Ich bin glücklich!
Als ich am Dienstag bei einer Flüchtlingsfamilie war, erzählte mir die Mutter, dass ihr kleiner Sohn Gummistiefel bräuchte. Aber in der Kleiderkammer gibt es sie nicht. Und die Tochtzer der Familie brauchte Knie- und Ellenbogenschoner für die Schule. Sie haben nächste Woche Projektwoche und wollen Inline-Skaten. Aber nur die Kinder, die Schoner haben, dürfen mitmachen. Das ist ja gut und richtig, aber in den Geschäften, in denen die Asylanten mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, gibt es keine Schoner und leihen konnte sie ihr auch niemand. So fragte mich die Mutter, ob ich nicht eine Idee hätte, wie sie beiden Sachen bekommen könnte. Ich hab ihr nur gesagt, ich würd mal rumhören. Versprechen konnte ich allerdings nichts.
Abends hab ich das dann meiner Mutter am Telefon erzählt. Ihre Antwort: "Gummistiefel haben wir im Kindergarten und nach Knieschonern frage ich auch noch." Als ich dann gestern abend nach Hause kam, standen die Gummistiefel schon im Flur. Und dann gab sie mir noch eine Tüte, darin waren neue Schoner. "Ich hab gefragt, aber niemand hatte welche in der Größe. Ich hab ihr welche gekauft, es darf nicht sein, dass das Mädchen deswegen nicht mitmachen kann."
Mich hat das total gerührt, dass meine Mutter sich hat davon so ansprechen lassen und nach einem langen Tag noch losgefahren ist, um die Schoner zu besorgen. Gerade hab ich die Sachen bei den Asylanten vorbei gebracht. Der Vater sagte, dass seine Tochter von nichts anderem mehr gesprochen habe, als von den Schonern. Und dann hab ich ein Strahlen in den Augen des Kinder sehen dürfen, was mich tief berührt hat. Nur schade, dass meine Mutter dieses Strahlen nicht sehen konnte.
DS
Nach meiner regulären Arbeitszeit fuhr ich noch zu einer älteren Frau, um ihr zu helfen. Sie ist 86 Jahre alt, blind und lebt alleine. Ihr Enkel wohnt im Haus, ist aber berufstätig. Sie hatte vor 5 Wochen eine schwere Operation durchzustehen und ist dadurch sehr an ihre Wohnung gebunden. Sie freute sich riesig über meinen Besuch.
Als ich schon fast wieder gehen wollte, sagte sie:"Ja, ja - alles nicht so leicht." Mir war sofort klar: Sie wollte etwas erzählen. Also habe ich mich zu ihr gesetzt und ihre Hand genommen und dann ging es aber auch schon los. Vor 28 Jahren ist ihr Mann gestorben, elendig wie sie sagte, an einem Hirntumor. Während dieser Zeit fing sie an zu erblinden. Mittlerweile hat sie rechts ein Glasauge und links sieht sie noch knapp 5 Prozent. Kurz nach dem Tod ihres Mannes erkrankte sie an einem bösartigen Nierentumor und musste sich langwierigen OPs und Therapien unterziehen. Vor 5 Jahren dann starb ihr Sohn mitten in der Nacht an einem plötzlichen Herztod als er mit Freunden unterwegs war. Diese Nachricht wurde ihr von der Kripo überbracht. Jetzt hatte sie massive Herzrhythmusstörungen und musste lange auf der Intensivstation liegen... Sie sagte: "Ich hatte solche Angst, aber der da oben wollte mich doch noch nicht. Welch ein Glück, sonst hätte ich Ihnen das alles nicht erzählen können und das hat so gut getan! Danke, kommen Sie bitte bald wieder!"
Ich war so bewegt! Diese arme Frau! Hab ich ein Glück, dass ich immer wieder so starke Persönlichkeiten kennen lernen darf. Für mich eine echte Zeugin. Diese Frau ist überhaupt nicht verbittert. Sie nimmt alles, wie es kommt - und lebt es!
PB
Es ist Sonntagmorgen - in aller Frühe. Es schellt. Ich bin gerade aufgestanden. Soll ich öffnen? Ein kurzer Augenblick des Inne-Haltens. Mein Herz sagt: “Ja, geh und öffne!” Ein Ehepaar steht vor der Tür. Ich bitte sie hinein und koche einen Kaffee. Ich habe nur wenig Zeit, da ich kurze Zeit später mit einer Jugendgruppe zu einer Tagesfahrt aufbrechen werde. Ein Gespräch entwickelt sich. Das Ehepaar erzählt von ihrem Sohn und von allerlei Herausforderungen. Wann wir denn losführen - fragen sie. Meine Antwort: “In 20 Minuten.” Ob ihr Sohn auch mit kommen könne? - Meine Antwort: “Na klar, einen Platz haben wir noch frei, er kann mit!” Der Vater ruft seinen Sohn an, klingelt ihn aus dem Bett. Wenige Minuten später entscheidet er sich, mitzukommen. Wir holen ihn mit den Jugendlichen in einer Nachbarstadt ab. Ein wenig schüchtern steigt er ein. Schnell entspinnt sich ein lockeres Gespräch. Als ich ihn am Abend frage: “Und, wie war der Tag mit dem Turbo-Start für dich?” strahlt er mich nur an. Gut, dass ich mitgekommen bin. Und meine zweite Frage. “Und zum Weltjugendtag nach Madrid, kommst du mit?” - “Na klar!”
MW
Ich hatte heute ausgesprochen schlechte Laune und war total genervt. Eigentlich ohne Grund. In meinem Unternehmen gleich wieder Dienstplandiskussionen, den Sommerurlaub muss ich auch wieder abkürzen, dauernd wieder tauschen ... An meinen verschiedenen Arbeitsplatzen fehlte immer etwas! Selbst durch das heutige Tages-Motto („Mach’s wie Jesus, verschenk dich für andere!“) fühlte ich mich angegriffen.
Im Stillen sagte ich mir: "Was tue ich denn? Bin doch ständig für andere da!" trotzdem fühlte ich mich von einem jeden Kunden gestört. Irgendwann habe ich mir dann gesagt: „So kann das nicht weiter gehen! Sonst läufst du Gefahr, unfair zu werden!“ Also habe ich mich für 2 min in unseren Sozialraum zurückgezogen und noch einmal sowohl das Motto, wie dann auch endlich die dazugehörige Textstelle (Joh 6,52-59) gelesen. Ich merkte schnell, dass ich ruhiger wurde und ich konnte mich neu motivieren weiterzumachen. Gleich die nächste Kundin, die ich begrüßte, fragte mich, wie es mir gehe. Ich war überrascht, sagte aber, es gehe mir gut und sie sei die erste, die das frage. Daraufhin sagte sie, sie sei vielleicht auch die erste die mich richtig sehe! Wir mussten beide lachen, der "Bann war gebrochen" und die restliche Arbeitszeit ging super gut, fast wie von selbst.
PB