Ich bin glücklich!
Neben dem Messbuch lag ein kleiner Zettel mit einem Namen, den ich nicht kannte. Ich erfuhr, dass dieser Mensch ganz plötzlich und völlig unerwartet im Alter von 56 Jahren aus dem Leben gerissen worden war. Seine Schwägerin überbrachte diese Botschaft. Ich spürte, wie sehr ihr dieser Tod zu Herzen ging. So versuchte ich während des Gottesdienstes, an dem sie teilnahm, die Texte des Tages auf ihre Situation hin zu deuten und einige Erfahrungen zu teilen. Nach dem Gottesdienst ließ sie mich ihre Dankbarkeit spüren. Ich spürte ihr Bedürfnis, erzählen zu dürfen, was sie in ihrer Seele spürte. Vor meinem nächsten Termin wollte ich noch zwei Besorgungen machen. Ich verschob diese in Gedanken auf später und hörte ihr aufmerksam zu. „Oh, wie gut es gut, über all das zu sprechen und auch meine Ängste aussprechen zu können. Ich hatte bisher noch niemanden gefunden, mit dem ich das teilen konnte! Von Herzen DANKE!“
Durch sein unbedachtes vorschnelles Verhalten hatte mich ein Freund verletzt. Sein schnell am Telefon dahin gesagtes: „Tut mir leid!“ konnte ich kaum nehmen. So beendete ich das Telefonat. Ich spürte, wie diese Verletzung meine Seele aufwühlte. In meinen Gedanken begann ich diesen Freund zu verurteilen. Das zog mich immer mehr herunter. Ich wollte mich von diesen negativen Gefühlen nicht lenken und leiten lassen, aber sie waren da. Ich bat Jesus in einem Stoßgebet um Hilfe. Mir fiel ein weiterer Freund ein, der mich gebeten hatte, ihn über den Verlauf einer Konferenz gut zu informieren. Um etwas „aus Liebe“ zu tun und nicht in den negativen Gefühlen hängen zu bleiben, rief ich ihn an. Ich nahm mir vor die Konferenz, die nicht sehr gut gelaufen war, ganz sachlich und wohlwollend darzustellen und nichts Überzogenes zu sagen. Ein längeres und brüderliches Gespräch entwickelte sich. Als wir uns verabschiedeten, spürte ich wieder echten Frieden in meiner Seele.
Ich hatte eine lange Nachtfahrt von Kyiv zu meinem Heimatort vor mir. In meinem Abteil saß ein älterer Mann. Wir fanden miteinander in ein freundliches Gespräch. Nach einiger Zeit stieg ein Soldat zu uns ins Abteil. Der ältere Mann sprach aus ihn an. Er erzählte viel von all dem, was er in dieser Zeit erleben musste. Dann stand der Ältere auf und kam bald mit zwei Tassen Tee zurück, die er im Bord-Restaurant gekauft hatte. Und er holte noch eine dritte Tasse für mich. Obwohl ich ungern im Zug etwas trinke, trank ich den Tee mit den beiden. Wir hatten eine gute Zeit miteinander. Als wir uns verabschiedeten, ging jeder von uns mit einer echten Freude im Herzen.
Es schellt. Ein Mann bittet um die Krankensalbung einer Frau im Krankenhaus unserer Stadt. Ich ändere meine Pläne und fahre sofort mit dem Fahrrad zum Krankenhaus. Station 5. Eine Praktikantin führt mich zum Zimmer der Frau. Sie ist ansprechbar, spricht aber nur wenige Worte Deutsch. Das Atmen fällt ihr schwer. Ich setze mich an ihr Bett und schaue sie schweigend mit einem Blick voller Liebe an. Ihre Augen ruhen in den Meinen. Ich habe ihr Jesus in der Eucharistie und das Kranken -Öl mitgebracht. Als ich ihr beides zeige, strahlt sie und beginnt sofort das „Vater unser“ und das „Gegrüßt seist Du Maria“ auf Polnisch zu beten. Ich spende ihr mit wenigen Worten die Krankensalbung und gebe ihr das Heilige Brot zu essen. Sofort betet sie laut in ihrer Muttersprache weiter. Es klopft. Das Mittagessen wird gebracht. „Sie wird sowieso wieder nichts essen!“ sagt mir die Frau des Essensdienstes. Ich zeige der Kranken, was es zu essen gibt. Beim Joghurt geht ein Lächeln über ihr Gesicht. Da sie eine Schulter gebrochen hat, kann sie sich nur mühsam helfen. So füttere ich sie mit dem Joghurt. Löffel für Löffel. Jedes Mal ein Strahlen in ihren Augen. Als ich mich nach über einer Stunde verabschiede und unsere Augen einander lange begegnet sind, sagt sie: „Ich liebe Jesus!“ Ich erwidere: „Ich auch!“ In einem tiefen Frieden gehen wir auseinander.