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Monatsimpuls - 07/2018

Wunden – Orte der Begegnung

Liebe Freunde des Wortes,

Schmerzen und Wunden – wer will das schon? Am liebsten gehen wir ihnen aus dem Weg! Dass sie „Geschenk der Liebe“ sein können, wie es in einem Lied heißt, will uns nicht so leicht in den Kopf!

Pater Rainer, ein franziskanischer Bruder, hat mir geholfen, das tiefer zu entdecken. Als ich ihn vor einigen Wochen kennen lernte, fand ich ihn in einem alten Lehnstuhl liegen. Seine Augen fielen mir auf. Sie waren wie Edelsteine und strahlten eine tiefe Freude aus. Schnell kamen wir ins Gespräch. Vor 17 Jahren hatte er einen schweren Auto-Unfall gehabt. Er hatte am Lenkrad eines Kleinbusses gesessen. Während der Fahrt platzte ein Vorderreifen. Als Pater Rainer den Knall der Explosion hörte, war ihm ein Wort aus dem Evangelium in den Sinn gekommen. Jesus hatte zu den Soldaten, die ihn gefangen nehmen wollten, im Hinblick auf seine Freunde gesagt: „Wenn ihr mich sucht, lasst diese gehen!“ Dieses Wort hatte Pater Rainer inspiriert, Jesus zu sagen: „Wenn Du mich suchst, lass den Brüdern im Auto nichts geschehen.“ Dann war der Wagen ins Schleudern geraten. Niemandem im Auto war etwas passiert, nur Rainer konnte sich aufgrund einer Verletzung an der Wirbelsäule nicht mehr bewegen. 17 Monate verbrachte er in Krankenhäusern. Ein wenig Beweglichkeit wurde ihm zurück geschenkt. Doch seit dem Unfall hatte er ständig Schmerzen. „Weißt Du“, ließ er mich verstehen, „ich hab nie gefragt: Warum ich? Denn ich habe sofort verstanden: In diesem Schmerz kann ich Jesus meine Liebe zeigen, Augenblick für Augenblick neu. Ich schenk IHM jeden Schmerz!“ Ganz berührt schaute ich in seine strahlenden Augen. Ich „sah“ eine Liebe zu Jesus aufleuchten, wie ich sie selten erlebt hatte. 

Liebe Freunde des Wortes, Pater Rainer hat mich gelehrt, dass jeder Schmerz und jede Wunde zu einem Ort der Begegnung werden kann. So wie der Apostel Thomas von Jesus eingeladen wurde, dessen Wunden zu berühren, kann ich in meinen Wunden Jesus nahe sein. ER klopft an – in meinem Schmerz. Machen wir jeden einzelnen Schmerz zu einem Geschenk für Jesus. So werden Wunden – Orte der Begegnung.  Wounds – places of encounter.

für das OnWordTeam
Meinolf Wacker

Erfahrungen des Monats

Lass dich HEUTE berühren!

"Lass dich HEUTE berühren", war das Motto des gestrigen Tages. Letzten Samstag ist eine Bewohnerin meiner Alteneinrichtung verstorben. Am Geburtstag ihrer Tochter. In den Tagen davor habe ich viele Stunden an ihrem Bett gesessen in der Nacht ihres Heimgangs bis nachts um zwölf, bis sie ein wenig ruhiger war und die Nachtschwester alle wichtigen Dinge soweit erledigt hatte, dass sie öfter nach ihr schauen konnte.

Am Donnerstag zuvor haben wir mit der Familie an ihrem Bett die Krankensalbung gefeiert. Am Samstagmorgen am Bett der Verstorbenen mit zwei Pflegekräften und der engsten Familie gebetet.

Jetzt am Donnerstag sollte die Auferstehungsmesse sein. Ich habe Urlaub, genoß das Ausschlafen, da momentanen Umbrüche in meinem Leben mich viel Kraft kosten. Es war sehr heiß und ich hatte entgegen meines ursprünglichem Vorhabens, in diese Messe zu gehen und auch die Lesung zu übernehmen, ernsthaft überlegt,  liegen zu bleiben und nicht zur Kirche zu gehen.

Aber der Gedanke auch in dieser Messsituation den Angehörigen nahe zu sein, von denen ich mitbekommen habe, dass ihnen das Gebet, die Krankensalbung und jetzt auch die Messe wichtig für ihre Mutter war, sie aber aus verschiedenen Gründen sehr unsicher in all diesen Dingen sind, und die vielen Stunden des Begleitens ihrer Mutter, berührte mich. So stand ich auf und ging zur Messe.

Als die Messe begann, war niemand der Angehörigen da, ganz hinten saßen zwei Menschen, von denen wir nicht genau wussten gehörten sie zur "Trauergemeinde"? Der Priester fragte mich ob jemand da sei, ich antwortete vielleicht die zwei. Wir feierten mit den Leuten aus der Gemeinde, die da waren die Auferstehungsmesse für die verstorbene Bewohnerin. Ich konnte nicht verstehen, warum da jetzt niemand da war, ließ das aber los und konnte mit ganzem Herzen für meine Bewohnerin und für die Angehörigen diese Messe feiern.

Nach der Messe sprach ich noch einige Zeit mit Thorsten und als ich um kurz vor zehn ging, sah ich eine kleine Enkeltochter, die auch bei der Krankensalbung dabei war, über den Parkplatz kommen. Ich stutzte, ging näher und sah, die Familie mit acht Leuten am Auto auf dem Parkplatz stehen, sie wollten zur Messe, das war klar ersichtlich. Ich ging hin begrüßte sie und sagte ihnen, dass die Messe schon war, sie zu spät sind. Wir die Messe für ihre Mutter jetzt alleine gefeiert haben und war eigentlich ein wenig "pikiert innerlich", wie man zu so einem Anlass die Uhrzeit verwechseln kann...

Aber die wirklich echte Betroffenheit  in ihren Augen über diese Verwechslung, berührte mich und ich dachte SO kann ich sie jetzt auch nicht gehen lassen. Die Trauernden zu trösten.... Ich bot ihnen an, dass wir zusammen in der Kirche noch für ihre Mutter beten und im Rahmen wie in einer "Hauskommunion" auch die Kommunion empfangen könnten.

So standen wir alle zusammen im Kreis vor dem Altar, ich habe frei ein Gebet gesprochen, zusammen mit ihnen das Vater unser und das Gegrüßet seist du Maria, sie haben die Kommunion empfangen, ich noch ein freies Dankgebet gesprochen. Es war eine ganz dichte Atmosphäre, in der Jesus wirklich gegenwärtig spürbar war. Ich habe die Tochter, an deren Geburtstag die Mutter gestorben war und die die deutsche mehr schlecht als recht versteht beziehungsweise noch schlechter spricht, in den Arm genommen. Die Betroffenheit und Traurigkeit in ihren Augen war einem frohen und warmherzigen Blick gewichen. Sie bedankte sich sehr und auch die Blicke und Umarmungen der anderen Familienmitglieder sprachen Bände.

Sie fragten, ob sie noch bei der Pieta Kerzen anzünden dürften... und sie haben das dann noch in aller Ruhe getan und auch dort noch im Gebet verweilt. Ich ging derweil zu meinem Auto und fuhr in einer echten Freude nach Hause. In einer echten Freude darüber, dass Jesus in dieser Situation gegenwärtig sein konnte. Das eine Erfahrung der Liebe Gottes für die Angehörigen sein durfte, in ihre Betroffenheit und Verschämtheit sich so vertan zu haben hinein und ihrer Trauer.

Hätte ich mich gestern Morgen NICHT "berühren lassen" und wäre liegengeblieben, hätte ich mich von der Betroffenheit in den Augen der Familie NICHT "berühren lassen".... 

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