Ich bin glücklich!
Liebe Freunde von go4peace,
auf einmal warst du da, geboren ins Leben – nackt und hilflos. Und neben dir waren Menschen, die für dich da waren. Sie haben sich um dich gesorgt, Hebammen, Ärzte, deine Mutter, dein Vater, deine Familie … Ohne dass du es wusstest, haben sie sich für dich verschenkt. So konntest du ins Leben finden, Schritt für Schritt. Irgendwann hast du begonnen zu sprechen, hast den Dingen um dich herum einen Namen gegeben, hast „Mama“ und „Papa“ gesagt. Und dann kam der Augenblick, in dem du lerntest „ich“ zu sagen. Du hast entdeckt, dass du jemand bist, der etwas kann und der sogar dem „DU“ etwas schenken kann. Du maltest Bilder, verschenktest sie, warst glücklich über das Lächeln der Beschenkten. Du schenktest und wurdest beschenkt, du gabst und dir wurde gegeben! (vgl. Lk 6,38) Du entdecktest, wie schön es ist, in Beziehung zu leben, denn dafür sind wir Menschen gemacht. Aus dem „ich“, was sich ans „du“ verschenkt, wird ein lebendiges „wir“.
Mit einem Ehepaar hatte ich mich auf einen Cappuccino getroffen. Eine Jugendliche bediente uns im Café. Sie schien neu im Geschäft und wirkte noch ein wenig scheu. Sie spürte das lebendige Miteinander an unserem Tisch und kam immer wieder, um zu fragen, ob wir noch einen Wunsch hätten. Jedes Mal mühte ich mich, sie ein wenig aufzumuntern und zum Lachen zu bringen. Da wir nach dem Cappuccino Rhabarber-Saft tranken und ich den Saft sehr genoss, scherzte ich, einen „Rhabarber-Verein“ gründen zu wollen. Ob sie auch Interesse habe, beizutreten, fragten wir sie. Sie strahlte. Am Ende schenkte ich ihr unseren Kalender „Worte - wie Sterne in dunkler Zeit“. Beglückt nahm sie ihn entgegen. Als wir das Café verließen, rief sie uns zu: „Danke für Eure Freundlichkeit und schauen Sie mal!“ Dabei wies sie mit dem Finger auf eine Wand neben der Ausgangstür. Dort hing nun der Kalender – wie ein Stern in dunkler Zeit. – Hör nicht auf zu geben! - Don’t stop giving!
für das go4peaceTeam Meinolf Wacker
In einer Mail lese ich: Seit ein paar Tagen begleitete mich der Gedanke: Die Welt ändert sich, wenn ich mich ändere! Heute traf ich einen älteren Mann, der seit vielen Jahren für die Firma meiner Familie arbeitet. Er ist ein ganz lieber Mann – voller Wärme und Demut. Ich war nach einem langen Arbeitstag total müde. Es fiel mir schwer, dem Mann zuzuhören. Auf einmal fiel mir der Gedanke ein: Die Welt ändert sich, wenn ich mich ändere. Plötzlich war ich voller Energie und hellwach und hab ihm zugehört, als ob es meine letzte Tat auf Erden wäre. Der ältere Mann erzählte mir, wie dankbar er für seinen Job ist. Ich ließ ihn wissen, wie wichtig er für unsere Firma ist. Er konnte das kaum glauben. Ich blieb dran und konnte ihn überzeugen, dass seine Arbeit, unser Firmengelände täglich aufzuräumen, so wichtig für alle ist. Es ist ein Geschenk für jeden, der vorbei geht.
Über Jahre waren wir in einem Kreis als Priester gemeinsam unterwegs gewesen. Dann hatte ich ihn längere Zeit nicht gesehen. Er war einem anderen Pfad gefolgt. Vor wenigen Tagen hatten wir offen eingeladen, den Projekthorizont navi4life für junge Menschen kennenzulernen. Auf einmal sah ich sein Gesicht wieder – voller Freude. Wir begannen mit einem persönlichen Austausch unter den Brüdern, die gekommen waren. Er erzählte. „Ich wollte mal was Neues ausprobieren, einem anderen spirituellen Weg folgen. Doch auf diesem Weg gelang es nie, in einen echten ehrlichen Austausch zu kommen. Den hab ich von Monat zu Monat mehr vermisst, weil mein Herz gespürt hat: Wenn wir so offen und ehrlich voneinander erzählen, dann ist Jesus immer da. Jetzt, da ich bei euch bin, spüre ich das so tief und mein Herz ist wieder in der Freude. Ich bin wieder da!“
Was soll ich nur wieder predigen, fragte ich mich am Samstagmorgen. Die „ungerechte Geschichte“ der Arbeiter im Weinberg, die trotz unterschiedlicher Arbeitszeiten alle einen Denar bekommen, war mir aufgegeben. Mit diesen Gedanken im Herzen ging ich durch unsere Stadt, in der ein Flohmarkt veranstaltet wurde. Ich schlenderte zwischen den Ständen hindurch, an denen viele Kinder ihre Waren anboten. Hinter einem Tisch sah ich einen kleinen Jungen stehen, der ein wenig traurig ausschaute. "Na, läuft das Geschäft?" fragte ich ihn. Dann erklärte er mir, wenn ich mein Fahrrad und meinen Rucksack verkauft bekomme, dann war der Tag gut. Aber bisher habe ich noch fast nichts verkauft. Dann schaute er ganz traurig in die Weltgeschichte. Ich sagte ihm: "Und ich muss heute dringend was bei Dir kaufen!" Dann zeigte er mir all seine Spielzeuge, die er nicht mehr brauchte. Ich entschied mich für ein älteres Holzspielzeug und kaufte es ihm ab. Er war total glücklich. Als ich ging, winkte er mir heftig hinterher. Wieder zu Hause, war das Thema meiner Predigt klar: Gott fragt nicht: Was hat der einzelne verdient? Sondern: Was braucht der einzelne?