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Ich bin glücklich!

Wir hatten uns zu unserer zweiten europaweiten adventlichen Zoom-Schalte versammelt. Thema war: „Dir selbst anvertraut!“ Junge Leute aus Albanien, Deutschland, Griechenland, dem Kosovo, aus Norwegen, Rumänien, Syrien, aus Tschechien und der Ukraine hatten sich zugeschaltet. Halyna hatte erzählt, wie sie im vom Krieg gezeichneten ukrainischen Alltag versuchte, ihr eigenes Leben Augenblick für Augenblick neu in die Hand zu nehmen. Edita aus dem Kosovo hatte berichtet, wie sie einen unnahbaren Patienten eine besondere Portion Liebe geschenkt hatte und er seither ihr immer ganz freundlich gegenübertrat. In einer großen Einfachheit und Tiefe waren Erfahrungen geteilt worden. Kurz vor Ende der Schalte ließ mich ein Teilnehmer wissen: „Heute Abend musste ich an Heiner denken, diesen alten Priester, der vor über 20 Jahren gestorben ist. Seine letzte Tat der Liebe war gewesen, einer unfreundlichen Krankenschwester seinen Arm bereitwillig zu einer Injektion hinzuhalten. Und dann hatte er gesagt: Lieben, das können wir immer!“ – Mich berührte dieser Satz zutiefst und ich verstand: Allein die Liebe überdauert alle Zeiten!

Ich war einem Impuls gefolgt und hatte bei einer älteren Ordensfrau angerufen. Ihr Leben war mittlerweile von vielen Einschränkungen und Veränderungen geprägt, doch in vielem, was schwer war, blieb sie sich mit bewundernswerter Geradlinigkeit treu. Dann erzählte sie von einer Adventsgeschichte, die ihr sehr nahe gegangen war.
Vater und Sohn kamen gerade vom Weihnachtsmarkt. Da bekamen sie Besuch. Ein Fremder schaute vorbei. Nach einer Zeit gemeinsamen Austausches, nahm der Vater den Besuchenden beiseite und sprach mit ihm allein. Später fragte der Sohn: „Papa, wer war das?“ Der Vater antwortete ein wenig verlegen: „Das war der Messias, der vor langer Zeit angekündigt hat, dass er wieder kommen wird.“-  „Und was habt ihr besprochen?“ fragte der Sohn neugierig. Die Augen des Vaters füllten sich mit Tränen und er sagte: „Der Messias hat mich gefragt, ob die Menschen noch auf ihn warten und ich musste ihm sagen: Nein – auch in dieser adventlichen Zeit wartet niemand mehr wirklich auf dich!“

Viele Jugendliche in Lateinamerika und der Karibik haben den Glauben an eine gute und sichere Zukunft verloren. Ausreichende Schul- und Berufsausbildungen werden ihnen verweigert. Sie hungern, werden Opfer krimineller Banden oder begeben sich auf eine der lebensgefährlichen Fluchtrouten in den reichen Norden. Unter dem Motto „Glaubt an uns – bis wir es tun!“ stellt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat das Thema Jugend in den Mittelpunkt der diesjährigen bundesweiten Weihnachtsaktion der katholischen Kirche. Im Rahmen der diesjährigen Adveniat-Weihnachtsaktion durften wir am Sonntag, dem 08.12.2024, Silma Sandoval und Manuel Moràn aus El Salvador begrüßen. Im Tiny House des Netzwerkes go4peace stellten die beiden ihre Arbeit zugunsten junger Menschen in ihrem Land vor, das flächenmäßig gerade mal so groß wie Hessen ist. Die beiden Projektleiter ließen uns verstehen, wie sie bestrebt sind, junge Menschen in wirtschaftlich und soziale schwierigen Umständen mental und finanziell zu unterstützen, um ihren Weg gehen zu lernen. Während ihrer Präsentation erreichte sie ein kleiner Film aus El Salvador, den wir über Handi anschauen konnten. Junge Leute, die psychologische und finanzielle Unterstützung der Kirche – mit Hilfe von Adveniat – für ihren Ausbildungsweg erfahren hatten, stellten sich in einem Kurzstatement vor. Darin hörten wir u.a.: „Adveniat ist wie die Hand Gottes, die mir geholfen hat, ins Leben zu finden!“ Beeindruckende Zeugnisse der Hoffnung, die auch Annette Eggert und ihren Mann, Michael Rustemeier und Franz Trimpel Hermann, der als Übersetzer mitgekommen war, begeisterten. - Im Anschluss präsentierten wir den Gästen den Projekthorizont „navi4life, hilf jungen Leuten ins Leben!“ Vor allem ließen wir sie an unserer Arbeit mit dem Logbuch 1 „Mein Leben – windschief und glänzend“ teilhaben, mit dem wir im vergangenen Jahr über 1500 junge Menschen erreicht haben. Begeistert stellten wir fest, wie wir unter verschiedenen kirchlichen und gesellschaftlichen Horizonten beide bestrebt sind, junge Menschen stark zu machen für das kostbare Gut ihres Lebens. Am Ende fragten uns Silma und Manuel: „Und warum gibt es das Logbuch noch nicht in spanischer Sprache?“ Ermutigt und beidseitig bereichert und froh über unsere Begegnung verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen unter dem Segen Gottes verbunden zu bleiben.

Ein Interview mit Jugendlichen kam an sein Ende. Ich spürte bei einer der Teilnehmerinnen, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Ich lud sie ein, noch zu bleiben und ein wenig zu erzählen. Sofort begann sie voller Vertrauen zu erzählen, von all dem was, sie bewegte, vor allem aber von ihrer Angst vor der Zukunft. Am liebsten würde ich immer so weitermachen wollen, wie bisher, mit meiner Schule, meinem Sport und meinen Freunden. Lange hörte ich zu, ermutigte, regte an, nur das JETZT zu leben und nicht das „IRGENDWANN-MAL“. Spät Abends lese ich in einer Messenger-Botschaft: „Hallo, ich danke dir, dass du dir die Zeit für mich genommen hast. Es tat mir unglaublich gut, über mein Leben zu sprechen und mir gemeinsam mit dir über dieses Geschenk „LEBEN“ bewusst zu werden.“