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„Maßlos!“ – „Without measure!“

Spät abends erreicht mich  noch eine Voicemail. Dort darf ich hören: In sehr herausfordernden Tagen im Krankendienst auf einer Intensivstation  haben wir immer neu mit Engpässen zu tun. Vor allem aber ist überall die Angst vor dem zu spüren, was da – durch den ungreifbaren Corona-Virus - in Zukunft noch auf uns zukommen könnte. Die Anspannung war im ganzen Team zu spüren. Ich begegnete einem Kollegen, der sich sehr einbringt. Ich sah, wie viel Kraft er in diesen Tagen und Wochen schon eingebracht hatte. So sagte ich ihm: „Wenn Du willst, ich geb  Dir meine private Nummer! Ich hab über die Feiertage keinen Dienst, bin aber natürlich im Land und ich bin bereit, jeder Zeit einzuspringen.“ Mein Gegenüber war unfassbar gerührt. Mit Tränen in den Augen wiederholte er immer wieder: „Vielen Dank! Vielen Dank!“ Nach einem Augenblick fügte er hinzu. „Ich bin so bewegt, dass Du Dich in diesen schweren Zeiten so anbietest!“

A voicemail reaches me late in the evening. I can hear there: In very challenging days in medical care in an intensive care unit, we always have to deal with bottlenecks. Above all, I felt fear - due to the intangible corona virus – what still could come in the future, and how to manage it. The tension was touchable in the whole team. I met a colleague who was very involved. I saw how much strength he had these days. So I said to him: "If you want, I'll give you my private number! I am not on duty over the holidays, but of course I am at home and I am ready to jump in at any time.” The colleague was deeply touched. Again and again with tears in his eyes he told me: “Thank you very much! Thank you so much! “After a moment he added: "I am so moved that you offered yourself in these difficult times!"

Mit Herzblut – With passion!

Ein abendlicher gemeinsamer Austausch via Internet mit jungen Leuten aus ganz Europa hatte begonnen. Es kamen viele schöne kleine Erfahrungen ans Licht. Es schellte an meiner Wohnungstür. Ich entschied – zunächst – nicht hinzugehen, da ich mit Herzblut  ganz bei den jungen Menschen sein wollte. Es schellte ein zweites und ein drittes Mal. Meine Entscheidung begann zu wanken. War da ein Notfall, so dass ich woanders gebraucht werden würde? Ich ging zur Tür. Ich traf auf ein  Ehepaar mittleren Alters, die mir eine Dose überreichten, auf der ein kleiner Post haftete: „Mit Herzblut!“ Sie strahlten mich an und sagten nur: „Wir haben den ganzen Tag mit Herzblut gelebt! Danke für die schönen Morgenimpulse im Netz!“

An evening online exchange with young people from all over Europe had started. Many beautiful little experiences came to light. It rang on my house door. I decided - at first - not to go because I wanted to be passionate about the young people. It rang a second and a third time. My decision began to waver. Was there an emergency so that I would be needed somewhere else? I went to the door. I met a middle-aged couple who handed me a box with a small post on it: "With passion!" They laughed at me and just said: "We lived with passion! Thanks for the nice morning impulses on YouTube! "

Ich folgte der inneren Stimme! - I followed the inner voice!

Eine innere Stimme drängte mich, zur Kirche zu gehen. Ich ging hin und sah, dass eine Frau vor der Tür stand. „Wie schön, dass Sie mir aufschließen!“ empfing sie mich. So gingen wir in die Kirche. Vor dem Altar blieb sie stehen. Ich schaute sie an. Dann begann sie zu erzählen, von viel Leid, das sie in den vergangenen 15 Jahren hatte durchstehen müssen. Es wurde ein ganz kostbarer Augenblick. „Jetzt hab ich Ihnen meine ganze Geschichte erzählt!“ sagte sie am Ende. „Was Kostbareres hätten Sie mir nicht schenken können!“ ließ ich sie verstehen. Wieder einmal durfte ich erfahren: „Geteiltes Leid ist geheiltes Leid!“

An inner voice pushed me to go to church. I went and saw a woman standing at the door. "How nice of you to catch me up!" She received me. So we went to church. She stopped in front of the altar. I looked at her. Then she began to tell of the suffering she had to endure in the past 15 years. It was a very precious moment. "Now I've told you my whole story!" She said at the end. "You couldn't have given me anything more precious!" I made her understand. Once again I was able to experience: "Shared suffering is cured suffering!"

die Sprache der Liebe – the language of love

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ ließ ich eine Familienmutter am Telefon wissen. Sie freute sich sehr über meinen Anruf und wir kamen ins Gespräch unter dem Horizont „Corona“. Ich ließ sie wissen, dass ich den Eindruck habe, dass Gott in dieser Zeit so viel ehrliches Leben aufbrechen ließe, wie lange nicht mehr. Ich sagte: „Ich glaube, nach dem Babel der vergangenen Jahre, in denen sich viele Menschen und Nationen in ihrem ‚immer mehr‘, ‚immer schneller‘, ‚immer höher‘ isoliert und voneinander abgekapselt haben, lehrt uns Gott neu die ‚Sprache der Liebe‘!“ „Ja, da hast Du Recht!“ hörte ich. Und dann erzählte sie eine wunderbare Erfahrung. Sie hatte in einem  Supermarkt gestanden und dort in einer langabständigen Schlange gestanden. Vor ihr war eine junge Frau eines Rettungsdienstes. Direkt an der Kasse sagte diese Frau, die nur zwei Artikel auf das Band gelegt hatte: „Oh, jetzt hab ich auch noch mein Geld vergessen! Wie soll ich denn das bezahlen?“ Sofort sagte ihr das Geburtstagskind: „Kein Problem, das mach ich für sie!“ – Als sie dann an der Reihe war, hatte ein älterer Mann, der vor der Rettungsassistentin an der Kasse gewesen war, die beiden Artikel schon bezahlt und war schon wieder aus dem Supermarkt gegangen!

"Happy birthday!" I let a family mother know on the phone. She was very happy about my call and we started talking under the horizon of "Corona". I let her know that I had the impression that God was starting so much more honest life during this time than it had been in a long time. I said: “I believe that according to the ‘experience of Babel’ of the past years, in which many people and nations have become isolated and isolated themselves in their 'ever more', 'ever faster', 'ever higher', God is teaching us a new ‘language of love’! ”-“ Yes, you are right! ”I heard. And then she shared a wonderful experience. She had been in a supermarket, standing in a long line. In front of her was a young woman from an emergency medical service. At the cash register, this woman, who had only put two items on the tape, said: "Oh, now I've forgotten my money too! How am I supposed to pay that? ” The ‘birthday-child’ immediately said to her:“ No problem, I'll do it for you! ”- When it was her turn, an older man who had been at the cash register before the young woman had already paid for both items and had already left the supermarket!

Gott ist am Werk

Der Postbote bringt mir in der Frühe ein kleines Päckchen. Ein Freund hat an mich gedacht und mir u.a. leckere Schokolade geschickt. Von einer Frau aus der Stadt, in der ich erlebe, bekomme ich telefonisch die Information, dass ein Caritas-Laden geöffnet hat, wo man unentgeltlich Lebensmittel bekommen kann.  Sie ermutigt mich, dorthin zu gehen. Nach einiger Zeit ruft sie nochmals an und fragt, ob ich da gewesen sei. Ich verneine. Einige Zeit später ist jemand an meiner Tür. Als ich später nachschaue, hängt da eine große Tasche mit vielen Lebensmitteln. Ein Anruft erreicht mich. Eine Frau erzählt mir, sie habe einer älteren Dame meiner Stadt von mir erzählt, dass es jetzt zu Zeiten von Corona für Studenten aus anderen Ländern nicht so leicht sei. Das hatte diese ältere Dame, die ich gar nicht kannte, so sehr angerührt, dass sie 50 € für mich gegeben hatte.  Die Anrufende hatte dieses Geld bereits überwiesen. – Drei göttliche Umarmungen an einem Tag. Ich war ganz gerührt! Wie sehr sich doch die Liebe in konkreten Gesten in dieser Zeit von Corona zeigt und vertieft. Es stimmt: Gott ist am Werk!

„Maßlosigkeit“ war angesagt! - "Excessiveness" was the order of the day!

Immer wieder hatten wir uns in diesen Corona-Zeiten via Internet getroffen und ausgetauscht – junge Leute aus ganz Europa. Das waren total lebendige Treffen für mich. Dieses „Beisammensein auf Entfernung“ ermutigte mich jedes Mal neu zu Schritten einer „Liebe ohne Maß“. Wir haben ja gelernt, maßvoll zu leben und zu lieben, aber dann und wann braucht es auch diese „Maßlosigkeit“. In meiner Seele hatte ich eine Unzufriedenheit gespürt, weil es mir richtig gut geht und ich in meinem Land gut aufgehoben bin und zur gleichen Zeit „brennt die Welt“. Maßlosigkeit drängt zu mehr. Ich entschied mich, eine Woche eine ältere Frau zu besuchen und ihr zu helfen. Und auf einmal war der Friede wieder in meinem Herzen.

In these Corona times, we had met and exchanged again and again via the Internet - young people from all over Europe. These were very lively meetings for me. Coming “together at a distance” always encouraged me to take steps of “love without measure”. We have learned to live and love moderately, but from time to time we need this “excess”. I had felt a dissatisfaction in my soul because I am really well and I am in good hands in my country and at the same time "the world is burning". Excessiveness pushes for more. I decided to visit an older woman for a week and help her. And suddenly peace was in my heart again.

Ich lass Dich nicht allein! - I won't leave you alone!

In Zeiten der Quarantäne leiden viele Menschen, die vom Dienst anderer Menschen abhängig sind. Ich kenne eine 56-jährige Frau, die im Rollstuhl sitzt. Sie braucht den täglichen Dienst anderer Menschen, um aufzustehen, sich anzuziehen, zu essen und sich um ihren Körper zu kümmern. Es ist eine große Herausforderung für sie, denn sie hat nur noch zwei persönliche Assistenten, die von der Pflegeorganisation in unserem Land bezahlt werden. Sie alle leisten bereits Überstunden. Mehr und mehr wird Hilfe von anderen benötigt. Ich kenne diese Frau schon länger, sie ist meine Freundin und ich werde zu ihr gehen und ihr helfen. In Slowenien gibt es eine Einschränkungen bzgl. der Mobilität. Niemand darf ohne schwerweigenden Grund seine Region verlassen. Deshalb brauche ich auch ein spezielles Dokument, das von der Pflegeorganisation ausgestellt wurde, damit mich die Polizei nicht aufhält. Ich bin froh, dorthin zu gehen, aber ich weiß, es wird schwer. Doch das hält mich nicht davon ab. Es wird herausfordernd sein, zusammen zu leben, auch um ihren Bedürfnissen zu dienen. Vielleicht braucht sie etwas aus Geschäften, in denen es gefährlich sein kann, sich anzustecken, oder vielleicht muss ich etwas tun, an das ich nicht gewöhnt bin. Ich möchte ihr helfen und nichts schlimmer machen. Also bitte ich Gott, mir Kraft zu geben und die ganze Zeit bei uns zu sein!

In time of quarantine a lot of people who are dependent of other people's service suffer. I know a lady 56 years old, that is on wheelchairand she is a tetraplegik. She needs daily service of other people to get up, get dressed, to eat and for body care. It's quite a challenge for her, because she has now just two personal assistents (paid from care organisation) that are already working overtime and she needs help from others. I know her, she is my friend and I will go to her place and help her. In Slovenia we have a restriction that no one can pass in other area if he is not employed there. That's why I need also a special document, written from care organisation that police won't stop me. I am happy to go there but I also feel nerves. It doesn't stop me but I know it will be a challenge to live together, also to serve her needs. Maybe she will need something from shops where can be dangerous to get infected or maybe I will have to do something that I am not used to. I want to help her and not to make anything worse. So I ask God to give me strenght and to be with us all the time!

Trotz allem – eine Zeit der Gnade! Despite everything - a time of grace!

Ich habe in dieser Zeit erkannt, dass es wirklich eine Zeit des individuellen Glaubens ist, um in unserer 1: 1- Beziehung zu Gott zu wachsen. Obwohl es so aussieht, dass wir durch Zeiten der Trübsal gehen, weiß ich, dass dies eine Zeit des Segens ist, denn uns wird die Möglichkeit geschenkt, unseren Glauben zu stärken. Natürlich ist es wunderbar, zur Kirche zu gehen und dort Jesus zu finden, aber manchmal können Menschen in der „spirituellen“ Atmosphäre gefangen sein und nicht einmal über ihren individuellen Glauben nachdenken. Sie tun die Dinge einfach blind, ohne über sich selbst nachzudenken. Wenn wir diese Zeit nutzen, um selber zu wachsen, können wir, wenn wir später wieder zur Kirche gehen können, große Dinge geschehen lassen, weil wir selber stark geworden sind.
In dieser Woche sagte mir ein Priester, als ich mit ihm über Schwierigkeiten in meinem Glauben sprach, dass es gut sei, wenn der Glaube zusammenbricht, denn sobald dies der Fall ist, kann der Herr ihn besser, stärker und schöner aufbauen. Manchmal ist es gut, wenn Dinge "schief" gehen oder zusammenbrechen, denn nur dann müssen wir es besser machen. Das gleiche gilt für unseren Glauben. Dies ist die Zeit, auf eine Weise zu bauen, die den Worten des Herrn und seinem Willen entspricht.

I realized in this time, that it's truly the time of individual faith. To grow in our 1:1 relationship with God. Even though it seems we are going through the times of tribulations, I know this is a time of blessing, because we have opportunity to make our faith strong. Of course it's great to go to church and come before Jesus; but sometimes people can get caught up in the atmosphere and not even think about their individual faith, but just follow blindly without reflection on themselves. If we use this time to make ourselves, then when we return to our Churches in reality, we can make great things happen, being strong on our own first. 
As well this week my priest told me, while I talked about my difficulties in faith, that it's good for faith to crumble, because once it does, the Lord can build it better, stronger and more beautiful. Sometimes it's good for things to go "wrong" or crumble, because only then we will need to make it in a better way. The same is with our faith. This is the time to build in a way, that is according to the Lord's words and His will.

Natürlich mit Sicherheitsabstand! - Of course with a safe distance!

In diesen schwierigen Tagen konnte ich die Liebe Gottes sehr konkret spüren. Eine Freundin rief mich an und fragte, wie es mir gehe. Sie weiß, dass ich alleine lebe, also hatte sie die Idee, dass wir uns – in Zeiten von Corona - live treffen. Aber es gibt hier in meiner Region einige Einschränkungen, um Leute zu treffen, die nicht in demselben Haushalt leben, wie ich selber. Wir haben uns getroffen und den Sicherheitsabstand eingehalten, wie es empfohlen wird. Ich fühlte mich durch diese Geste gerade in dieser Zeit sehr geliebt.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und es klopft an der Tür. Ich öffnete und es war eine Tüte voller Lebensmittel, die jemand dort für mich gelassen hatte. Zudem fand ich einen kleinen Zettel: "Wir sitzen alle im gleichen Boot!" Ich wusste, dass diese Lebensmittel von meiner Freundin kamen, die mir in diesen Tagen viel Liebe zeigte.

In these difficult days, I have been able to feel the love of God very concretely. A friend of mine called me to ask how I am doing. This friend knows that I live alone, so then she had the idea that we meet each other live. But here there are some restrictions to meeting people that are not in the same household in the country where I live. We met and we kept the safe distance as it is advised. For me this gesture of her made me feel very loved even in this times.

Next morning I wake up and there is a knock on the door. I opened and it was a bag full of groceries somebody had left. Then also a note: "we are all on the same boat!" I knew these groceries came from my friend who in these days is showing me a lot of love.

Komm heraus! - Come out!

Seine Frau war im vergangenen Jahr sehr plötzlich gestorben. Seither lebte er allein in seinem kleinen Haus mit Garten. Beide Kinder wohnten weit weg. Er war mir morgens beim Gebet auf einmal ins Herz gekommen. So schrieb ich einen Gruß, setzte mich aufs Fahrrad und radelte den Weg zu seinem Haus. Ich legte den Brief und eine Osterkerze vor seine Haustür und verschwand wieder. Telefonisch konnte ich ihn den ganzen Tag über nicht mehr erreichen. Als es am nächsten Morgen – einem Sonntag - gelang, hatte er die Kerze noch nicht gefunden, da er immer durch die Kellertür zu seiner Gartenarbeit aus dem Haus gegangen war. Wir kamen ins Gespräch und plauderten über eine halbe Stunde lang. Viel, was ihn bewegte, konnte er anvertrauen. „Oh, der Tag hat mit unserem Gespräch so gut begonnen. Ich bin jetzt richtig froh, dass Sie an mich gedacht haben und wir so lange reden konnten!“ – „Na klar!“ scherzte ich zurück, „jeder Tag, an dem wir aneinander denken, ist ein gesegneter Tag, ein Sonnen-Tag, eben Sonntag!“ Schmunzelnd verabschiedeten wir uns.

Last year his wife had died very suddenly. Since then he has lived alone in his little house with a garden. Both children lived far away. He suddenly came to my heart in the morning when I prayed. Therefore, I wrote some greetings, got on my bike and cycled the way to his house. I put the letter and an Easter candle on his front door and disappeared again. I could not reach him by phone all day. When it succeeded the next morning - a Sunday - he had not yet found the candle, as he had always walked out of the house through the basement door to garden. We started talking and chatted for over half an hour. He could entrust much of what moved him. "Oh, the day started so well with our conversation. I am really glad that you thought of me and that we could talk for so long! "-" Sure! "I joked back," every day we think of each other is a blessed day, a sunny day, just Sunday! ”With a smile we said goodbye.

Anruf verpasst! - Missed the call!

„Anruf verpasst!“ sah ich auf meinem Handy. Eine unbekannte Nummer. Ich rief zurück. Eine mir unbekannte vorsichtige Stimme ließ mich wissen, dass sie sich sehr über die morgendlichen keinen YouTube-Impulse in Zeiten von Corona freue. Wir kamen ins Gespräch. Ich erfuhr, dass ich mit einer älteren Frau sprach, die in einer Gemeinde gelebt hatte, in der ein Priester, den ich kannte, vor über einem Jahrzehnt, tödlich verunglückt war. Sie ließ mich verstehen, wie schmerzhaft diese Zeit für sie gewesen war, zumal ihre eigene Mutter wenige Wochen zuvor auch verstorben war. Es entstand ein vertrauensvolles Klima unter uns – ein göttlicher Augenblick. Später schrieb sie mir eine SMS: „Danke für das gute Gespräch heute Morgen! Vergelt’s Gott!“ Und später dann hörte ich von Papst Franziskus auf dem menschenleeren Petersplatz: „Wir sitzen alle in einem Boot!“

"Missed the call!" I saw on my cell phone. An unknown number. I called back. A cautious voice, unknown to me, let me know that she was very happy about the morning impulses on YouTube in times of Corona. We began to talk. I learned that I was speaking to an elderly woman who had lived in a community where a priest I knew had had a fatal accident over a decade ago. She let me understand how painful this time had been for her, especially since her own mother had died a few weeks earlier. A climate of trust developed among us - a divine moment. Later she wrote me an SMS: “Thank you for the good conversation this morning! Thanks God! ”And later I heard from Pope Francis on the empty square of St. Peter: “We are all in the same boat! ”

Liebe ist möglich! - Love is possible!

Bereits seit zwei Wochen bin ich wegen des Corona-Virus zu meinen Eltern zurück in meine Heimatstadt. Und ich erinnere mich wirklich nicht an eine Zeit, in der ich so lange zu Hause war. Meistens, war ich nur für kurze Zeit bei meinen Eltern, und dann ging’s schnell wieder zurück, weil ich in Vilnius, wo ich jetzt lebe, in Gottesdiensten Musik mache und vieles mehr. Aber jetzt, wo alle Messen abgesagt sind, verbringe ich viel Zeit in meiner Heimatstadt bei meinen Eltern und arbeite von zu Hause aus. Es ist wirklich erstaunlich, aber es hat auch viele Herausforderungen, denn ich bin es bereits gewohnt, alleine zu leben und alles zu tun, was ich will, und jetzt muss ich auch anderen mehr zuhören und die meiste Zeit zusammen verbringen. Ich liebe das, aber manchmal ist es schwer. Als heute das Gebet mit dem Papst aus dem Vatikan war, brachte es mich zu Tränen, als er sprach, wie wir die ganze Zeit eilig, mächtig und allmächtig lebten, über Dinge nachdachten und ohne Angst lebten. Und jetzt ist es an der Zeit, anzuhalten und die Menschen um uns herum zu bemerken. Deine Familie zu bemerken und sie zu lieben. Und es hat mir klar gemacht, dass Liebe möglich ist, auch wenn es schwer ist, aber es ist möglich. Weil Gott uns liebt und zu uns sagt - hab keine Angst, weil ich bei dir bin.

Already two weeks I am back to my hometown to my parents, because of covid. And I really don’t remember time when I was at home so long, because mostly when I come home to my parents quite fast I have to go back to Vilnius, to place where I live now, because I have to play in Mass and etc. Now all Masses are canceled and I am spending a lot of time in my hometown at my parents, working from home. It is really amazing, but it also has a lot of challenges, because I am already used to live alone and do everything how I want and now I have to listen more to others as well and spend a most of the time all together. I love that, but sometimes it’s hard. Today when it was the prayer with pope from Vatican it brought me to tears when he spoke how we lived rushing all the time, powerful and almighty, thinking about things and living with no fear. And that now is the time to stop and notice people around us. To notice your family and love them. Moreover, it made me understand that love is possible even when it’s hard but it’s possible. Because God loves us and He says to us - do not be afraid, because I am with you.

In der Spur Jesu bleiben...

Früh morgens rief ich eine Lehrerin an, die sich zu möglicher Kinder Betreuung in ihrer Grundschule bereithalten musste. Ich wusste, wieviel Arbeit und wieviel innere Last jetzt auf den Schultern so mancher Lehrerin lag. So plauderten und lachten wir ein wenig und brachen dadurch dem Corona-Virus so manchen Zacken aus der Krone. Am Ende fragte ich: „Und wie machst Du es mit dem täglichen Evangelium?“ Sie erzählte, dass es ihr im Augenblick oft zu viel sei, das morgens zu lesen und noch Zeit zur Betrachtung zu finden. „Aber weiß Du, was ich entdeckt habe?“ begann sie feurig zu erzählen? „Ich hab mir alle Mottos aus den vergangenen Wochen und Monaten aufgeschrieben. Sie sind ja immer kurz und einprägsam. Und oft nehme ich mir einen Zettel mit 10 Mottos in den Tag, steck ihn in die Tasche und in ruhigen Augenblicken lese ich mir die Mottos durch. Und dann spüre ich, wie sehr sie die Botschaft Jesu verdichten und auf den Punkt bringen. Und oft hilft mir dann ein Motto im Augenblick und hält mich in der Spur Jesu!“

Du bist geliebt! - You are loved!

Immer wieder hatten wir in diesen Tagen europäische Internet-Konferenzen und Livestreams gehalten, um die innere Verbundenheit mit vielen jungen Menschen in Europa spürbar werden zu lassen. Das kostete jedes Mal eine Menge Kraft an Vorbereitung und Motivation während der Begegnungen. Eines Abends spürte ich eine richtige Müdigkeit, da diese Tage – geprägt vom Corona-Virus – so viel Unvorhergesehenes mit sich brachten. Am nächsten Morgen war ein nicht leichter Text aus dem Johannes-Evangelium für einen kurzen Tages-Impuls zu verarbeiten. Es fiel mir schwer, ein Motto zu finden. In einem Augenblick des innigen Gesprächs mit Jesus – noch unter der Bettdecke liegend – spürte ich auf einmal in meinem Herzen die tiefe Gewissheit, auch in und mit all diesen Herausforderungen unendlich geliebt zu sein. Damit war das Motto geboren: „Du bist geliebt!“ – Das zu entdecken sollte der Impuls für heute sein. Ich fuhr den Rechner hoch und fand eine kurze Mail einer Schülerin aus Wien. Dort las ich. „Ich bin so dankbar für die ganze Aktion, die ihr gestartet habt!“ – Nachdem ich den Impuls ins Netz gestellt hatte, schrieb mir eine Studentin von fern her: „Das Motto gilt auch für Dich! Auch Du bist geliebt!“ – Als ich abends noch eine kleine Runde mit dem Fahrrad drehte, rief mir eine Frau vom Bürgersteig her zu: „Danke für die tollen Tages-Impulse! Sie helfen mir sehr in dieser Zeit!“

Repeatedly we have held European internet conferences and livestreams during these days to make the inner connection with many young people in Europe tangible. This always required a lot of preparation and motivation during the encounters. One evening I felt tired, because these days - marked by the Corona virus - brought many unforeseen things. The next morning I read the daily Gospel. It was really challenging to understand. It was difficult for me to find a motto. In a moment of intimate conversation with Jesus - still lying under the covers - I suddenly felt in my heart the deep certainty to be infinitely loved in and with all these challenges. This should be the motto: "You are loved!" -  I started up the computer and found a short email from a student from Vienna. I read there. "I am so grateful for the whole campaign that you started!" - After I had put the impulse online, a student wrote to me: "The motto also applies to you! You are loved too! ”- When I was doing a little bike ride in the evening, a woman called to me from the sidewalk: “Thank you for the great impulses of the day! They are helping me a lot during this time! "

Steh auf! - Get up!

In unserem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es Menschen, die es, gerade in der jetzigen Situation, viel schwerer haben als unsere Familie. Sie kämpfen mit Einsamkeit, haben Angst um ihre italienischen Verwandten oder stehen eine schmerzhafte Scheidung durch. Ich habe ihnen Briefe geschrieben, in denen ich ihnen versichert habe, dass sie nicht alleine sind, dass wir an ihrer Seite stehen und sie sich immer auf uns verlassen können. Ihre dankbaren Reaktionen haben gezeigt, wie wichtig es war, das Ziel „Steh auf!“ für andere Menschen zu realisieren.

We have some friends and acquaintances, who have especially in these difficult situation serious problems, much more than our family. They have to cope with loneliness, the fear for their Italian relatives or a painful divorce. I have written letters, in which I insured them that they are not alone, that we will stand on their side and that they always could rely on us. Their thankful reactions showed me, that it is so important to realize the aim „Stand up! “ for other people.

me4you

Heute habe ich mit einem Freund geschrieben. Es ist viel Zeit seit unserem letzten Gespräch vergangen. Sofort begann mein Freund mir zu erzählen, was in den vergangenen Jahren in seinem Leben geschehen ist. Ich konnte fühlen, wie glücklich er war, diese Dinge mit mir zu teilen, weil ich einfach für ihn da war.

Today I was writing with a friend of mine. It has been a very long time since our last conversation. Immediately my friend started to tell me what has been going on in his life the last couple of years. I could feel that he was so happy to share those things with me because I was there for him.

Steh auf! - Get up!

In dem Haus, in dem ich wohne, leben auch ältere Herrschaften von denen ich weiß, dass sie zumindest hier und da zur Kirche gehen. Jetzt, da ein wirklicher Besuch einer Messe nicht möglich ist, habe ich überlegt, wie wir auch zu Hause christliche Gemeinschaft - ohne zu engen Kontakt – leben können. So habe ich gestern alle aus dem Haus zum Angelus Gebet eingeladen. Heute Mittag um zwölf Uhr hörte ich dann die eine oder andere Tür und habe einfach angefangen zu beten. Und einige stimmten ein. Jeder an seiner Wohnungstür. Zum Schluss haben wir sogar zusammen gesungen. Welch schöner Moment, den wir da heute teilen durften!

In the house in which I live, there are also older people. I know that they are going to church from time to time. Nevertheless, in this time there is no chance to attend a mass right now. I have considered how we can live Christian community at home - without too close contact. So yesterday, I invited everyone out of the house to the “Angelus prayer”. At midday this afternoon, I heard one or two doors opened and we started to pray together. Everyone at his apartment door. In the end, we even sang together. What a wonderful moment we were allowed to share today!

Da machen wir nichts mehr!

Eine schon weit über 80-jährige Patientin war zu uns auf die Station gekommen. Ihr Befund ließ uns verstehen, dass sie ernstlich erkrankt war und nur geringe Heilungs-Chancen bestanden. Ich suchte diese Frau in ihrem Krankenzimmer auf. Trotz ihres hohen Alters, war sie noch sehr lebenszugewandt und voller Lebensfreude. Es war eine Bereicherung, sie kennen zu lernen und mit ihr zusammen zu sein. Sie wusste um die Ernsthaftigkeit ihres Zustandes. Nachdem wir ein paar Augenblicke gelacht und gescherzt hatten, sagte sie zu mir: „Aber wissen Sie, in Bezug auf mich und auf meinen Gesundheitszustand, da machen wir nichts Großes mehr. Ich hab ein total erfülltes Leben hinter mir und ich hab noch ein paar dicke Fragen an „den da oben“!“ Dabei zeigte sie schmunzelnd mit ihrem Finger zum Himmel. „Wissen Sie, ich muss mit IHM noch dringend ein paar Sachen durchsprechen.“ Ganz getroffen von ihrem Lebens- und Glaubens-Standing unter dem Horizont Gottes verabschiedete ich mich von ihr. Auch in den nachfolgenden Tagen war ich noch häufig bei ihr. Dann wurde sie nach Hause entlassen. Ich bin mir sicher: Im Himmel werden wir uns wiedersehen.

Musizieren in der Krise

In den Nachrichten hatte ich von Balkontreffen in Italien gehört. Das berührte mich zutiefst. Heute Mittag traf ich Edelgard, meine 89jährige Nachbarin, die von ihrem täglichen Spaziergang zurückkehrte. Ich erzählte ihr von der Idee, das Balkonsingen auch bei uns ausprobieren zu wollen. Als ich gegen 16.20 Uhr selber vom Wandern zurückkam, hörte ich von verschärften Corona Regeln. Sofort stand der Entschluss, Kopien von "Ode an die Freude" zu machen, um gemeinsam mit meinen Nachbarn Gemeinschaft auf Distanz leben zu können. Ich klopfte an alle Türen. Edelgard, hatte auch noch eine Familie aus dem Nachbarhaus eingeladen. Ein Mädchen dieser Familie hatte heute Geburtstag, sie wollte mitsingen. Spontan kopierte ich noch "Heute kann es regnen, stürmen oder schneien" als zweites Stück. Zu unserem Balkontreffen rief ich noch ein befreundetes Ehepaar an, mailte Ihnen die Noten und stellte den Lautsprecher am Telefon auf laut. So konnten auch die beiden mit uns Singen. Zwei Nachbarn begleiteten unseren Spontan-Chor am Keyboard. Was für eine Dynamik! - Lass das Neue zu! - Auch wenn meine Nachbarn unser Motto nicht kannten, haben wir es gemeinsam gelebt und vielleicht öffnen morgen noch mehr ihre Fenster und singen mit...

me4you

Beiläufig erzählte ich beim morgendlichen Telefonat mit meiner Mutter von unserem Motto für den Tag: „ich4dich“. Als sie das hörte, fiel ihr eine Erinnerung an das Jahr 1945 ein. Ihr Vater – mein Opa – war in den letzten Märztagen mit Möhren-Samen auf eines der Felder der Familie gegangen. Er hatte seine Familie wissen lassen: „Ich säe schon mal etwas für den Sommer aus, damit wir dann auch was zu essen haben!“ Während er diesen Dienst für sei e Familie tat, kamen feindliche Flugzeuge und er geriet ins große Gefahr. Aber ihm geschah nichts!
Diese geteilte Erinnerung gab mir einen richtigen Schub für den Tag. Mein Opa, der mir noch lebendig vor Augen stand, hatte sein Leben für seine große Familie eingesetzt. Er war mir plötzlich sehr nah und Vorbild für meinen Tag. Eine junge Ärztin aus Tirana meldete sich und bat um ein Empfehlungsschreiben, das sie an unseren Camps teilgenommen hatte. Ich verfasste ihr eine richtig gute Darstellung. Ein syrischer Flüchtling fragte für sich und seine Freunde ebenfalls um ein Bestätigungs-Schreiben für ehrenamtlich geleistete Arbeit und um ein Empfehlungsschreiben für eine Studienstiftung. Wieder gab Gott mir die Chance, das Motto zu leben. Ein Mädchen hatte Geburtstag und konnte wegen des Corona-Virus nicht feiern. Ich erstand ein kleines Geschenk, schrieb ihr einen Kartengruß und legte es ihr vor die Haustür. Eine weitere Studentin fiel mir ein, die aufgrund der Corona-Krise mit ihrer Zukunftsplanung nur schwer weiter kam. Es gelang mir, ihr einen Weg aufzuweisen, wie sie noch etwas Geld verdienen konnte. Als ich dann abends vor Jesus in der Kirche kniete, fühlte ich eine tiefe Verbundenheit – mit meinem Opa, mit meiner Mutter, mit Jesus und mit all denen, für die ich hatte leben dürfen.

I casually told my mother about our motto for the day: "ich4dich". When she heard that, she remembered 1945. Her father - my grandpa - had gone to one of the family's fields with carrot seeds in the last days of March. He had let his family know: "I'll sow something for the summer so we can have something to eat!" While he was doing this service for his family, enemy planes came and he was in great danger. But nothing happened to him!
This shared memory gave me a real boost for the day. My grandfather, who was still in my remembering, had committed his life to his large family. He was suddenly very close to me and a certain “push” for my day. A young doctor from Tirana came forward and asked for a letter of recommendation that she had participated in our go4peace camps. I wrote her a good account. A Syrian refugee also asked for a letter of confirmation for volunteer work and a letter of recommendation for a study foundation for himself and his friends. Again, God gave me the chance to live the motto. A girl had her birthday and could not celebrate because of the corona virus. I bought a small gift, wrote her a card and put it on her doorstep. Another student occurred to me, who was having trouble planning her future because of the Corona crisis. I managed to show her a way to make some more money. When I knelt in the church in the evening before Jesus, I felt a deep connection - with my grandfather, with my mother, with Jesus and with all those for whom I had been allowed to live.