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Ich bin glücklich!

Ich habe eine Freundin in meiner Schule, die auch Christin ist. Sie ist protestantischen Glaubens und geht sonntags in eine kleine Gemeinschaft, der sie sich zugehörig fühlt.
Von Anfang an haben wir uns sehr oft über Gott ausgetauscht, weil er für uns wichtig ist. So entdeckten wir in unseren Glaubensüberzeugungen so manchen Unterschied, der uns überraschte. Ich bin mit ihr in ihre Kirche gegangen, und sie mit in unseren Gottesdienst. Wir wollten uns besser verstehen lernen. Ich war sehr neugierig und freute mich, mit ihr in der Bibel zu lesen. Gleichzeitig spürte ich, dass wir nicht wirklich verbunden waren.

Vor einem Monat begleitete sie mich in die Kapelle meiner Schule. Zusammen mit anderen Studenten, die auch gekommen waren, haben wir gemeinsam gebetet. Das war sehr schön, weil meine Freundin auch für sich selbst einen ruhigen Ort in der Schule gefunden hatte, an dem sie Zeit mit Gott verbringen kann. 

Ich spüre, wie wir einander im Glauben unterstützen. Das letzte Mal haben wir zu Hause miteinander für unsere gemeinsamen Freunde gebetet, und dann noch für unsere Nachbarn. Das war so schön!!! Jesus war spürbar da! Wir zwei waren in seinem Namen beisammen. Dieses Gebet war für mich das Zeichen, dass wir es geschafft hatten: In diesem Augenblick waren wir nicht mehr Protestantin oder Katholikin, sondern zwei Christinnen, zwei Menschen, die miteinander unterwegs sind. Ich war und bin so glücklich darüber.

Eine tamilische Familie hatte sich bereit erklärt, eine junge Frau aus Süd-Ost-Europa für ein Jahr bei sich aufzunehmen. Nun galt es das Zimmer herzurichten. Dazu suchte ich noch ein Bett und einen Schrank. „Wir haben noch ein wunderbares Himmels-Bett abzugeben!“ las ich in einer Mail. Schnell holte ich das Bett und ohne es aufgebaut gesehen zu haben, gelang es mir am nächsten Tag, bei der Familie dieses Bett aufzubauen. Ich freute mich sehr, dass die junge Frau aus Süd-Ost-Europa schon am Pfingstfest für ein paar Tage kommen würde. Als ich mich verabschiedete, sagte mir die Tamilin, nun sei für sie am Pfingsttag noch eine Einladung zur Firmung zu ihrer Tochter in Skandinavien ins Haus geflattert. „Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, denn ich möchte doch für die Gäste da sein und sie kennen lernen, aber meine Tochter ist total traurig, wenn ich nicht komme. Was soll ich nur machen? Bitte beten Sie für mich!“ bat mich die Frau. Ich versprach ihr mein Gebet und tat es im gleichen Augenblick mit ihr gemeinsam – noch in der Tür stehend. „Wissen Sie was?“ wandte sie sich erneut an mich. „Gerade, als wir betend sprachen, hab ich verstanden, dass die Arbeit, die Sie für Europa machen, so wichtig ist und dass ich bleiben soll, um mit den Gästen daran mitzuarbeiten. Und als ich gedacht habe: Bleib auf Pfingsten hier und geh später für eine ganze Woche zu Deiner Familie nach Skandinavien, da hatte ich einen echten Frieden in meinem Herzen!“

Nach einer langen Reise war ich heimgekehrt und musste mich wieder in meinen Studienalltag einfinden. Es war Sonntag. Ich wollte zur Messe. Leider fand sie nicht statt, da die Kirche aufgrund von Renovierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen war. So ging ich traurigen Herzens weiter. Plötzlich stoppte ein Auto neben mir. Eine Kinderstimme rief meinen Namen. Und schon war der kleine Junge aus dem Auto gesprungen und umarmte mich inniglich. Als Au-pair hatte ich ihn über mehr als zwei Jahre begleitet und ins Herz geschlossen. Ich hatte ihm zu seinem Geburtstag noch wunderschöne Karte geschickt. Gesehen hatten wir uns lange nicht mehr. „Danke, dass Du mir zum Geburtstag geschrieben hast! Ich hab mich soooo gefreut!“ Nachdem er mich erneut ganz fest an sich gedrückt hatte, sagte er weiter: „Du hattest ja auch Geburtstag. Ich hab ganz fest an Dich gedacht.“ Dann holte er zwei Euro aus seiner Hosentasche und sagte: „Hier, das ist mein Geschenk für Dich!“ Zunächst lehnte ich ab, da ich dem Kind dieses Geld nicht wegnehmen wollte. Aber er blieb beharrlich. Und so musste ich es nehmen. Als wir uns verabschiedeten, rief er noch: „Und besuch uns bald mal wieder! Ich vermisse Dich so sehr!“ Mit Tränen der Freude in den Augen blieb ich zurück. Ich hatte mit dem Kind so viel Zeit geteilt und ihm Liebe geschenkt. Und nun durfte ich erfahren, dass die Liebe wirklich bleibt.

Als ich an der Uni ankam, traf ich eine Freundin und lud sie auf ein Eis ein. Sie hatte Zeit und so vervielfachten die zwei Euro auch noch ihre Freude. Ein lebendiger Austausch mit meiner Kollegin war ein weiteres Geschenk. Ich verstand: Der, dem ich hatte in der Messe begegnen wollen, hatte sich zwei Mal unter uns Menschen ereignet, ER in der Mitte der Seinen.

Nur noch schnell was einkaufen, denn im Brotkorb war kein Brot mehr und das Wochenende nahte. So lief ich am späten Samstagnachmittag noch schnell aus der Bibliothek meiner Uni in einen Supermarkt, um für den Sonntag gut gerüstet zu sein. Als ich vor dem Brot-Regal stand, war ein älterer Mann gerade dabei, alle Semmeln in seinen Einkaufswagen zu legen. Er schien Besuch zu bekommen und brauchte anscheinend eine Menge an Brot. Sonst war kein Brot mehr vorrätig. Als er mich vor dem Regal stehen sah, fragte er, ob ich auch noch Brot brauche? Ich nickte. So ließ er noch drei Semmeln in Regal liegen. Mich rührte diese Geste so sehr, dass ich mich entschied, nur einen davon mitzunehmen und ansonsten fürs Wochenende auf Nudeln zu setzen. Der ältere Mann sah das, und fragte, ob ich die restlichen zwei nicht aus noch brauche? Ich verneinte und sagte ihm: „Nehmen Sie die ruhig noch, ich spür, Sie brauchen die ja noch!“ Lächelnd nickte er und bedankte sich. Diese ehrliche und achtsame Begegnung am Brotregal ließ in mir eine große Freude zurück.