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Ich bin glücklich!

Von Anfang an war er skeptisch, als er seinen kleinen Sohn zum Kindergarten brachte. Er hielt nicht viel von dem ‚ganzen pädagogischen Kram‘ und fragte sofort, ob es auch möglich sei, sein Kind nur drei Tage in der Woche zu bringen und ihn ansonsten zu Hause auf dem Hof zu lassen? Ich schaute auf das Kind und spürte, wie unsicher sich der Kleine in der neuen Umgebung fühlte, der Vater wahrscheinlich auch. So erklärte ich dem Vater, dass es für die Beziehungen zu anderen Kindern und um in der Gruppe gut integriert zu sein, wichtig ist, dass er 4 Tage pro Woche in den Kindergarten kommt. Wir vereinbarten ein paar Schnupptertage, zu denen der Kleine auch mit seiner Mutter erschien. Schon bald verabschiedete der kleine Junge seine Mutter, weil er keine „Zeit“ mehr für sie hatte, denn er wollte mit den Kindern spielen. Offensichtlich hatte er den Sprung in seine neue Welt schnell geschafft. Er hatte Vertrauen gefasst und zu Hause erzählt, dass er die Christiane (mich, die Erzieherin), so gerne mag.

Jedes Mal, wenn ich sah, dass der Vater kam, um sein Kind abzuholen, ging ich auf ihn zu, um kurz mit ihm zu reden und ihn einfach meine Aufmerksamkeit und Wertschätzung spüren zu lassen. Ich erzählte ihm, wie viel ich von regionalem Einkauf halte und beschrieb ihm den Hof, auf dem wir als Familie im Hofladen immer wieder einkauften. Natürlich kannte er den Hof. Eines Tages fragte ich den zutraulicher gewordenen Mann, ob wir ihn mit den Kindern des Kindergartens nicht mal auf dem Hof besuchen könnten? Schnell war ein Termin gefunden. Mit der ganzen Kindergartengruppe verlebten wir wunderbare Stunden. Stolz zeigte und erklärte uns der Vater den Hof. Die Kinder durften eine Henne und ein Ferkel streicheln und den ganzen Hof “erobern“. Beim Abschied strahlte der Vater, weil er gespürt hat, wie wertvoll wir seine Arbeit finden und hat uns eingeladen, jederzeit wieder zu kommen.

Durch diesen Besuch hat sich unsere Beziehung noch einmal verbessert und wenn der Vater jetzt seinen Sohn abholt, kommt er gelöst und unbeschwert auf uns zu.

Seit längerem kümmere ich mich um meinen bettlägerigen Mann. Damit ist mein Aktionsradius auch sehr eingeschränkt. Eine Einladung zum Klassentreffen, das für mich eine dreistündige Fahrt bedeutet flatterte ins Haus. Mir war sofort klar, dass ich meinen Mann über Nacht nicht allein lassen konnte und ich somit auch nicht zu dem Klassentreffen fahren konnte.

Meine Tochter kam mit ihren Kindern zu Besuch. Eher zufällig sah sie die Einladung auf dem Küchentisch liegen und frage, ob ich an dem Treffen teilnehmen wolle? Und sofort fügte sie hinzu: „Selbstverständlich bleibe ich die zwei Tage bei Papa!“ Ihr älterer Sohn blieb auch nicht stumm und sagte: „Ich bleibe auch bei Opa, damit er nicht allein ist!“ Was für eine Freude, seit langem kann ich mal wieder für zwei Tage unsere kleine Wohnung verlassen.

Das Telefon schellt. Eine mir fremde ältere Stimme meldet sich. „Ob meine Nachbarn in Urlaub wären, denn sie wären nicht erreichbar?“ höre ich eine Frage. Mein Nachbar, ein Mann mittleren Alters, ist Kundendienst-Beauftragter eines Heizungsbetriebes und die Anrufende hatte schon seit Tagen kein warmes Wasser mehr. Deshalb rief sie an. „Wissen Sie“, ließ ich die Frau verstehen, „meine Nachbarn sind vor Ort, aber sie stellen oft ihr Telefon ab, um nicht erreichbar zu sein.“ Die Frau entschied sich, es am nächsten Tag telefonisch nochmals zu versuchen.

Da sie am kommenden Tag telefonisch erneut nichts ausrichten konnte, rief sie mich erneut an. Ich entschied mich, die Sache aus Liebe zu der älteren Frau in die Hand zu nehmen und sagte ihr: „Ich schreibe mir jetzt ihre Telefonnummer auf und gehe dann nach nebenan und sage, dass Sie in Not sind und technische Hilfe brauchen.“ Gesagt getan. Ich schellte am Nachbarhaus und traf sofort auf den Heizungsmonteur. Er nahm die Telefonnummer entgegen und versprach sich zu kümmern. Nachmittags schellte es bei mir. Die Kinder aus der Nachbarschaft standen mit einem Glas Marmelade vor meiner Tür. „Die hat eine Frau unserem Opa gegeben und wir sollen sie Dir weitergeben!“ strahlten mich die Kleinen an. Ich wusste sofort, von wem die Marmelade kam und nahm sie erstaunt und dankbaren Herzens entgegen.

Ich war mit meiner Schwester, die mich in meiner Uni-Stadt besuchte, in einem Fachgeschäft. Der Kundenbetreuer, mit dem wir es zu tun bekamen, schien aus Serbien zu stammen. Er sprach nur gebrochen Deutsch. Er schaute sehr jung aus. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Computer und schaffte es zunächst nicht, die Rechnung ausdrucken. Er bat zwei seiner Kollegen um Hilfe. Aber die waren sehr beschäftigt, weil sie viele Kunden zu bedienen hatten.
Dann sagte ich zu dem jungen Mann: ''Mach dir keinen Stress! Wir warten gerne!" Erstaunt über unsere Gelassenheit erwiderte er: "Ich bin neu hier!" - Daraufhin sagte ich zu ihm: "Irgendwann muss man immer anfangen! Und das nächste Mal wirst du dich besser mit dem Computer auskennen!" Daraufhin fragte der Mann: „Kommt ihr aus Albanien? Ich versteh nämlich ein wenig von Eurer Sprache, da ich viele albanische Freunde habe!“ Ich spürte, wie sehr er sich in dieser schwierigen Situation für ihn im Laden echt geliebt gefühlt hatte. - Was zählt ist die Liebe!