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Ich bin glücklich!

Es hatten sich nur 4 Personen zu einer Fortbildung, die ich angeboten hatte, angemeldet. Und dann sprang wenige Tage vorher noch jemand ab. So blieben wir ein kleines Team. Sollte ich absagen? Ging mir durchs Herz, hatte ich doch viel Vorbereitungszeit investiert. „Wo zwei oder drei …“ kam mir in den Sinn. Nein, ich wollte diesen Tag mit besonderer Aufmerksamkeit und Liebe vorbereiten und durchführen. Der gemeinsame Tag begann. Ich versuchte zu jedem einen lebendige Beziehung aufzubauen. Ich spürte, wie sich jeder Teilnehmende willkommen und angeschaut fühlte. Wir kamen in einen lebendigen Austausch über unsere Wege mit jungen Leuten. Bei der Auswertung am Ende traute ich meinen Augen nicht. Besser hätte es nicht laufen können. Ein Teilnehmender hatte noch geschrieben: „Auch andere Erfahrungen hatten Platz und wurden wertschätzend angeschaut. Danke!“ Auf dem Weg nach Hause spürte ich eine große Freude im Herzen.

Mich hatte der Besuch eines Bruders aus Syrien sehr bewegt. Sein Leben war sprechendes Zeugnis. Er gab es für Seine Leute in Aleppo. Von diesem Lebenszeugnis hatte ich in der sonntäglichen Predigt erzählt. Dann hatte ich die Brücke zu der armen Witwe im Evangelium geschlagen, die im Tempel 2 kleine Münzen in den Opferkasten geworfen hatte. Damit hatte sie – voller Vertrauen - alles gegeben. Dieser Gestus hatte das Herz Jesu tief berührt. - Es ist die Echtheit und Intensität unseres Lebens, die das Herz Jesu auch heute berührt und in Bewegung bringt. Dann hatte ich erzählt, wie mir das Projekt „Little dreams“ in Syrien, in dem 100 Flüchtlingskindern geholfen wird, für die Schule stark zu werden, sehr ins Herz gefallen war und wie ich gespürt hatte, dass Jesus erneut mit diesem Projekt bei mir anklopfte. Vertrauensvoll hatte ich auch da wieder ja gesagt, für die benötigte Summe einzustehen. Ich spürte, wie bewegt viele Gottesdienstbesucher zuhörten. Nach der Messe las ich ein einer WhatsApp: „Ihr Leben sprach heute wieder aus dem Bibeltext, aus den Gebeten und aus der Predigt! Bin tief berührt. Danke! Und dann kam eine ältere Frau, die nicht viel Geld hat und drückte mir einen  Umschlag in die Hand. Ich öffnete ihn und fand 500 €. „Little dreams!“ Meine Augen füllten sich mit Tränen der Dankbarkeit.

„Seit meiner Kindheit habe ich nur im Krieg gelebt!“ erzählte ein Mann mittleren Alters aus Syrien. Er war gekommen, um uns an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wir erlebten tiefe gemeinsame Augenblicke. Kurz nach dem Abschied schrieb er: „Ich hab mich bei euch richtig zu Hause gefühlt. Danke!“ – Eine Voicemail erreicht mich aus Kyiv. Eine junge Ukrainerin, die kurz zuvor einige Tage bei uns zu Gast gewesen war, schrieb, wie schwer es ist, unter den dauernden nächtlichen Drohnenangriffen im inneren Frieden zu bleiben. Sie wirkte sehr müde. „Ich spüre, wie sehr meine Seele immer wieder solche Aus-Zeiten, wie ich sie bei euch haben konnte, brauche. Darin finde ich Frieden und Orientierung für mein Leben.“ In einer kurzen WhatsApp-Nachricht lasse ich sie wissen, dass ich ihr nahe bin. – Eine Schwester vertraut mir eine schwierige Situation in ihrer Gemeinschaft an. Ich spüre ihre Verletzungen und ihre Sehnsucht nach Klärung und Frieden. Auch ihr Leiden nehme ich tief in mein Herz und teile es mit ihr. – Ich spüre eine Verbundenheit rund um die Welt, geboren aus gemeinsam geteilten Augenblicken, in denen die Herzen gebrannt haben.

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Gesten der Hoffnung im Nahen Osten

Insider erzählen

„Seit meiner Kindheit habe ich nur im Krieg gelebt!“ so begann Robert Chelhod, ein echter Botschafter der Menschlichkeit, sein Statement am Donnerstagabend, dem 07.11. in Kamen. Er war aus Aleppo / Syrien gekommen, um von der Situation der Menschen in dieser durch den Krieg so bedrängten Stadt zu erzählen. „Mein Bruder ging früh nach Frankreich, der andere nach Athen. Meine Schwester heiratete und ich hatte die Sehnsucht im Herzen, mein Leben ganz Gott schenken zu wollen, ohne zu wissen, wie das gehen könnte. Ich traf Mutter Teresa von Kalkutta 1982 während des Krieges in Libanon. Sie ließ mich verstehen, dass mein Ort bei meiner Familie war, denn dort waren noch zwei jüngere Brüder, um die ich mich dann gekümmert habe. Später bin ich nach Italien gegangen, habe dort an einer Fokolarschule gelernt, bin dann in den Libanon gewechselt, hab dort den Krieg erlebt und war ab 1990 in Syrien. Eineinhalb Jahre Algerien, dann zurück in den Libanon. Als dann 2011 der Krieg in Syrien ausbrach, hatte ich die Sehnsucht, wieder zu meinen Leuten nach Aleppo zurückzukehren, einfach um bei ihnen zu sein und um zu helfen. Das gelang aber erst im Jahr 2017. Seither bin ich wieder in diesem vom Krieg gezeichneten Land und arbeite für viele Projekte, damit Menschen – alte und junge – Hoffnung finden und unser Land nicht verlassen. Denn jeder wird dort so sehr gebraucht.“

Sie war einfach da …

Gebannt hörten die 30 Interessierten zu, die an dem Abend gekommen waren. Dann erzählte Robert Chelhod von Nothilfe-Projekten und Mikrokrediten, von Brückenschlägen zwischen den Religionen und von medizinischen Unterstützungs-Projekten. Sein Freund, Bernard Keutgens, der eigentlich auch hätte kommen wollen, war schon wieder in Amman / Jordanien auf dem Weg nach Beirut. Er hatte sich via Video-Konferenz zugeschaltet. Bewegend erzählte auch er: „Mich bewegt immer, wie Maria unter dem Kreuz ihres Sohnes Jesus stand. Sie konnte nichts mehr machen. Aber sie war einfach da und das war in dieser so schweren Situation für Jesus total wichtig!“ Wieder trafen diese Worte das Herz vieler.

„Little dreams“ wollen wachsen

Und dann wurde es konkret. „Little dreams“, ein außerschulisches Bildungszentrum für 100 Kinder im Alter von 6-12 Jahren brauchte dringend Unterstützung, um auch im Jahr 2026 weitergeführt werden zu können. Der Ort dieses Projektes liegt in der Stadt Banias, in die es viele Binnenflüchtlinge in Syrien verschlagen hat, so dass dort eine große Armut herrscht. Schnell hatten wir uns entschieden, uns für das Schicksal dieser Kinder im Jahr 2025 einzusetzen.  (Nähere Informationen im neuen Jahr hier auf dieser Homepage!) Als der Abend zu Ende geht, kommt mancher, um sich bei Robert zu bedanken. Es war neben den vielfältigen Informationen vor allem das Lebenszeugnis dieses Mannes, das viele berührt hatte. Als ich Robert am nächsten Tag am Bahnhof wieder verabschiede, lässt er mich wissen: „Es ist so schön, spüren zu dürfen, wie Menschen in eurem Land ihr Herz öffnen und sich berühren lassen!“

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