Ich bin glücklich!
Auf einmal redete er nicht mehr. Über Jahre hatte es eine vertrauensvolle Zusammen-Arbeit gegeben. Plötzlich war eine Verwerfung aufgetreten, die für mich nicht zu verstehen war. Auf telefonische Anfragen bzgl. eines Gesprächstermins - auf Anrufbeantworter gesprochen - kamen nur kurze, kalte sms zurück. Die Verwirrung wuchs. Endlich wurde eine Gesprächsvereinbarung möglich. Das Gespräch begann. Mein Gegenüber kam, merklich verwirrt, mit innerlich größter Anspannung. Immer neue Gesprächfetzen wurden in den Verlauf eingebracht. Das Einander-Nicht-Verstehen wurde immer größer. Ein weiterer gemeinsamer Weg schien kaum möglich. Zu viele Verletzungen aus langen Vergangenheiten, schienen die augenblickliche Situation noch zusätzlich aufgeladen zu haben. - Ich ging, um noch eine Flasche Wasser zu holen. Auf dem Weg erinnerte ich mich an unser Motto und betete: “Komm, heiliger Geist!” - Als ich zurückkam hörte ich: “Vergessen wir, was gerade war! Ich mach einen Schritt! Ich werde mich nicht zurückziehen, im Gegenteil. Ich mach weiter - mit Entschiedenheit!”
Es schellt an meiner Tür. Als ich öffne, schaue ich in 8 strahlende Gesichter. Es sind junge Asylantinnen, die aus verschiedenen Ländern der Erde, jede einzelne mit einer äußerst schweren Lebensgeschichte, in unser Land gespült worden sind. Die sprachliche Verständigung war weiterhin schwierig. Ich bitte alle hinein. Ananas-Saft schlägt Brücken. Alle 14 Tage treffen sich diese jungen Frauen - zum Teil mit ihren kleinen Kindern - um zusammen zu sein und um gemeinsam handzuarbeiten. Sie haben mir - zu Geburtstag - ein Geschenk mitgebracht. Ich bin gespannt. Als ich das Papier öffne, traue ich meinen Augen nicht. Sie schenken mir eine Stola - aus vielen kleinen Quadraten zusammen genäht. Jede der Frauen aus dem Iran und Afghanistan, aus Eritrea und dem Kongo hat einige Quadrate gestrickt. Jedes Quadrat erzählt damit die Geschichte einer Flucht und Vertreibung, einer Heimatlosigkeit und Ungeborgenheit und zugleich die Geschichte persönlicher Sehnsucht nach Freiheit. Die meisten der Frauen sind Muslime. Sie haben ehrliche Hilfe und Nähe gespürt und antworten jetzt mit diesem Zeugnis ihrer Liebe. Ich bin ganz gerührt. Ein Zeichen über alle Grenzen hinweg. An diesem Abend verstehe ich: Lebendiges Miteinander ist möglich - und jeder darf bleiben, wie und was er ist - Geschenk des Heiligen Geistes.
“Ich muss Ihnen dringend noch etwas ganz Schönes erzählen!” strahlt mich eine Frau an, die sich sehr für Asylsuchende Menschen in ihrer Stadt einsetzt. Sie gibt seit vielen Jahren Sprachunterricht, um Brücken zu bauen zwischen Menschen verschiedener Kultur. In den vergangenen Wochen war eine Frau aus einem nordafrikanischen Land in unsere Stadt gekommen. Sie hatte ein kleines Kind geboren und mußte es immer mit zum Sprachkurs bringen. Für Mutter und Kind und die anderen Sprachkursteilnehmerinnen führte das häufig zu belastenden Situationen. “Neulich traf ich in der Stadt eine andere Migrantin. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihr von der Situation im Sprachkurs. Sie fragte mich dann, in welchen Zeiträumen ich den Sprachkurs machte. Als sie hörte, dass er auch Montagsmorgens läuft, war ihre sofortige Reaktion: ‘Ach, weißt du, montags im Vormittagsbereich habe ich oft Zeit. Dann komme ich, nehm’ mir die kleinen Kinder und geh mit ihnen Spielen!’ Und heute morgen” - so strahlte mich mein Gegenüber an - “hat sie begonnen!”
‘Eigentlich’ geht’s mir gut! Aber wenn ich genauer hinschaue, ist mein Leben zurzeit angefochten und fragil. Ein ständiges auf und ab. Zwischendurch Angst-Attacken, Panik-Schübe, Verzweiflung, Hilflosigkeit... Aber eine Entdeckung der vergangenen Monate hilft mir und läßt mich Gott in all dem nahe glauben. Es ist das Gebet des Rosenkranzes. In ihm finde ich meine Ruhe und Kraft. Manchmal sitze ich beim Lernen einfach da und habe den Rosenkranz in meiner Hand, nur so... nebenbei lese ich in den Büchern... aber ich halte mich fest an den Perlen und an den Zusagen, die mir dieses Gebet gibt. Vertrauen haben... ja! Das vergesse ich in einer solchen Situation so schnell! Und dann kommen sie wieder, die Zweifel und Unsicherheiten... Schaffst du die Prüfung überhaupt? Hast du das Richtige gelernt? Was ist, wenn.... Gut, dass dann immer wieder die Perlen durch meine Hand gleiten. Und irgendwie geschieht es dann, dass ER kommt, der Heilige Geist und mir neu den Frieden schenkt, den Jesus uns versprochen hat. Ja, komm Heiliger Geist!