Ich bin glücklich!
Ich war eingeladen, vor einer Gruppe Studierenden über das Thema „Frieden“ zu sprechen. Ich teilte Erfahrungen darüber, wie ich mit mir persönlich und wie mit anderen in Frieden leben und kommen kann und wie ich dem Traum Gottes, unter uns sein zu wollen, Raum geben kann. Mit hoher Aufmerksamkeit waren die jungen Leute mitgegangen und ich spürte, wie ein Feuer in ihren Herzen brannte. Dann setzte ich mich an einen der Tische. Dort kam ich mit einer jungen Frau ins Gespräch, die eine Fortbildungsveranstaltung in unserem Tiny House zum Thema „Entscheide Dich, glücklich zu sein!“ mitgemacht hatte. Sie erinnerte sich lebhaft an diesen Tag. Ich griff noch einmal auf, dass sie damals als Rückmeldung gesagt hatte: „Es war für mich wie ein Einkehrtag. Ich stand vor Gott und habe mich neu gefunden!“ Ich ließ sie verstehen, dass solche Worte die Frucht der Gegenwart des lebendigen Jesus unter uns sind. Ich sah, wie sehr sie gerührt war. Und auch in diesen Augenblicken durften wir neu diese Erfahrung machen. Am Ende des Abends kam sie und sagte: „Ich will nicht gehen ohne einfach DANKE zu sagen. Auch diese Begegnung war wieder so bedeutsam für mich!“ Mit einem tiefen Glück im Herzen verabschiedeten wir uns.
Von Zeit zu Zeit helfe ich als Ärztin in einem Gefängnis. Bei einer Untersuchung war ich dort einer Frau begegnet, die sehr angerührt war, weil sie sich als Frau – und nicht als Gefangene – behandelt gefühlt hatte. Bei einer erneuten Untersuchung war ich mir in Bezug auf einen Befund unsicher. Da die Untersuchungsergebnisse den Befund als unauffällig beurteilt hatten, bat ich einen Fachkollegen um Rat. Seine Reaktion half mir nicht weiter. So fragte ich bei meinem Chef um Rat. Er freute sich über meinen „Kampfgeist“, wie er scherzhaft sagte. Schnell wurde deutlich, dass eine dringende OP anstand. Als ich die Patientin nach der Operation besuchte, sagte sie: „Frau Doktor, ganz ehrlich, so hat noch nie jemand im Leben um mich gekämpft.“ Ich war zu Tränen gerührt und wusste zunächst gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. Zum ersten Mal hatte sie spüren dürfen, wie wertvoll sie ist.
Ruf mal wieder an! Spürte ich als Impuls in meinem Herzen. Ich rief eine ältere Ordensfrau an, die sich rührend mit wachem Geist und liebendem Herzen um viele zum Teil schon demente Mitschwestern kümmert. Bei jedem Telefonat mit ihr erlebe ich die Konkretheit ihrer Liebe. „Gestern war ich richtig glücklich!“ ließ sie mich wissen. Eine schon hochbetagte Mitschwester hatte gebeten, in Zukunft in ihrem Speisesaal mitessen zu dürfen. So war sie seit über drei Wochen zu jeder Mahlzeit mit dabei. „Und gestern stand unser Neuling auf einmal auf und sagte: ‚Ich bin so dankbar, hier bei euch sein zu können. Es tut einfach nur gut!“ Als meine Gesprächspartnerin die Aussage ein wenig abzuschwächen versuchte, reagierte die hochbetagte Frau: „Hier unter euch atme ich Frieden, das ist längst nicht so in allen Gruppen hier im Haus!“
Im Supermarkt war mir ein sehr gewichtiger Mann aufgefallen, der sich mit seinem Einkaufswagen nur langsam vorwärts bewegen konnte. Mehrfach hatte er mir für mehrere Augenblicke den Weg versperrt. Ich hatte ihm jedes Mal ein gutes ihn aufmunterndes Wort geschenkt. Als ich an der Kasse ankam, kam er aus einem Seitengang langsam angeschlichen. Ich bot ihm an, sich vor mir in der Warteschlange einzureihen. Mit großen Augen schaute er mich an und reihte sich ein. Ein Mitarbeiter des Supermarktes hatte das mitbekommen und sagte zu mir: „Kommen Sie schnell an die Nachbarkasse. Ich kassier dort!“ Erstaunt folgte ich ihm. Direkt nach mir schloss er die Kasse wieder. Ein mir bekanntes junges Paar hatte den Vorgang verfolgt. Als wir uns draußen trafen, sagte die Frau: „Der Kassierer hat seine Kasse nur für dich geöffnet! Wahnsinn! Wie machst du das immer?“ Schmunzelnd sagte ich ihnen: „Die Liebe lässt Türen aufspringen!“ Lachend gingen wir auseinander.