Ich bin glücklich!
In den Nachrichten hatte ich von Balkontreffen in Italien gehört. Das berührte mich zutiefst. Heute Mittag traf ich Edelgard, meine 89jährige Nachbarin, die von ihrem täglichen Spaziergang zurückkehrte. Ich erzählte ihr von der Idee, das Balkonsingen auch bei uns ausprobieren zu wollen. Als ich gegen 16.20 Uhr selber vom Wandern zurückkam, hörte ich von verschärften Corona Regeln. Sofort stand der Entschluss, Kopien von "Ode an die Freude" zu machen, um gemeinsam mit meinen Nachbarn Gemeinschaft auf Distanz leben zu können. Ich klopfte an alle Türen. Edelgard, hatte auch noch eine Familie aus dem Nachbarhaus eingeladen. Ein Mädchen dieser Familie hatte heute Geburtstag, sie wollte mitsingen. Spontan kopierte ich noch "Heute kann es regnen, stürmen oder schneien" als zweites Stück. Zu unserem Balkontreffen rief ich noch ein befreundetes Ehepaar an, mailte Ihnen die Noten und stellte den Lautsprecher am Telefon auf laut. So konnten auch die beiden mit uns Singen. Zwei Nachbarn begleiteten unseren Spontan-Chor am Keyboard. Was für eine Dynamik! - Lass das Neue zu! - Auch wenn meine Nachbarn unser Motto nicht kannten, haben wir es gemeinsam gelebt und vielleicht öffnen morgen noch mehr ihre Fenster und singen mit...
Steh auf! - Get up!
Beiläufig erzählte ich beim morgendlichen Telefonat mit meiner Mutter von unserem Motto für den Tag: „ich4dich“. Als sie das hörte, fiel ihr eine Erinnerung an das Jahr 1945 ein. Ihr Vater – mein Opa – war in den letzten Märztagen mit Möhren-Samen auf eines der Felder der Familie gegangen. Er hatte seine Familie wissen lassen: „Ich säe schon mal etwas für den Sommer aus, damit wir dann auch was zu essen haben!“ Während er diesen Dienst für sei e Familie tat, kamen feindliche Flugzeuge und er geriet ins große Gefahr. Aber ihm geschah nichts!
Diese geteilte Erinnerung gab mir einen richtigen Schub für den Tag. Mein Opa, der mir noch lebendig vor Augen stand, hatte sein Leben für seine große Familie eingesetzt. Er war mir plötzlich sehr nah und Vorbild für meinen Tag. Eine junge Ärztin aus Tirana meldete sich und bat um ein Empfehlungsschreiben, das sie an unseren Camps teilgenommen hatte. Ich verfasste ihr eine richtig gute Darstellung. Ein syrischer Flüchtling fragte für sich und seine Freunde ebenfalls um ein Bestätigungs-Schreiben für ehrenamtlich geleistete Arbeit und um ein Empfehlungsschreiben für eine Studienstiftung. Wieder gab Gott mir die Chance, das Motto zu leben. Ein Mädchen hatte Geburtstag und konnte wegen des Corona-Virus nicht feiern. Ich erstand ein kleines Geschenk, schrieb ihr einen Kartengruß und legte es ihr vor die Haustür. Eine weitere Studentin fiel mir ein, die aufgrund der Corona-Krise mit ihrer Zukunftsplanung nur schwer weiter kam. Es gelang mir, ihr einen Weg aufzuweisen, wie sie noch etwas Geld verdienen konnte. Als ich dann abends vor Jesus in der Kirche kniete, fühlte ich eine tiefe Verbundenheit – mit meinem Opa, mit meiner Mutter, mit Jesus und mit all denen, für die ich hatte leben dürfen.
I casually told my mother about our motto for the day: "ich4dich". When she heard that, she remembered 1945. Her father - my grandpa - had gone to one of the family's fields with carrot seeds in the last days of March. He had let his family know: "I'll sow something for the summer so we can have something to eat!" While he was doing this service for his family, enemy planes came and he was in great danger. But nothing happened to him!
This shared memory gave me a real boost for the day. My grandfather, who was still in my remembering, had committed his life to his large family. He was suddenly very close to me and a certain “push” for my day. A young doctor from Tirana came forward and asked for a letter of recommendation that she had participated in our go4peace camps. I wrote her a good account. A Syrian refugee also asked for a letter of confirmation for volunteer work and a letter of recommendation for a study foundation for himself and his friends. Again, God gave me the chance to live the motto. A girl had her birthday and could not celebrate because of the corona virus. I bought a small gift, wrote her a card and put it on her doorstep. Another student occurred to me, who was having trouble planning her future because of the Corona crisis. I managed to show her a way to make some more money. When I knelt in the church in the evening before Jesus, I felt a deep connection - with my grandfather, with my mother, with Jesus and with all those for whom I had been allowed to live.
Wir hatten uns vorgenommen – in Zeiten von Corona – Abend für Abend die kleinen wertvollen Augenblicke miteinander zu teilen. Ich rief meine Mutter an und fragte nach den „kleinen Tages-Kostbarkeiten“. Ganz begeistert erzählte meine Mutter, die am Rande eines kleinen Wäldchens lebt von Osterglocken, die zu blühen begonnen hatten. „Weißt Du, wie lange die da schon stehen?“ fragte mich meine Mutter. Vor über 40 Jahren hatte ihr eine alte Flüchtlingsfrau, die in unserer Nachbarschaft lebte, die Blumenzwiebeln geschenkt. Sie hatte zu viele gehabt und meiner Mutter gesagt: „Nehmen Sie sie doch. Dann haben sie auch ein wenig Freude an diesen schönen Blumen!“ Die Nachbarin ist schon seit vielen Jahren verstorben. Die Blumen blühen weiter - jedes Jahr neu. Sie erinnern an ein Herz, das geteilt hat. Und sie laden dazu ein es heute auch zu tun.
We had planned - in times of Corona - to share the little precious moments every evening. I called my mother and asked about the “little treasures of the day”. My mother lives on the edge of a small forest. She spoke with great enthusiasm about some flowers (daffodils) that had started to bloom. "Do you know how long they've been there?" Asked my mother. Over 40 years ago, an old refugee woman who lived in our neighborhood gave her the flower bulbs. She had had too many and said to my mother, "Take them. Then you will also enjoy these beautiful yellow flowers a little bit!” The neighbor has died many years ago. The flowers continue to bloom - every year. They are reminiscent of a heart that shared and today they are inviting us to do so.