vater gepflegt. So hatten wir am Krankenbett viel Zeit gemeinsam verbracht und dabei immer eine Menge an Leben geteilt. In diesen adventlichen Tagen kam sie mir wieder neu in den Sinn. So packte ich ein kleines Geschenk sorgfältig ein und legte es vor ihre Haustür - ganz persönlich. Wenige Tage später, als ich bei meiner Mutter vorbei schaute, empfing sie mich schon strahlend auf der Haustür und sagte: “Rat mal, wer mich heute besucht hat?” Ich hatte keine Idee. Und dann erzählte sie, dass die Schwester des Pflegedienstes vorbei gekommen war mit einer kleinen Blume in der Hand und dass sie eine ganze Zeit miteinander geredet hatten.
Es war frühmorgens - ich war auf dem Weg zum Spanisch-Unterricht. Ich hatte noch nicht entschieden, ob ich mit dem Bus fahren oder durch einen naheliegenden Wald laufen sollte, was ungefähr die gleiche Zeit ins Anspruch nimmt. Ich entschied mich für den Wald, nicht ahnend, dass es an diesem Morgen noch sehr dunkel und nebelig war... Das war eine echte Herausforderung für mich, da ich im Dunkeln immer schnell Angst habe. Von weitem schon sah ich den nebeligen Wald. Sollte ich da wirklich durchgehen oder doch besser umkehren? Mein Leitspruch der vergangenen Tage kam mir in den Sinn: “Ich vertraue DIR, Jesus!” Ich entschied mich, durch den Wald zu gehen - mit diesem erweckten Vertrauen im Herzen. Ich betete ein Gesätz des Rosenkranzes. “Der von den Toten auferstanden ist!” Während des Laufens bemerkte ich, dass der Wald gar nicht so dunkel und vernebelt war, wie er von außen ausgeschaut hatte. Ich war völlig überrascht. In diesem Augenblick wurde mir klar, welche Macht die Angst über mich haben kann. Oft versperrt sie Wege, die dunkel erscheinen, in Wahrheit aber gar nicht dunkel sind. Ich spürte in mir Er-Lösung, ja, irgendwie auch Auf-erstehung - die hatte ich ja in dem Rosenkranzgesätz betrachtet und ich pries Gott und sagte ihm: “Ja, Du bist auferstanden, Jesus. Ich vertraue Dir!”