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Mir war, als schließe sich ein Kreis!

Ich erfuhr, dass meine Oma auf der Intensivstation lag. - Ich war hin und hergerissen. Sollte ich sonntags noch hinfahren oder erst am Montag? Ich gab einem inneren Dränen nach und beschloss beim Mittagessen, sofort zu fahren und nicht bis Montag zu warten.
Als ich im Krankenhaus an der Intensivstation klingelte, sagte man mir, dass meine Oma auf eine normale Station verlegt worden sei. In diesem Zimmer angekommen, saß meine Patentante bei ihr. Ich sah, wie schlecht es meiner Oma ging. Sie atmete schwer und war schon zeitweilig kaum noch ansprechbar. Meine Tante mußte am späteren Nachmittag fahren. So entschied ich spontan, über Nacht zu bleiben, auch wenn ich dafür nichts mitgebracht hatte. Aber ich wollte sie in diesen schweren Stunden nicht allein lassen.
Der Krankenpfleger brachte mir einen Sessel ins Zimmer und auf meine Nachfrage, ob es in der Cafeteria wohl noch eine Kleinigkeit zu essen gäbe, war seine “Ich bringe ihnen gleich etwas zum Abendbrot, dann können Sie bei Ihrer Oma bleiben!”
So saß ich allein am Bett meiner Großmutter - eine sehr intensive Zeit. Ein wenig fürchtete ich mich vor dem, was kommen könnte, denn ich war in den letzten Augenblicken eines Menschen noch nie dabei gewesen... Und dann, wenige Minuten nach 21 Uhr starb sie in meinen Armen.
All meine Angst war in diesen Augenblicken weg. In mir war eine tiefe innere Ruhe, die mich ganz bei ihr sein ließ. Es war ein unglaublich ruhiger, friedvoller Übergang... - Spät abends  holte mich mein Onkel aus dem Krankenhaus ab und ich schlief in der Nacht in dem Gästezimmerchen, wo ich schon als Kind schlief. In diesem Zimmer, habe ich zum ersten Mal von Jesus gehört. Oma hatte mir von ihm erzählt! Hier hatte ich das erste Gebet meines Lebens gesprochen, das erste Mal - ganz kindlich -  Seine Nähe erfahren dürfen. Ich musste damals dort schlafen, weil meine Mutter im Krankenhaus lag und ich hatte große Angst... So habe ich durch meine Oma gelernt, schon als Kind mit allem zu Jesus zu gehen. Er wurde mein tiefster Halt.
Jetzt lag ich da in diesem Zimmer, wo meine Oma mir das erste Mal von Jesus erzählte, mit mir betete und eben noch, durfte ich ihre Hand halten, mit ihr beten und ihr von Jesus erzählen... Mir war, als schließe sich ein Kreis. Und ich spürte eine Liebe in allem - ganz persönlich!

Ich habe zu danken!

In den letzten Wochen hatte ich eine Familie begleitet, die durch die akute Erkrankung des Mannes in arge Bedrängnis gekommen war. Existentielle Not tat sich auf. Ich fand einen Therapeuten, der die Muttersprache der Familie spricht. Er erklärte sich bereit,, uns noch trotz seines überfüllten Terminkalenders zu empfangen. Die Praxis lag nicht gerade in der Nähe, aber ich richtete es ein, dass ich die Familie mit dem Auto bringen konnte. Der Therapeut war sehr um uns bemüht, aber auch überrascht, dass ich mich “persönlich” so um diese Familie kümmerte. Glücklicherweise konnte er dem Mann etwas weiter helfen und die akute Situation deutlich entschärfen. Zwei Mal habe ich den Mann gefahren und beide Male antwortete der Therapeut auf mein Danke für seine investierte Zeit: “Nein, nicht Sie haben zu danken! Ich habe zu danken, dass Sie sich so um meine Landsleute kümmern!” An die Besuche schloss sich noch  ein offizieller Schriftwechsel an. Wie sehr war ich überrascht, als ich in dem offiziellen Brief einen kleinen, handschriftlichen Gruß an mich fand! - In mir blieb eine echte Freude, über den Gruß und die beidseits ganz persönliche Begegnung!

Zugegebenermaßen, ich war enttäuscht von mir!

Mit meiner Freundin, die mich am Klavier begleitete, hatte ich die erste Präsentation  in einer “Weihnachtsklassenstunde” mit einer Arie aus Bach's Weihnachtsoratorium „Schlafe mein Liebster“ einzuspielen.  Trotz langem Vorspiel brauchte ich Zeit, um mich in dieses Stück innerlich einzufinden. Mit alle meiner emotionalen und rationalen Kraft versuchte ich mir die Situation des Liedes vorzustellen, die wir im Unterricht erarbeitet haben: Ich sollte mir vorstellen, ich sei Maria und würde Jesus im Arm wiegen. Nach der Präsentation gab mir meine Freundin eine Rückmeldung. Sie sagte mir, sie habe gemerkt, dass ich die technisch anspruchsvolle Alt-Arie im Unterricht gut erarbeitet habe, aber was den Ausdruck anbeträfe, könne ich das noch zärtlicher und liebevoller bringen. Ich weiß, dass es bei Aufführungen gilt, 150% zu geben, damit 100% ankommen. In diesem Augenblick war ich echt enttäuscht über mich, denn ich hatte nicht gezeigt, was in mir steckt! Heute - ein paar Tage später -  sprach mich meine Freundin nochmal ganz persönlich drauf an und sagte: „Vertrau dir! Ich weiß, dass du das kannst. Geh mehr aus dir raus! Du brauchst dich nicht verstecken. Hab Mut zum Ausdruck!“ Von meiner Gesangslehrerin hatte ich das schon öfter gehört: “Die Technik läuft, denk jetzt nur an Ausdruck, dann hast du automatisch die richtige Einstellung zum Singen!”  Diese Ermutigung tat mir echt gut. Irgendwie hatte ich den Eindruck: Gott nimmt mich in den Arm, ganz persönlich!

Plötzlich kam sie mir in den Sinn!

Über mehrere Jahre hatte die Schwester eines Pflegedienstes mit großer Treue und Zuverlässigkeit meinen Vater gepflegt. So hatten wir am Krankenbett viel Zeit gemeinsam verbracht und dabei immer eine Menge an Leben geteilt. In diesen adventlichen Tagen kam sie mir wieder neu in den Sinn. So packte ich ein kleines Geschenk sorgfältig ein und legte es vor ihre Haustür - ganz persönlich. Wenige Tage später, als ich bei meiner Mutter vorbei schaute, empfing sie mich schon strahlend auf der Haustür und sagte: “Rat mal, wer mich heute besucht hat?” Ich hatte keine Idee. Und dann erzählte sie, dass die Schwester des Pflegedienstes vorbei gekommen war mit einer kleinen Blume in der Hand und dass sie eine ganze Zeit miteinander geredet hatten.

Sollte ich allein durch den dunklen Wald gehen?

Es war frühmorgens - ich war auf dem Weg zum Spanisch-Unterricht. Ich hatte noch nicht entschieden, ob ich mit dem Bus fahren oder durch einen naheliegenden Wald laufen sollte, was ungefähr die gleiche Zeit ins Anspruch nimmt. Ich entschied mich für den Wald, nicht ahnend, dass es an diesem Morgen noch sehr dunkel und nebelig war... Das war eine echte Herausforderung für mich, da ich im Dunkeln immer schnell Angst habe. Von weitem schon sah ich den nebeligen Wald. Sollte ich da wirklich durchgehen oder doch besser umkehren? Mein Leitspruch der vergangenen Tage kam mir in den Sinn: “Ich vertraue DIR, Jesus!” Ich entschied mich, durch den Wald zu gehen - mit diesem erweckten Vertrauen im Herzen. Ich betete ein Gesätz des Rosenkranzes. “Der von den Toten auferstanden ist!” Während des Laufens bemerkte ich, dass der Wald gar nicht so dunkel und vernebelt war, wie er von außen ausgeschaut hatte. Ich war völlig überrascht. In diesem Augenblick wurde mir klar, welche Macht die Angst über mich haben kann. Oft versperrt sie Wege, die dunkel erscheinen, in Wahrheit aber gar nicht dunkel sind. Ich spürte in mir Er-Lösung, ja, irgendwie auch Auf-erstehung - die hatte ich ja in dem Rosenkranzgesätz betrachtet und ich pries Gott und sagte ihm: “Ja, Du bist auferstanden, Jesus. Ich vertraue Dir!”

Ihr Lachen ließ mir Tränen in die Augen schießen!

Ich besuche seit einiger Zeit eine Frau in einem Altenzentrum, die sich kaum noch bewegen kann und deren Kommunikationsmöglichkeit sehr eingeschränkt, fast sogar unmöglich ist. Diese Frau ist nahezu bewegungsunfähig. Sie kann ihre Arme nicht allein unter der Bettdecke hervorholen. Sie liegt in ihrem Bett und kann nichts mehr tun. Ich bemühe mich bei jedem Besuch, sie in den kleinen Dingen, die ich tun kann, zu lieben: wenn ich sehe, dass sie schwitzt, hole ich einen feuchten Waschlappen und wasche und kühle sie ein wenig an Stirn und Armen, wenn ihr Speichel aus dem Mund läuft und das Handtuch, wenn ich komme, schon durchnäßt  ist, wasche ich ihr den Speichel ab und wechsele das Handtuch.
Ich habe gelernt auf kleine Dinge zu achten und  zu tun, was dieser Frau gut tut - eben ganz persönlich. In der Adventszeit habe ich neu überlegt, wie ich ihr eine Freude machen kann. Mir kam die Idee, ihr etwas vorzulesen. Zuerst dachte ich, es müßte etwas Adventliches sein, aber, als ich versuchte, mich in ihre Haut hineinzuversetzen, hatte ich Zweifel, ob das passt, da sie das erste Jahr nicht mehr zu Hause ist und “Adventliches” möglicherweise Erinnerungen in ihr auslöst, die schmerzlich sind. Also hab ich weiter gesucht und ein sehr heiteres Buch hervorgekramt, das vom etwas überspitzten Lebensalltag einer "Großfamilie" mit 10 Kindern erzählt. Aus diesem Buch hab ich ihr bei meinem nächsten Besuch vorgelesen. Bevor ich jedoch zu lesen begann, sagte ich ihr, warum ich gerade dieses Buch und eben nichts Adventliches mitgebracht habe. Sie ließ mich strahlend verstehen, dass das genau die richtige Entscheidung gewesen war. Dann hab ich eine Stunde vorgelesen und musste das Lesen immer wieder unterbrechen, da wir beide sehr lachen mussten. Es war eine so frohe Stunde...und ihre leuchtenden Augen und ihr Lachen haben mich fast zum Weinen gebracht... Es war eben - ganz persönlich! Und bei meinem nächsten Besuch kommt das nächste Kapitel dran...

fast familiär!

Wir hatten eine schwere Operation zu stemmen. Nach getaner Arbeit kam meine Mitarbeiterin um mir zu sagen, wie gut ihr das Miteinander in unserem Arbeitsfeld tut. Wir kommen menschlich gut miteinander aus und haben schon mehrere beruflich sehr herausfordernde Situationen miteinander gemeistert! Da diese Frau ihren Zug verpasst hatte, hab ich sie spät abends noch nach Hause gefahren. So blieb uns Zeit zu sprechen. Diese Zeit zum Gespräch ist wichtig, um schwere Situationen auch fachlich nochmals “durchzuarbeiten”. Nachdem wir das getan hatten,  sagte sie zu mir: “Mit Ihnen ist das Arbeiten so ganz anders. Sie kennen die Patienten so gut und Sie sind so ganz persönlich!” Da wurde ich hellhörig. Ich fragte, wie sie das meine? “Nun ja, es ist so eine besonderer Atmosphäre so freundschaftlich, fast familiär! Meine Rolle als Mitarbeiterin ist mit Ihnen immer ganz anders, sie gefällt mir sehr. Ich habe den Eindruck, ich gehöre immer mit dazu!” - Wie gut tat mir diese Rückmeldung nach einem anstrengenden Arbeitstag - eben: “ganz persönlich!”

Ich blieb dran!

Vor ein paar Tagen erreichte mich ein Anruf.  Nach kürzester Zeit war klar, es geht wieder um die Probleme, die wir schon oft besprochen haben. Zunächst war ich genervt! “Nicht schon wieder!” kam mir in den Sinn. “Und mein Gegenüber hat nach all den Gesprächen noch keine Schritte gemacht, um etwas zu ändern!” dachte ich weiter... Aber der Wunsch zu lieben wurde immer stärker in mir. So hab ich tief Luft geholt und versucht, ganz da zu sein. Ich hab versucht, wirklich zuzuhören, ohne Bemerkungen und kluge Ratschläge dazwischen fließen zu lassen. Es wurde ein langes, relativ schweres Gespräch. Schritte von der Seite meines Gegenübers waren dringend angesagt, aber er mußte sie selber entdecken und tun.
So hab ich mich weiter sehr zurück gehalten. Die wenigen Worte, die ich beisteuerte, versuchte ich mit ruhiger und klarer Stimme zu sagen.  - Gegen Ende des Gespräches wurde mein Gegenüber ruhiger. Als wir geendet hatten, hab ich für den Anrufer gebetet, zumal mich das, was er erzählt hatte, sehr betroffen gemacht hat! - Wieder einmal neu!
Eine viertel Stunde später kam eine SMS. Mein Gesprächspartner hatte sich wirklich fachliche Hilfe geholt und schon eine feste Zusage für baldige Hilfe bekommen. Damit scheint Bewegung in eine schwierige Situation zu kommen. Gut, dass ich dran geblieben war - ganz persönlich!

Reich beschenkt!

Ich kam an einem Handarbeitsgeschäft vorbei, in dem ich häufiger einkaufe. Die Besitzer dieses Ladens wissen um unser Engagement für Asylbewerber und Flüchtlinge in unserer Stadt und legen mir immer wieder Wollreste zurück.. Ich ging kurz rein, nur um “Hallo” zu  sagen. Sofort begrüßte mich die Inhaberin ganz freudig :”Ich habe so oft an Sie gedacht. Auch Wollreste habe ich für Sie. Und da vorne steht eine Frau, die ganz viele Reste abgeben möchte, wollen Sie sie kennen lernen?” - “Aber gerne!” Ich wartete, bis die Dame, die die Woll- und Stoffreste hatte, ihr Gespräch beendet hatte und bin dann zu ihr gegangen. Ich habe mich vorgestellt und erzählt, was wir machen und auf welchem Hintergrund wir arbeiten. “Ja, ich kenne Sie aus der Zeitung, habe schon davon gehört. Ich habe auch reichlich Wolle, kann das aber nicht hier her bringen. Würden Sie die Sachen auch abholen?” - “Selbstverständlich, gerne! Sagen Sie, wann es Ihnen passt und ich komme gerne.” Wir haben uns sofort für heute Nachmittag verabredet....
Dann sprach mich eine Frau an, die ich zunächst gar nicht wahrgenommen hatte. “Entschuldigung, wenn ich Sie so einfach anspreche, aber ich habe Ihrem Gespräch gelauscht und... ja was soll ich sagen, ich bin begeistert. Darf ich mich bei Ihnen melden? Ich möchte auch etwas geben?” “Liebend gerne!”

Auch Hoffnung geht nur "ganz persönlich"!

Wer sollte das junge Paar an diesem Feiertag zu einem spontan anberaumten Rechtsanwalttermin fahren? Sie waren arm und in Deutschland noch unbeholfen, sofort verstand ich diese Situation als “Anruf” an mich. Ich organisierte meinen Nachmittag um und fuhr mit dem Paar, die mit schweren Traumata in ihrer Geschichte zu kämpfen haben, zu dem vereinbarten Termin. - Der Rechtsanwalt schien nicht optimal vorbereitet und all seine Fragen ließen nicht auf überdurchschnittliches Fachwissen schließen. “Aber deshalb bist du doch mitgefahren, um dich selber mit all deinen Infos und Fragen einzubringen!” schoss es mir durch den Kopf. So begann ich durch viele Fragen die Dringlichkeit der Lage ins Licht zu rücken und die Hilfsbereitschaft des Fachmannes mehr und mehr anzustacheln. “Was sie da vor Ort für Flüchtlinge tun, sucht aber seinesgleichen!” sagte er auf einmal mitten im Gespräch. “Klar!” antwortete ich, “deshalb müssen ja diese jungen traumatisierten Menschen auch bei uns bleiben und dürfen nicht schon wieder neu in ein offenes Schicksal entlassen werden!” Er schmunzelte und wir arbeiteten weiter. Am Ende versprach er mir - um noch in festgesetzten Fristen zu bleiben: “Ich werde heute abend noch arbeiten und der Brief geht - wie versprochen - morgen raus!” Als wir heimfuhren war “Erleichterung pur” im Wagen zu spüren. Das junge Paar hatte in schwieriger Lage Hoffnung geschöpft. Und ich verstand, auch die geht immer nur “ganz persönlich”!

Göttliche Phanstasie und seine Einladungen

Ich freute mich auf ein Austausch-Treffen mit Freundinnen, das dieses mal in einer entfernter liegenden Stadt sein würde. Da ich diese Stadt noch nicht kannte, wollte ich früh losfahren und mir vorher noch ein wenig Zeit für meine innere Orientierung nehmen. Alles schien gut geplant!
Doch dann rief mich eine Kollegin an, es gab Schwierigkeiten mit einer Schlüsselanlage. Wir mußten unvorhergesehen noch eine Schlüsselübergabe planen. Für mich war klar: Diesen Termin schieb ich noch nach meine Arbeitszeit. Gesagt und getan! Alles andere würde noch gehen!
 Zu Hause dann kam ein Anruf meiner Tochter, mit der Bitte etwas für sie Dringendes mit ihr zu erledigen, nach der Schule. Mein erster Impuls war: “Oh, machen wir das einen Tag später!” Aber ich merkte, wie wichtig es ihr war und so verstand ich auch diesen Anruf als "Einladung". - Direkt nach der Schule erledigte ich mit ihr ihre Dinge. Ich konnte den Gedanken an mein Vorhaben ganz beiseite lassen und wir haben mit viel Freude diese Augenblicke geteilt.
Noch auf dem Weg kam der nächste Anruf. Eine Freundin rief an: “Ich erreiche schon seit zwei Tagen eine alte Dame nicht mehr, um die ich mich sonst immer kümmere. Ich bin noch auf der Arbeit, hab ein ganz komisches Gefühl kann jetzt nicht hinfahren. Kannst Du wohl mal nachschauen, ob da irgendetwas geschehen ist?” Ich sagte zu, von zu Hause bei der alten Dame anzurufen und wenn sie sich  nicht melde, bei der Nachbarin anzurufen.
Dann legten wir auf. Während ich darüber nachdachte, spürte ich, dass dieser “Einladung” nicht mit einem Anruf Genüge getan war. Ich mußte dort persönlich vorbeifahren - auch wenn das bedeuten könnte, zu spät zum Treffen zu kommen oder es vielleicht ganz sein lassen zu müssen.
So brachte ich meine Tochter zum Ort ihres nächsten Termins und fuhr dann zu dem Haus, indem die alte Dame wohnt. Mein Klingeln an der Wohnung blieb unbeantwortet. So schellte ich bei der Nachbarin, um mich zu erkundigen. Sie erzählte, dass die alte Dame ins Krankenhaus gebracht worden sei, es ihr aber gut ginge. Sie lud mich ein hineinzukommen.... JETZT und GANZ. Also ging ich hinein und nahm mir die Zeit. Die ebenfalls schon ältere Frau erzählte, was alles in letzter Zeit mit der Dame vor gefallen war. Sie konnte einiges loswerden und ich sie in Manchem beruhigen oder ihr mit einem Tip weiter helfen. Sie bedankte sich  dafür, dass ich mich in einer länger zurückliegenden Krisensituation  gekümmert hätte... Es war eine gute Zeit miteinander.
Als ich wegfuhr, blieben mir nur noch wenige Minuten, um eben zu Hause vorbei zu schauen, bevor ich sofort zu dem Treffen weiter fuhr, auf das ich mich sehr gefreut hatte. Ich kam noch pünktlich an! Die Straßen waren frei und ich fand sofort, wohin ich wollte. Und  innerlich war ich so richtig froh! Es war die beste "Vorbereitung" auf unseren Austausch, all diesen "Einladungen" gefolgt zu sein.

Immer neu: Eine Einladung!

“Oh, wir haben uns zu früh gefreut!” höre ich am Telefon. In der Arbeit mit Asylanten war auf ein junges afghanisches Ehepaar mit zwei kleinen Kindern hin Hoffnung aufgekeimt, dass sie in unserem Land bleiben könnten. Sie hatten bereits eine wahre Odyssee hinter sich. Nun war ein Brief angekommen, der ihnen einen weiteren Verbleib in unserem Land versagte. Dieser Anruf kam an einem Tag, der schon viele Kreuze mit sich gebracht hatte. Im ersten Augenblick spürte ich eine Barrikade in meiner Seele: “Nicht auch das noch!”  Aber der Anruf kam ja wieder auf meinem Handy an und so sagte ich leise: “Ich nehme deine Einladung an!” Am nächsten Tag war ich bei dem jungen Paar in ihrer ärmlichen Behausung. Viel zu sagen war in dem Augenblick nicht. Ich spürte, wie ich ihre Not und Zukunftsangst an mein Herz zu lassen gerufen war. Ich hielt es mit ihnen aus. Ob sich noch ein Weg auftun würde? Wir hofften und hoffen gemeinsam und halten einander im Herzen!

Kannst du mit mir kommen?

Vor ein paar Wochen bin ich einem Mädchen mit einer ganz schweren Kindheit begegnet.  Die Umstände für sie waren so schwer und lastend, dass sie ihre Familie verlassen mußte. Seither lebt sie in einer Pflegefamilie. Obwohl ihre Kindheit so schwer war, wollte sie gerne ihre Mutter und ihre Großeltern besuchen. Aber ihr war klar, dass sie es alleine nicht schaffen würde. Obwohl ich sie erst wenige Tage kannte, fragte sie mich, ob ich nicht mitkommen könne. Ich war gerade mitten in ein Ferienlager unserer Pfarrei mit vielen Kindern involviert. Für diese Kids gab ich alles und ich war kurz davor nein zu sagen, als mir ein Wort aus dem Evangelium einfiel. »Was ihr für einen der geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!« Dieses Mädchen war in echter Not. Ich verstand: Ich kann nicht nein sagen! Später fuhren wir dann zum Haus ihrer Eltern, aber sie konnte einfach nicht hineingehen. All die alten und schlechten Erinnerungen kamen wieder hoch. Wir saßen im Auto, mehr als eine halbe Stunde. Sie umarmte mich. Beten war unmöglich für sie. Ich erinnerte mich an den Satz: »Jesus hat keine Hände, nur die meinen...« Ich verstand, dass ich in diesem Augenblick Jesu schützender Arm für dieses Mädchen sein mußte.  Ich wußte nicht, was sie gerade innerlich durchlitt, weil ich ihre Geschcihte nicht so gut kannte. Nach einer halben Stunden gingen wir ins Haus, beide gespannt, wie der Besuch wohl gehen würde. Es war sehr hart für sie, ihrer Mutter und den Großeltern gegenüber zu stehen, denn es war das erste Mal nach zwei Jahren. Aber es ging und ich war so glücklich, dass ich ihr in diesem Augenblick zur Seite stehen konnte. Wieder neu lernte ich, dass  wir »Seine« Werkzeuge sein müssen in dieser Welt, wenn das Evangelium Wirklichkeit werden soll.

Don't stop giving!

Immer wieder brachten die Nachrichten Bilder von der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen. Ich saß in einem Lehrer-Gespräch und spürte, wie viel schweres auch an dieser Schule zu stemmen und zu verwandeln war. Zeit für zusätzliche Projekte schien es kaum zu geben. Immer wieder “klopften” die Bilder in meiner Seele an. So spielte ich - in aller Freiheit - die Idee ein, Jugendliche einzuladen, sich bei einem schon am übernächsten Tag stattfindenden Konzert für hilfesuchende Menschen auf den Philippinen einzusetzen. Die Idee traf auf offene Ohren. So gaben wir sie an die Schüler und Schülerinnen weiter. Diese entschieden: “Na klar, wir machen mit!” Sie informierten sich über die schwierige Lage in dem Inselstaat und entschieden, eine große Spendenbox zu basteln, in der sie Geld für den Wiederaufbau sammeln wollten. DreiSchülerinnen  aus der Klasse  wuchs der Mut zu, beim Konzert am nächsten Tag auf die Bühne zu gehen und von ihrem Projekt zu erzählen. Aber es ging ihnen nicht nur um Geld. “Don’t stop giving!” wurde breiter verstanden.  Auch eine Minute schweigender Solidarität oder ein kurzes Stoßgebet zum Himmel oder Augenblicke ehrlichen Mitfühlens mit den Menschen auf der anderen Seite der Erde, galten als ein echtes “giving”.  Viele der Schüler, die zum Konzert gekommen waren, kamen und gaben von ihrem Taschengeld. “Boh, das hätte ich gar nicht gedacht, dass so viele zu uns gekommen wären!” strahlte Jacquelina. Besonders bewegend der Augenblick, als ein noch relativ kleiner Schüler kam, sein Portemonnaie herauszog, in dem fast nur Cent-Stücke waren. Er nahm das einzige 2-Euro-Stück und gab es in die Spenden-Box. Die Botschaft war tief im Herzen angekommen. “Don’t stop giving!”

Und immer wieder das Handi...

Mitten im Vormittagsgalopp klingelte mein Telefon. Eine Frau ruft an, mit aufgeregter Stimme. Sie setzt sich sehr für einige Asylantenfamilien ein. Einer syrischen Familie hatten wir zu  helfen versucht, ihre Eltern aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land hier nach Deutschland zu holen. Lange hatten sie in der Türkei, später in Bulgarien festgesessen. Es war gelungen, Ausreisepapiere nach Deutschland zu organisieren. Es schien nur noch eine Frage von Stunden, wann das alte Ehepaar, die so viel durchgemacht hatten, hier in Deutschland ankommen würde. Und dann dieser Anruf: „Die beiden alten Leute sind auf dem Flughafen von Sofia von der Polizei aufgegriffen worden…“ Wieder schien alles zu versanden. Wieder schien die kleine Hoffnungsflamme zu ersticken. „Jetzt hilft nur noch beten!“ hörte ich am Telefon.  Sofort griff ich meinerseits zum Telefon und rief einige junge Leute an, mit der Bitte, um Menschen in Sofia zu beten, die sich nicht von Vorschriften leiten, sondern in ihrem Herzen berühren ließen. Ich selber ließ mein Alltagsgeschäft und betete einen Rosenkranz für diese Menschen in Not. Dann legte ich alles in die Hände Gottes. Spät abends klingelte erneut das Handy: „Der Sohn ist nach Berlin gefahren! Seine Eltern sind dort angekommen!“ Nach 16 Jahren konnte er sie beide erstmals wieder in den Arm schließen. Später fand ich eine SMS von ihm. Er schrieb: „Was für eine Freude, meine Eltern jetzt hier in Deutschland zu haben. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll! Ich danke millionenfach! Immer wieder danke!“ Als ich das las, rollten mir Tränen über meine Wangen. Die Worte Jesu, die tätige Liebe ganz konkreter Menschen und unsere bittenden Worte an Gott hatten das Wunder geschehen lassen!

Er wurde immer trauriger!

Mein Handy “brummt” - eine SMS ist angekommen. Darin bekomme ich die Botschaft über einen jungen Menschen, den ich gut kenne: “Es geht ihm nicht gut! Er wird sich bald bei dir melden!” Das Handy in der Hand haltend kommt mir sofort der Impuls dieses Monats, Jesus mit einem Lächeln zu sagen. “Ich nehme deine Einladung an!”
Als sich der Jugendliche auch nach einer Stunde noch nicht gemeldet hat, rufe ich ihn an. “Oh, wie schön, dass Du anrufst!” höre ich. Über eine Stunde reden wir am Telefon. In eine ihm wichtige Freundschaft hatte er all seine Kraft und Liebe investiert, aber sein eigenes Leben und seine eigenen Bedürfnisse schienen dabei viel zu kurz zu kommen. Er wurde immer trauriger. Lange tauschen wir uns über das Geheimnis von Beziehungen aus, über Nächstenliebe und Selbstsorge und über seine konkrete Situation. Am Ende höre ich: “Oh, mein Herz hat richtig durchatmen können! Danke dafür!”

Ein Anruf als Einladung Gottes an mich!

Lange hatte ich in einem Buch gelesen. “Jesus ist überall dort, wo Menschen Not leiden- überall dort sind sie  (und Er in ihnen) für uns wie ‘eine Gelegenheit’, wie ein geöffnetes Tor zum Vater.” Dieser Satz war mir geblieben und beschäftigte mich sehr. So brauchte ich eine kleine Pause zum Verarbeiten - richtig gemütlich mit einer Tasse Tee...
Kaum hatte ich mich zurückgezogen, als mein Telefon klingelte. Ich wollte schon fast innerlich murren, doch zum Glück hatte ich auch das Monatsmotto im Herzen “Ich nehme deine Einladung an” , also hob ich ab. Eine Frau, bei uns in der Stadt im Asylantenheim wohnend, bat für eine weitere dort untergebrachte Frau aus Eritrea um Hilfe. Diese Menschen dort leiden wirkliche Not, also habe ich mich auf gemacht, um zu sehen, wie ich helfen kann. Letztlich war es für mich eine Kleinigkeit, die ich tun konnte, die Frau war aber sehr glücklich. Wir mussten eine kurze Wegstrecke mit dem Auto fahren und dort erzählte sie dann Einzelheiten ihrer Flucht: Alle ihre Eindrücke könne sie noch nicht verarbeiten, die europäische Kultur sei ihr auch noch so fremd. So viel habe sie zurücklassen müssen....Sie fing an zu weinen. “Die schlimmsten Bilder werde ich aber wohl nie vergessen. Ich bin über Lampedusa gekommen!” hörte ich sie sagen. Ich war starr vor Entsetzen. Diese Bilder, die ich ja lediglich aus den Medien kannte, hatten mir schon ziemlich zugesetzt. Und sie hatte es live erleben müssen! “Erst sind wir ja durch die Wüste geflohen. Schon dort sind so viele Kinder und auch schwangere Frauen gestorben. Es gab einfach nicht genug Wasser. Wir, die wir bis zu den Booten kamen, waren so voller Hoffnung. Aber es war so voll auf dem Boot und irgendwann war auch dort kein Trinkwasser mehr vorhanden. Wieder musste ich erleben, dass Menschen starben. Und dann das Unglück. Ein Boot kenterte....Wie viele Menschen musste ich ertrinken sehen. Kinder, Männer und Frauen trieben einfach auf dem Meer....” Ihre Tränen liefen unaufhaltsam. Was für ein Schmerz!
Wieder zurück beim Asylantenheim, saßen wir noch einen Moment zusammen im Auto und hielten uns an den Händen. Langsam versiegten unsere Tränen. Meine Begleitung entschuldigte sich für all ihre Tränen und die furchtbaren Schilderungen. Ich hoffe, dass ich ihr deutlich machen konnte, wie sehr jede Träne ein großes Geschenk für mich ist und dass ich glücklich bin, wenn ich diese furchtbare Not und alle ihre Schmerzen nur ein wenig mittragen kann.
Mit einer innigen Umarmung und beide tief bewegt, aber glücklich, haben wir uns dann voneinander verabschiedet.

Interessiert hörte sie zu!

Meine Arbeitswoche hatte begonnen. Ich war noch ganz erfüllt von einer Woche mit Jugendlichen auf den Spuren von Chiara Luce Badano in Italien. Ich war mit einer muslimischen Kollegin zum Dienst eingeteilt. Sie kam aus einem nordafrikanischen Land und wir waren uns noch nie begegnet. Beim Anlegen der Arbeitskleidung wirkte sie ein wenig schüchtern und scheu. Ich spürte unsere kulturellen Unterschiede. “Mach dir keine Sorgen!” sagte ich ihr. “Ich war letzte Woche noch mit Jugendlichen in Italien auf den Spuren eines jung gestorbenen Mädchens unterwegs. Wir mußten auch lernen, in unserer Unterkunft auf engstem Raum zurecht zu kommen!” Interessiert fragte sie nach. Ich begann zu erzählen von der jungen - vor zwei Jahren selig gesprochenen - Chiara Luce Badano. Sie war mit 17 Jahren an unheilbarem Krebs erkrankt und hatte ja gesagt zu ihrem Schicksal. Durch ihre konkrete Beziehung zu Gott hatte sie in eine ungeahnte Freude und Leichtigkeit hinein gefunden, die ihresgleichen sucht! Gebannt und mit höchster Aufmerksamkeit hörte meine Kollegin zu. Als ich geendet hatte, schaute sie mich lange mit großen Augen an. Dann sagte sie: “Wenn ich dir zuhöre, dann hab ich den Eindruck, als hättet ihr Gott berührt!” - Was für eine Freude! im Teilen unserer Lebenserfahrungen kamen wir über Religionsgrenzen hinweg einander nah - vom ersten Augenblick an!

Ein Kaffee war noch drin!

Ich war auf den Straßen unserer Stadt unterwegs und sah mir ein Ehepaar entgegenkommen, das in unserer Kirchen-Gemeinde sehr aktiv ist. Im Rollstuhl schob der Mann eine alte Dame, seine Cousine, die seit wenigen Tagen im Altenheim unseres Stadtteils wohnt. Er war sehr glücklich darüber, dass dies möglich geworden war, so war die Cousine in der Nähe und konnte gut betreut werden. Mich hatte schon sehr beeindruckt, dass das Ehepaar sich so um die alleinstehende, alte Cousine kümmerte! Das bedeutete eine neue Verantwortung und auch immer zeitlichen Aufwand und Geduld. Als die drei mir auf der anderen Straßenseite entgegen kamen, dachte ich, da kannst du jetzt nicht einfach vorbei gehen. Du kannst dem Ehepaar wenigstens einen kurzen Gruß sagen und bei der Gelegenheit auch die alte Dame kennen lernen. Also wechselte ich spontan die Straßenseite und ging auf sie zu. Sie freuten sich, als sie mich sahen. „Trinken Sie einen Kaffee mit uns?“ luden Sie mich gleich ein. Ich kam gerade vom Essen mit der koptischen Gemeinde, dachte dann aber, es ist die größere Liebe, sich jetzt auf diesen Kaffee einzulassen. Gern willigte ich ein. Eine Dreiviertelstunde saßen wir im Cafe und hatten uns eine Menge zu erzählen. Bei der Gelegenheit konnte ich auch gleich einige kleine Gemeindeangelegenheiten klären. - Ich war froh, dass ich den Schritt gemacht und dem Ehepaar diese Stunde mit der alten Cousine erleichtert hatte...

Im Fremden den Bruder und die Schwester entdecken!

Am frühen Nachmittag kehrte ich vom Treffen mit einer koptisch-orthodoxen Gemeinde in unserer Stadt zurück, die ich besucht hatte. Sie sind seit etwa drei Jahren in unserer Gemeinde alle vierzehn Tage zu Gast. In den letzten Wochen ist die Gemeinde durch die Flucht aus Ägypten mehr als doppelt so groß geworden, aber die Gemeinde nimmt diese Herausforderung an und bietet für die Neuankömmlinge, die zum Teil noch in den Übergangsheimen wohnen, ein klein wenig Heimat: der gewohnte koptisch-orthodoxe Gottesdienst, der sonntags etwa drei Stunden dauert, und anschließend das Treffen der Gemeinde, bei dem die Gemeinde auch gerade für die Armen unter ihnen ein einfaches Mittagessen ausrichtet. Die Atmosphäre ist sehr herzlich, und die schweren Herzens aus ihrer ägyptischen (und auch syrischen, eriträischen und sudanesischen) Heimat Geflohenen finden hier einen Ort des Friedens, der Liebe und der Gemeinschaft, wo sie „im Glauben und in der Liebe bleiben“ können. Nach dem Mittagessen gibt es einen Deutschkurs, der jetzt hoffnungslos überfüllt ist, und einen Bibelunterricht, den der koptische Priester abhält. - Am heutigen Sonntag der Weltmission in der katholischen Kirche auf der ganzen Welt habe ich der Gemeinde mitgeteilt, dass wir an sie gedacht haben, und uns freuen, dass sie da sind. Alle freuten sich und brachten dies durch einen Applaus zum Ausdruck...