Ich bin glücklich!
Gestern habe ich meinen Geburtstag nachgefeiert. Meine Gäste blieben zum Teil bis halb vier am nächsten Morgen. Da ich in unserem Wohnzimmer gefeiert hatte und mir klar war, dass meine Eltern bestimmt eher aufstehen würden als ich, kam mir in den Sinn, wie blöd es für sie sein würde, wenn sie Tische voll leerer Gläser, Flaschen und Teller vorfinden würden. Ich war ihnen aber so dankbar, dass sie sich nicht über die Lautstärke unserer Gespräche und der Musik beschwert hatten und dass sie mir so sehr bei den Vorbereitungen geholfen hatten, dass ich ihnen diese Liebe zurückgeben musste. So räumte ich über eine Stunde lang auf, in der ich wahrscheinlich sowieso wach im Bett gelegen hätte.
Meine Mama war so glücklich und erstaunt darüber, dass sie mir am nächsten Tag immer wieder sagte, wie schön das gewesen sei, dass ich schon alles weggeräumt hatte.
Heute Mittag wollte dann noch eine Bekannte zu mir kommen, damit ich ihr etwas in Physik erkläre, was sie nicht so gut verstanden hatte. Als ich dann, noch müde von der Party, per SMS das Tagesmotto "Jesus ruft! Entscheide dich!" bekam, war mir sofort klar, dass ich ihr nicht absagen darf. Unser Gesprächsthema war dann irgendwie nicht nur Physik, sondern auch alles Mögliche andere, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten und ich nahm mir einfach die Zeit, ihr zuzuhören. Irgendwann kamen wir dann auch auf Kirche zu sprechen. Darüber reden wir öfter, aber anders war dieses Mal, dass wir ganz persönlich über das Beten gesprochen haben und was wir mit Beten im Gottesdienst anfangen können. Das war unglaublich schön, weil ich viel Neues über sie erfahren habe...
SK
Ich hatte ein Vorstellungsgespräch für eine Praktikantenstelle. Das Gespräch war sehr positiv verlaufen. Nun stand mir die Stelle offen. Ich zögerte, obwohl ich selber vor einiger Zeit die Bewerbung abgeschickt hatte. Fragen kamen in mir auf: Was will ich? Soll ich die Stelle annehmen? Ist das Gottes Wille für mich? Ich selber fand einfach keine Antwort.
Im Bus - auf dem Weg nach Hause – kamen meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe: Sollte ich zusagen oder nicht? Die Stelle abzusagen bedeutete: wieder neu nach offenen Stellen suchen, wieder Zeit investieren, wieder Bewerbungen schreiben, wieder Momente der Ungewissheit durchleben, ob ich überhaupt eine andere Stelle finden würde… Bei dem Gedanken abzusagen, ging’s mir gar nicht gut.
Zu Haus setzte ich mich an den Schreibtisch und surfte wild durchs Internet, in der Hoffnung, meine Gedanken sortieren und meine Entscheidung mit den jeweiligen Vor-und Nachteilen abwägen zu können. Auf einer Internetseite, die ich öffnete, blieb mein Blick an einem Zitat von Madeleine Delbrêl hängen: „Strategie ist die eine Seite, die Wege Gottes die andere.“
Strategie – so schoss es mir durch den Kopf - wäre also, die Stelle anzunehmen, die Pflicht zu erfüllen… Bei diesem Gedanken spürte ich mein Herz sagen: „Das ist nicht das Wahre für dich. Das ist nicht der Weg, den du jetzt gehen sollst!“ Ich rief meine Eltern an und fragte um Rat. Dann loggte ich mich in mein Mail-Postfach ein und sagte die Stelle ab.
Schlechtes Gewissen? Nein, diesmal nicht. Im Gegenteil!
AvS
Eine kurdische Familie hat vier Kinder, drei von ihnen sind taub. Als ich sie letzte Woche besuchen wollte, hörte ich am Telefon, wie krank die Mutter der Familie war. Ihre Stimme war total belegt und fiebrig. Wir hatten uns im Advent jeden Morgen in unserer Kirche mit Leuten aus der Pfarrei getroffen, um das Tagesevangelium zu lesen und dann mit einem kleinen Motto in den Tag zu starten. An diesem Tag war das Motto in Anlehnung des Besuches von Maria bei Elisabeth: "Gib eine Liebe, die das Herz des Nächsten berührt und bewegt!"
Als ich die kurdische Frau am Telefon hörte, kam mir sofort das Motto in den Sinn und bewegte mich. Ich bin dann sofort in ein Lebensmittelgeschäft gefahren und hab eine große Kiste Orangen, Tee und Honig gekauft. All das hab ich dann vor die Tür der Familie gestellt und bin wieder gefahren. Ich hab dann noch kurz angerufen: "Machen sie mal die Tür auf. Da steht etwas zum gesund werden!"
Eine Woche später war ich wieder bei der Familie. Als mich die Frau - eine gläubige Muslima - sah, rief sie mir entgegen: "Ich habe geweint, geweint, geweint!" Ich wusste zunächst nicht warum und fragte nach. "Oh, wissen sie. als ich noch in Syrien war, hat sich immer mein Vater um mich gekümmert und er hat mir Tee, Honig und Vitamine gebracht, damit ich wieder gesund werde. Jetzt bin ich sooooo weit weg von ihm. Und jetzt tun sie das, die sie doch fremd sind...." Dann begann sie wieder zu weinen.
MW
Ich war auf dem Weg zu einem Cafe, um mich mit einer Freundin zu treffen. Ich kam an einem obdachlosen, jungen Mann vorbei. Er saß an einer Häuserecke, in seinen Schlafsack und eine Decke eingewickelt. Ich sah, wie sehr er frohr. Zunächst ging ich weiter. Aber in meinem Herzen pochte ein Impuls: 'Geh nochmal zurück! Und schau nach dem jungen Mann!' Ich ging zu ihm und sah, wie sehr er vor Kälte zitterte...ich musste etwas tun... Ich hatte den Eindruck: In den Augen dieses Mannes schaute mich Jesus an... "was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", kam mir in den Sinn. Und zugleich erinnerte ich mich an das Motto, das ich mir mit einigen anderen für den Tag vorgenommen hatte: "Dem Nächsten beistehen - aus echter Liebe!" Dieser Obdachlose war jetzt mein Nächster, dem ich beistehen "musste". Ich bin zu Burger King gegangen und hab ihm einen großen heissen Kakao gekauft und dann gebracht. Ich hab ihm den Becher gegeben und gesagt: "So, bei dieser Hundekälte gibt's jetzt erst mal etwas Warmes zu trinken für dich!" Er schaute mich ganz überrascht an und fragte: "Für mich? Danke!" Wir haben dann ein paar Worte gewechselt und dann mußte ich weiter gehen. Als ich ein paar Meter weg war, rief er noch: "Frohes Fest!"
DS