Ich bin glücklich!
Liebe Freunde des Wortes,
ist ja gar nicht so alltäglich, dass dich jemand fragt: Liebst du mich? – „Erlaubt“ ist so eine Frage nur unter Menschen, die verliebt sind. Vermutlich ist also der, der diese Frage stellt, „verliebt“! Wisst ihr, wer diese Frage stellt? – Es ist Jesus und er fragt einen seiner engsten Freunde: „Petrus, liebst du mich?“ Dieser hatte wenige Tage vorher Jesus drei Mal verraten. „Du weißt, dass ich dich lieb habe!“ gibt Petrus zur Antwort – auch drei Mal. Damit gibt er sein „Credo“, er sagt Jesus: „Ich-geb-dir-mein-Herz“!
Eine junge Studentin hatte an Exerzitien teilgenommen. Am letzten Abend, so erzählte sie, hatte der Pater über das Evangelium vom reichen Jüngling gepredigt. Was er sagte, wurde zu ihrer ‚take-home message‘. Es ging um die Frage, was „schlimm“ oder „gefährlich“ am Reichtum ist. „Reichtum macht unfrei. Denn wer reich ist, hat etwas zu verlieren,“ hatte sie gehört und dann schrieb sie: „Wie oft ist mir in den letzten Tagen dieser Satz in den Sinn gekommen! Ich selber bin so überreich von Gott beschenkt (so crazily loved!) und das ist toll. Ich hab all das nicht ‚verdient‘! Es kam „gratis“ – aus Gnade. Aber wie schnell bin ich geneigt, mich daran fest zu machen. Dann bin ich auf einmal ‚reich‘, wie der Jüngling. Wenn Jesus dann anruft, wird er nur ein Besetzt-Zeichen hören. Als ich das verstand, kam mir als Impuls: ‚Gib Jesus doch, woran du hängst!‘ Und so habe ich gebetet: ‚Herr, ich gebe alles in deine Hände, dein Wille geschehe!‘ Dieses Gebet hat eine große Freude in mir hervor gebracht. Auf einmal war mir klar: Wenn ich Gott alles schenke, dann gibt er mir Sein Alles, sich selber. Die Freude, die auf einmal in mir war, war Spur seiner Nähe!“
Liebe Freunde des Wortes, unser Herz ist geneigt, sich schnell an etwas fest zu machen, was nicht Gott ist. Dann ist es besetzt, voll – eben „reich“. Es bleibt dann kaum noch Platz für Gott. Haben wir den Mut, unser Herz immer wieder leer zu machen und es IHM zu schenken. Er will es füllen mit echter Liebe, denn er ist verliebt in dich! Sag’s ihm Tag für Tag neu: Credo – ich geb‘ Dir mein Herz! Credo – I give you my heart!
für das OnWordTeam
Meinolf Wacker
Liebe Freunde des Wortes,
es gibt Augenblicke im Leben eines Menschen, in denen dein Herz so tief angerührt ist, dass du von jetzt auf gleich weißt, wofür Du gemacht bist. - Von einem solchen Augenblick, der freilich geschenkt wird, erzählt Ruth Pfau, die deutsche Lepra-Ärztin in Pakistan, die am 10.08.2017 mit 87 Jahren verstorben ist.
Es war in einem ärmlichen Behandlungsraum in Karachi, aus alten Holzkisten zusammengenagelt, ohne Wasser und Strom. Nur zwei winzige Fenster. Der Raum voller Menschen, dazu unerträgliche Hitze, Gestank und Lärm. Und Fliegen, überall Fliegen. In diesem Bretterverschlag begegnete Ruth Pfau einem jungen Mann, der – ohne Arme und Beine – lethargisch über den Boden kroch. Er erwartete nichts mehr vom Leben. Er hatte seiner Entwürdigung zugestimmt und resigniert. Als Ruth Pfau das sah, überkam sie ein „heiliger Zorn“. „Das kann so nicht weitergehen“ flüsterte sie einer Mitschwester zu, „irgendetwas werden wir tun!“- „Es war, wie wenn man seine große Liebe trifft: ein für alle Mal. Dies war nun entschieden und galt für immer,“ ist in ihrem Tagebuch zu lesen.
In diesen Augenblicken fühlte sie sich angegangen von Jesus. Ihm hatte sie sich Jahre zuvor geschenkt, „trunken vor Glück, Ihm zu gehören, bedingungslos, mit geschlossenen Augen und singendem Herzen und einem wilden, zärtlichen tanzenden Glück“, wie sie schrieb. Und jetzt entdeckte sie Ihn in den Wunden ihrer Zeit.
Auch Thomas, einem der Apostel, hatte Jesus – unerwartet - seine Wunden gezeigt. Thomas war eingeladen, sie zu berühren. Dabei war ihm klar geworden: Dieser verwundete Mensch war Jesus! Er rief ihn, Ihm nahe zu kommen und seine Wunden zu berühren. Diese – fast zärtliche - Nähe ließ Thomas sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ Ihm wollte er von nun an folgen, Tag für Tag, Augenblick für Augenblick. Sagen wir mit Thomas immer neu: Mit DIR durchs Leben! – Going through life with you! – Dann schenkt er jedem von uns die Nähe, Klarheit und Entschiedenheit, nach der wir uns sehnen.
für das OnWordTeam
Meinolf Wacker
Liebe Freunde des Wortes,
es gibt Worte, die – kaum ausgesprochen – uns zutiefst berühren und bewegen. Auf einmal geht uns ein Wort so sehr an, dass nicht mehr wir die Handelnden sind, vielmehr lebt uns das Wort. Es bewegt uns.
Ein schrecklicher Krieg hatte in den 90ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Herzen Europas viel Zerstörung angerichtet. Ganze Landstriche waren entvölkert. Der deutsche Kardinal Lehmann, vor wenigen Tagen verstorben, fragte in einer Predigt, ob nicht der Wiederaufbau dieses Landes eine Herausforderung für deutsche Jugendliche sein könne. Dieses Wort fiel in mir auf fruchtbaren Boden, zumal mir der Krieg auf unserem Kontinent sehr nah gegangen war. Dieses Wort ließ mich nicht mehr los. Es wirkte in mir und bewirkte, dass wir wenig später mit jungen Leuten aus verschiedenen Ländern aufbrachen, um Begegnungs- und Wiederaufbau-Arbeit zu leisten. Mittlerweile sind über 800 junge Menschen aus 20 verschiedenen Ländern auf diesem Friedensweg unterwegs gewesen und das Jugendzentrum Johannes Paul II. in Sarajevo ist daraus entstanden.
Auch Maria war ein Wort zugesagt worden, das sie zutiefst getroffen und bewegt hatte. Sie hatte gehört, sie solle einen Sohn gebären und ihn Jesus nennen. Sie konnte es kaum glauben, da sie mit ihrem Verlobten Josef noch nicht zusammen gekommen war. Bekräftigend wurde ihr dann zugesagt: „Für Gott ist nichts unmöglich!“ (Lk 1,37) In all dem Unfassbaren spürte sie Gott am Werk und konnte auf einmal voller Vertrauen zu dem Boten Gottes sagen: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast!“
Liebe Freunde des Wortes, die großen Dinge des Lebens liegen meist nicht in unserer Hand, sie ereignen sich! Sie geschehen an uns! Wie gut ist es, wenn wir dem Leben trauen und zu sagen gelernt haben: „Mir geschehe!“ – „Let it happen to me!“
für das OnWordTeam
Meinolf Wacker
Liebe Freunde des Wortes,
Schmerzen und Wunden – wer will das schon? Am liebsten gehen wir ihnen aus dem Weg! Dass sie „Geschenk der Liebe“ sein können, wie es in einem Lied heißt, will uns nicht so leicht in den Kopf!
Pater Rainer, ein franziskanischer Bruder, hat mir geholfen, das tiefer zu entdecken. Als ich ihn vor einigen Wochen kennen lernte, fand ich ihn in einem alten Lehnstuhl liegen. Seine Augen fielen mir auf. Sie waren wie Edelsteine und strahlten eine tiefe Freude aus. Schnell kamen wir ins Gespräch. Vor 17 Jahren hatte er einen schweren Auto-Unfall gehabt. Er hatte am Lenkrad eines Kleinbusses gesessen. Während der Fahrt platzte ein Vorderreifen. Als Pater Rainer den Knall der Explosion hörte, war ihm ein Wort aus dem Evangelium in den Sinn gekommen. Jesus hatte zu den Soldaten, die ihn gefangen nehmen wollten, im Hinblick auf seine Freunde gesagt: „Wenn ihr mich sucht, lasst diese gehen!“ Dieses Wort hatte Pater Rainer inspiriert, Jesus zu sagen: „Wenn Du mich suchst, lass den Brüdern im Auto nichts geschehen.“ Dann war der Wagen ins Schleudern geraten. Niemandem im Auto war etwas passiert, nur Rainer konnte sich aufgrund einer Verletzung an der Wirbelsäule nicht mehr bewegen. 17 Monate verbrachte er in Krankenhäusern. Ein wenig Beweglichkeit wurde ihm zurück geschenkt. Doch seit dem Unfall hatte er ständig Schmerzen. „Weißt Du“, ließ er mich verstehen, „ich hab nie gefragt: Warum ich? Denn ich habe sofort verstanden: In diesem Schmerz kann ich Jesus meine Liebe zeigen, Augenblick für Augenblick neu. Ich schenk IHM jeden Schmerz!“ Ganz berührt schaute ich in seine strahlenden Augen. Ich „sah“ eine Liebe zu Jesus aufleuchten, wie ich sie selten erlebt hatte.
Liebe Freunde des Wortes, Pater Rainer hat mich gelehrt, dass jeder Schmerz und jede Wunde zu einem Ort der Begegnung werden kann. So wie der Apostel Thomas von Jesus eingeladen wurde, dessen Wunden zu berühren, kann ich in meinen Wunden Jesus nahe sein. ER klopft an – in meinem Schmerz. Machen wir jeden einzelnen Schmerz zu einem Geschenk für Jesus. So werden Wunden – Orte der Begegnung. Wounds – places of encounter.
für das OnWordTeam
Meinolf Wacker