Ich bin glücklich!
Diese Woche habe ich begonnen, einer jungen aus Zentralasien geflüchteten Frau bei ihren schriftlichen Aufgaben für ihre Ausbildung zu helfen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in einer kleinen Wohnung. Heute Abend bin ich hundemüde, aber absolut glücklich. Ich darf erleben, wie sich diese tapfere junge Frau mit einer unglaublich belastenden Vergangenheit ohne eine einzige ruhige Ecke zum Arbeiten mit lebhaften, kleinen Kindern, mit ihrem Mann durchs Leben kämpft. Sie kann kaum 10 Minuten am Stück arbeiten und muss mit Ansprüchen in ihrer Ausbildung fertig werden, die in dieser Situation nur schwer zu bewältigen sind. Trotzdem geht sie immer liebevoll und geduldig mit ihren Kindern um. Diese junge Mutter ist so herzlich und rührend! Ich werde für diese Familie da sein. Die junge Frau wird ihre Ausbildung schaffen und als Pädagogin ein Lichtblick für viele Kinder sein!
Von einem Berufskolleg war angefragt worden, ob ein paar Video-Aufnahmen möglich wären, um go4peace vorzustellen. Neugierig hatte ich nachgefragt. Das Thema „Stütze“ sei ihnen – einer 4-köpfigen Studentengruppe - als Studienarbeit aufgegeben worden und sie hätten go4peace erlebt als eine Stütze für viele Menschen. So würden sie gern mit uns drehen. Ob das möglich sei? Gern hatte ich eingewilligt. Vor gut einem halben Jahr waren die Video-Aufnahmen gemacht worden. Dann wurde es ruhig um die jungen Leute. Für mich unerwartet kam zu Beginn des neuen Jahres die Information, die Sendung sei im Lokalfernsehen ausgestrahlt worden. Sie schickten mir den Link zu. Gespannt schaute ich mir die halbstündige Sendung mit 5 unterschiedlichen Beiträgen zum Thema „Stütze“ an. Ich war beeindruckt von der Arbeit der jungen Studierenden. Aus all dem aufgenommenen Material hatten sie mit viel Geschick die Botschaft von go4peace gut verstanden und zusammen gestellt. Dankbaren Herzens ließ ich sie das wissen.
Ich möchte eine Geschichte über den starken Glauben einer Frau in der Ukraine erzählen. In den letzten Tagen fuhr ich mit dem Zug zu meinen Eltern. Eine Frau saß neben mir. Sie war traurig. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass ihr Sohn seit März 2022 in russischer Gefangenschaft ist und sie seit 5 Monaten nicht mehr mit ihm gesprochen hat. Sie wartet nur... und sie glaubt, dass er am Leben ist und bald zurückkehren wird. Ihre Geschichte und ihr starker Glaube haben mich tief bewegt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich wollte sie unterstützen. Ich nahm ihre Hand und sagte: "Öffne dein Herz für Gott, erzähle ihm von deinem Schmerz und er kann ihn heilen." Danach bot ich ihr an, gemeinsam zu beten. Wir beteten ... und weinten ... Als es Zeit war, sich zu verabschieden, sagte sie zu mir: "Ich danke Dir! Jetzt glaube ich noch mehr an seine Freiheit."
Der erste Tag des neuen Jahres 2023 ist angebrochen. Noch ist es still. Eine Erkältung hat mich im Griff. Unten im Haus brennt noch immer das Licht von Bethlehem. Es hat über die Jahreswende geleuchtet. Es will beschützt und geborgen sein, wie das Leben und der Friede. Ein leichter Windstoß schon bläst es aus. Die Sehnsucht, auch dieses Jahr mit vielen konkret für den Frieden in unserem Umfeld und in der Weite Europas zu leben erfüllt mein Herz – go4peace!
In einer WhatsApp-Nachricht lese ich ein Wort, angelehnt an Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ In der Silvesternacht waren wir in einem Zoom-meeting mit jungen Leuten aus Albanien, Norwegen, Belgien, Slowenien, Deutschland und der Ukraine verbunden gewesen. Gelebte Nähe! Mehrere junge Leute aus der kriegsgebeutelten Ukraine hatten den brennenden Wunsch gehabt, mit uns zu sein. Aber wegen fehlender Stromversorgung oder fehlender Internetverbindung konnten sie nicht teilnehmen. Viele aus scheinbar sicheren Ländern Europas hätten dabei sein können, hatten sich jedoch entschuldigt. Sie feierten ihren Jahresübergang. Bei allem Verständnis hatte das mein Herz traurig gemacht. Wie sehr zählt doch in solchen schweren Stunden das einfache Zeichen des Daseins – oft ohne viele Worte! Es lässt verstehen: „Du bist nicht vergessen!“ Nach unserem Treffen schrieb ein junger Priester aus der Ukraine, der schon im neuen Jahr angekommen war: „Danke, dass ich das neue Jahr in dieser gelebten Verbundenheit begrüßen durfte. Das war sehr wichtig für mich!“
Zwei Jugendliche aus Armenien melden sich: „Dein Päckchen mit den beiden Logbüchern ist nach über drei Monaten bei uns angekommen. Welche Freude! Danke, dass Du uns nicht vergessen hast!“
In einem Buch von Ruth Pfau, einer bereits verstorbenen deutschen Lepraärztin in Pakistan und Afghanistan, hatte ich von einer Mail gelesen, die sie in den 90ger Jahren aus Bagdad erreicht hatte. Der Irak-Krieg war gerade ausgebrochen. Eine Gruppe junger Menschen hatte ihr aus Bagdad „a simple message – eine ganz einfache Nachricht“ geschickt. Diese Jugendlichen halfen bereits seit längerer Zeit Familien in schwierigen Situationen und machten Krankenhausbesuche. Sie schrieben: „We wanted to let you know: we are peace and we are present!“ – „Wir möchten Euch wissen lassen: Wir leben für den Frieden und wir sind hier!“
Allein darum geht es: Den Frieden leben. Und da zu sein.