Ich war mit dem Zug unterwegs und musste umsteigen. Nur war da irgendwie etwas Chaos, weil einige Züge aufgrund einer Baustelle von anderen Gleisen abfuhren. Mein Zug stand schon am Gleis, ich konnte aber noch nicht einsteigen. Als ich da stand, bemerkte ich eine junge Frau mit einer leichten geistigen Behinderung, die ganz aufgeregt über den Bahnsteig lief und jeden fragte, ob dieser Zug nach Dortmund fahren würde. Ich hab dann gesagt, sie könnte gleich in diesen Zug einsteigen, das wäre der Richtige. Aber sie wollte mir erst nicht glauben, denn letzte Woche wäre sie in den falschen Zug gestiegen und das wollte sie nicht noch mal machen. Ich hab ihr gesagt, ich wäre ganz sicher und ich würde jetzt auch einsteigen und sie solle einfach mitkommen. Sie ist dann mit mir eingestiegen. Ich wollte mir dann einen Platz suchen, um noch ein wenig den Tag nachklingen zu lassen. Aber sie blieb bei mir. Mir kam der Impuls: Setz dich zu ihr, teile diese wenigen Minuten mit ihr! Sie hat dann ununterbrochen erzählt, ziemlich laut - von ihrer Familie, der Schule und vielem mehr … Sie war so glücklich, dass ich einfach zugehört habe. In diesem Augenblick war mir klar: Es gibt wirklich keine Alternative zur Liebe! - ich hätte gerne noch ein paar ruhige Momente gehabt, aber da fragt die Liebe nicht nach... das Glück lag in diesen Momenten, für uns beide. DS
Ich war dabei, für eine Klausur zu lernen und merkte, dass ich noch viel zu tun hatte. Ein paar Tage zuvor hatte ich in unserem Pfarrbrief gelesen: "Täglich eine halbe Stunde auf GOTT zu horchen, ist wichtig, außer wenn man sehr viel zu tun hat. Dann ist eine ganze Stunde nötig." Dieser Spruch war hängen geblieben und während des Lernens fiel er mir wieder ein. Ich habe mir zwar keine ganze Stunde Zeit genommen, habe aber eine lange Pause für Gott gemacht und dabei ein Lied gehört, das mir immer wieder sehr viel Kraft gibt. Und so war es dann auch: Ich bekam wieder Mut zum Lernen und verstand Schritt für Schritt noch einiges, was für die Klausur wichtig war. Hätte ich mir diese Zeit nicht genommen, wäre ich sicherlich nicht so ruhig geworden. SK
Wir sind in einem Kloster angekommen, um über moderne Wege der Berufungspastoral nachzudenken. Begeistert erzählt eine Ordensschwester von eigenen Erfahrungen aus einem Kurs mit jungen Leuten. Mehr und mehr entsteht in meinem Kopf ein Bild, wie ein Weg mit jungen Leuten gehen könnte. Nachmittags sind wir in eine größere Runde eingeladen. All die am Morgen aufgeleuchteten Ideen verblassen. Am Ende des Tage halte ich nichts mehr in den Händen. In meiner Seele bleibt ein Gefühlswirrwarr von Enttäuschung und Missmutigkeit zurück. Am nächsten Morgen lese ich im Tagesevangelium: “Jesus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich auf einen hohen Berg und wird dort vor ihren Augen verwandelt.” Der Anstieg auf den Berg wird viel Mühe bereitet haben, denke ich. Am Ende dieses langen, gemeinsamen Anstiegs erlebt Petrus eine innere Stimmigkeit: “Es ist gut, dass wir hier sind!” In diesem lebendigen Miteinander erkennen sie auf einmal Jesus tiefer als vorher - strahlend weiß. Und sie hören eine Stimme: “Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören!” Als wir uns an diesem Morgen noch einmal treffen - nach der Mühe des vergangenen Tages, gelingt ein Gespräch in großer, untendenziöser Einfachheit. Wir legen Erfahrungen und Aufbrüche nebeneinander. Am Ende sagt jemand aus der Gruppe: “Eine Tür ist aufgestoßen, aber was dahinter kommen wird, wissen wir noch nicht. Es gilt nun, dass wir in lebendigem Austausch bleiben und auf die Stimme Gottes in uns und unter uns hören!” Ein vertiefter Dialog hat begonnen, untereinander und mit IHM. “Auf IHN sollt ihr hören!” MW
Bei einem Treffen erzählte mir ein Mitbruder von einer jungen Frau, die in größter Not zu ihm gekommen war. Ihre Beziehung war zerbrochen und sie stand mit einem kleinen Kind völlig mittellos da. In ihrer Wohnung - so erzählte sie - stand noch nicht einmal ein Bett. Am Vortag hatte mein Mitbruder gehört, dass der verleihbare Anhänger der Pfarrei einer Familie ausgeliehen war, die eine Wohnungsauflösung zu bewerkstelligen hatte. Er rief bei dieser Familie an. Sie waren bereit, Möbel aus ihrem Kontingent abzugeben. Die junge Frau stimmte frohen Herzens zu. Am “Umzugstag” jedoch klinkte sich die junge Frau aus dem Geschehen aus und schickte eine sms, dass sie kein Interesse mehr habe an den Möbeln. Trauer, Enttäuschung und Wut blieb bei den Helfern. Als ich diese Erfahrung hörte, hatte ich den festen Eindruck, dass die junge Frau mit der Schnelligkeit der Hilfsaktion völlig überfordert war und sich unfähig fühlte, das alles zu stemmen. Meine innere Stimme sagte mir: “Dranbleiben!” Ich erklärte meinem Mitbruder meinen Eindruck. Seine Reaktion: “Auf diese Idee wäre ich alleine nie gekommen. Aber es kann wirklich sein, dass die junge Frau sich überfordert fühlt! Das gibt mir nun ein völlig neues Licht!” Zwei Tage später finde eine Botschaft auf meinem Anrufbeantworter: “Ich bin unserem Licht gefolgt. Ich hab der jungen Mutter noch eine sms geschickt und mich für die Plötzlichkeit unseres Auftritts entschuldigt. Sie hat sich sehr gefreut. Wir haben entschieden, den Umzug nun in verschiedenen Etappen zu machen.” Und dann fügte er noch hinzu: “Unser Gespräch war ein echtes Licht, danke!” MW
"Sei dich-schenkende Liebe" - dieses Motto ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und so gingen heute morgen, als ich aufstand, meine ersten Gedanken zu einer Flüchtlingsfamilie in unserer Stadt. Also hab ich gedacht, dass ich, wenn Gott sie als erste morgens in mein Herz legt, sie heute kurz besuchen muss. Auf dem Rückweg von einem Arbeitstreffen hab ich in einem Supermarkt Granatäpfel und Feigen gekauft, weil mir die Mutter der kurdischen Familie erzählt hatte, dass sie diese Früchte sehr gerne essen, aber dass sie in den Supermärkten, in denen sie als “Geduldete” mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, nur selten finden. Als ich dann an der Wohnungstür stand, brach eine solche Freude aus der Frau hervor, dass sie mich umarmte und küsste. "Dass du kommst, wo alles so schwierig ist, das ist sooo schön." Sie hat dann von den letzten Tagen und der ganzen Angst und Not erzählt, wie die ständige Angst, plötzlich aus unserem Land abgeschoben zu werden, ihr Leben und auch ihre Ehe bestimmen. Gleichzeitig habe ich mit zwei der Kinder der Familie Hausaufgaben gemacht, das Leben geht eben auch in dieser Angst weiter. Wir haben Zeit geteilt und als der Kleinste Theater machte, sagte sie nur: "Du brauchst das nicht machen, nur weil Besuch da ist, D. ist kein Besuch, sie gehört zu uns" und lachte. Und dann haben wir noch lange über den Koran, das Evangelium, Gott und Jesus gesprochen. Ganz offen, mit allen Unterschieden... Als ich ging, bedankte sie sich, dass ich da war und ihr die Sachen mitgebracht hatte und meinte, ich hätte ihr damit ein "Stück Zuhause" geschenkt. Ich habe einfach versucht, dem Impuls zu folgen, den Jesus mir ins Herz gelegt hat und der Liebe treu zu sein und spüre, dass ich am Ende oft mehr beschenkt werde als ich geben kann. DS
Müde komme ich nach Hause. Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Auf meiner Mailbox sehe ich noch einen Anruf. Ich höre die besorgte Stimme einer kurdisch-muslimischen Frau. Es hat sich etwas für sie Schweres ereignet. Sie bittet mich, so schnell wie möglich zurück zu rufen. “Herr Wacker, wir haben von einem unbekannten Mann über einen Freund die Nachricht bekommen, dass wir als Asylantenfamilie mit allen anderen aus unserem Land in den nächsten drei Tagen abgeschoben werden sollen.” Und dann ruft sie immer wieder. “Wir haben solche Angst! Was soll ich nur machen?” Diese Botschaft geht mir durch Mark und Bein. Ich kenne diese Familie mit vier Kindern seit langem. Drei der Kinder sind taub. Viele Menschen unserer Stadt haben sich sehr für diese Flüchtlinge eingesetzt. Und ich weiß: Auch ich kann in einer solchen Situation nur wenig tun. Ich frage mich vor Jesus: Was soll ich tun. Die Angst der Familie ist in mein eigenes Herz eingekehrt. Mir kommt ein Wort Jesu in den Sinn: “Konntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?” Ich begreife: Auch wenn sich alles zum Schwierigsten wenden sollte und die Familie abgeschoben würde, jetzt in dieser Angst kann ich bei ihnen sein. Zu zweit fahren wir in das Asylantenheim. Immer wieder kommt mir die Botschaft des Engels an Maria in den Sinn: “Für Gott ist nichts unmöglich!” Ich bete zu Gott:” Tu du das, was nur du tun kannst!” Ich rufe auf dem Weg zu der Familie noch eine politisch engagierte Frau an, die sich sehr um solche Menschen gekümmert hat. Auch sie ist bestürzt... Als wir in der Wohnung sind, ist die Angst zu “berühren”. Der älteste Junge - Schüler auf einer Realschule - sagt nur. “Mama, ich kann doch nicht weg aus Deutschland. Ich habe doch noch einen Test in der Schule...” Ich spüre, wie diese Flüchtlinge in dieser Nacht das Herz eines Bruders suchen. Nur deshalb sind wir gekommen, um das Unabsehbare mit auszuhalten und zu tragen... Mein Handi klingelt. Die politisch engagierte Frau meldet sich. Sie hat einen führenden Politiker erreichen können, der ihr versichert, dass diese Botschaft der baldigen Abschiebung nicht stimmt.... Es ist wie eine Botschaft aus dem Himmel. Ich gebe sie behutsam an die Familie weiter. Steine fallen von den Herzen... Verstohlen wischen wir uns Tränen aus den Augen. Na klar, einen Tee müssen wir noch trinken... Dann verabschieden wir uns... Ja, für Gott ist nichts unmöglich. Wie gut, dass wir in diesen schweren Augenblicken beieinander ein konnten, Christen und Muslime, als Brüder und Schwestern vereint. MW
Gestern habe ich meinen Geburtstag nachgefeiert. Meine Gäste blieben zum Teil bis halb vier am nächsten Morgen. Da ich in unserem Wohnzimmer gefeiert hatte und mir klar war, dass meine Eltern bestimmt eher aufstehen würden als ich, kam mir in den Sinn, wie blöd es für sie sein würde, wenn sie Tische voll leerer Gläser, Flaschen und Teller vorfinden würden. Ich war ihnen aber so dankbar, dass sie sich nicht über die Lautstärke unserer Gespräche und der Musik beschwert hatten und dass sie mir so sehr bei den Vorbereitungen geholfen hatten, dass ich ihnen diese Liebe zurückgeben musste. So räumte ich über eine Stunde lang auf, in der ich wahrscheinlich sowieso wach im Bett gelegen hätte.
Meine Mama war so glücklich und erstaunt darüber, dass sie mir am nächsten Tag immer wieder sagte, wie schön das gewesen sei, dass ich schon alles weggeräumt hatte.
Heute Mittag wollte dann noch eine Bekannte zu mir kommen, damit ich ihr etwas in Physik erkläre, was sie nicht so gut verstanden hatte. Als ich dann, noch müde von der Party, per SMS das Tagesmotto "Jesus ruft! Entscheide dich!" bekam, war mir sofort klar, dass ich ihr nicht absagen darf. Unser Gesprächsthema war dann irgendwie nicht nur Physik, sondern auch alles Mögliche andere, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten und ich nahm mir einfach die Zeit, ihr zuzuhören. Irgendwann kamen wir dann auch auf Kirche zu sprechen. Darüber reden wir öfter, aber anders war dieses Mal, dass wir ganz persönlich über das Beten gesprochen haben und was wir mit Beten im Gottesdienst anfangen können. Das war unglaublich schön, weil ich viel Neues über sie erfahren habe... SK
Ich hatte ein Vorstellungsgespräch für eine Praktikantenstelle. Das Gespräch war sehr positiv verlaufen. Nun stand mir die Stelle offen. Ich zögerte, obwohl ich selber vor einiger Zeit die Bewerbung abgeschickt hatte. Fragen kamen in mir auf: Was will ich? Soll ich die Stelle annehmen? Ist das Gottes Wille für mich? Ich selber fand einfach keine Antwort.
Im Bus - auf dem Weg nach Hause – kamen meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe: Sollte ich zusagen oder nicht? Die Stelle abzusagen bedeutete: wieder neu nach offenen Stellen suchen, wieder Zeit investieren, wieder Bewerbungen schreiben, wieder Momente der Ungewissheit durchleben, ob ich überhaupt eine andere Stelle finden würde… Bei dem Gedanken abzusagen, ging’s mir gar nicht gut.
Zu Haus setzte ich mich an den Schreibtisch und surfte wild durchs Internet, in der Hoffnung, meine Gedanken sortieren und meine Entscheidung mit den jeweiligen Vor-und Nachteilen abwägen zu können. Auf einer Internetseite, die ich öffnete, blieb mein Blick an einem Zitat von Madeleine Delbrêl hängen: „Strategie ist die eine Seite, die Wege Gottes die andere.“
Strategie – so schoss es mir durch den Kopf - wäre also, die Stelle anzunehmen, die Pflicht zu erfüllen… Bei diesem Gedanken spürte ich mein Herz sagen: „Das ist nicht das Wahre für dich. Das ist nicht der Weg, den du jetzt gehen sollst!“ Ich rief meine Eltern an und fragte um Rat. Dann loggte ich mich in mein Mail-Postfach ein und sagte die Stelle ab.
Schlechtes Gewissen? Nein, diesmal nicht. Im Gegenteil!
Eine kurdische Familie hat vier Kinder, drei von ihnen sind taub. Als ich sie letzte Woche besuchen wollte, hörte ich am Telefon, wie krank die Mutter der Familie war. Ihre Stimme war total belegt und fiebrig. Wir hatten uns im Advent jeden Morgen in unserer Kirche mit Leuten aus der Pfarrei getroffen, um das Tagesevangelium zu lesen und dann mit einem kleinen Motto in den Tag zu starten. An diesem Tag war das Motto in Anlehnung des Besuches von Maria bei Elisabeth: "Gib eine Liebe, die das Herz des Nächsten berührt und bewegt!"
Als ich die kurdische Frau am Telefon hörte, kam mir sofort das Motto in den Sinn und bewegte mich. Ich bin dann sofort in ein Lebensmittelgeschäft gefahren und hab eine große Kiste Orangen, Tee und Honig gekauft. All das hab ich dann vor die Tür der Familie gestellt und bin wieder gefahren. Ich hab dann noch kurz angerufen: "Machen sie mal die Tür auf. Da steht etwas zum gesund werden!"
Eine Woche später war ich wieder bei der Familie. Als mich die Frau - eine gläubige Muslima - sah, rief sie mir entgegen: "Ich habe geweint, geweint, geweint!" Ich wusste zunächst nicht warum und fragte nach. "Oh, wissen sie. als ich noch in Syrien war, hat sich immer mein Vater um mich gekümmert und er hat mir Tee, Honig und Vitamine gebracht, damit ich wieder gesund werde. Jetzt bin ich sooooo weit weg von ihm. Und jetzt tun sie das, die sie doch fremd sind...." Dann begann sie wieder zu weinen. MW
Ich war auf dem Weg zu einem Cafe, um mich mit einer Freundin zu treffen. Ich kam an einem obdachlosen, jungen Mann vorbei. Er saß an einer Häuserecke, in seinen Schlafsack und eine Decke eingewickelt. Ich sah, wie sehr er frohr. Zunächst ging ich weiter. Aber in meinem Herzen pochte ein Impuls: 'Geh nochmal zurück! Und schau nach dem jungen Mann!' Ich ging zu ihm und sah, wie sehr er vor Kälte zitterte...ich musste etwas tun... Ich hatte den Eindruck: In den Augen dieses Mannes schaute mich Jesus an... "was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", kam mir in den Sinn. Und zugleich erinnerte ich mich an das Motto, das ich mir mit einigen anderen für den Tag vorgenommen hatte: "Dem Nächsten beistehen - aus echter Liebe!" Dieser Obdachlose war jetzt mein Nächster, dem ich beistehen "musste". Ich bin zu Burger King gegangen und hab ihm einen großen heissen Kakao gekauft und dann gebracht. Ich hab ihm den Becher gegeben und gesagt: "So, bei dieser Hundekälte gibt's jetzt erst mal etwas Warmes zu trinken für dich!" Er schaute mich ganz überrascht an und fragte: "Für mich? Danke!" Wir haben dann ein paar Worte gewechselt und dann mußte ich weiter gehen. Als ich ein paar Meter weg war, rief er noch: "Frohes Fest!" DS
Ich sitze am Schreibtisch, bin ein wenig krank. Meine Seele ist im Nebel. Ich frage mich nach einem Bibelwort, was mir Licht sein kann. Mein Blick fällt auf das monatliche Wort der Freunde des Wortes: “Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” Plötzlich tauchen verschiedenste Menschen vor meinem inneren Auge auf, ein Priester, der krank geworden ist - eine Flüchtlingsfamilie, die mit ihren kranken Kindern schwere Sorgen zu tragen hat - eine Studentin, die fernab von zu Hause nach ihrem Weg sucht. Ich spüre, wie Gott mir diese Menschen in diesen Augenblicken ans Herz legt. Ich rufe sie alle an und nehme mir Zeit am Telefon. Nach jedem Gespräch spüre ich, wie ich Freude in das Leben der anderen hab bringen können und ich erlebe, wie sich mein eigenes Herz neu erhellt. Jedes Mal höre ich: “Danke, dass du angerufen hast!” Was für ein Geschenk ist es, lieben zu dürfen und den leisen Stimmen des Herzens folgen gelernt zu haben. MW
Seit einigen Jahren verbindet mich eine ganz enge Brieffreundschaft mit meiner ehemaligen Französisch-Lehrerin der Schule in Frankreich. Meinere lange Briefe gehen jährlich hin und her und jeder Brief ist schon eine eigene Geschichte. Ich erzähle ihr viel aus meinem (Studenten-)Alltagsleben und sie berichtet im Gegenzug über ihre Aktivitäten und ihre langjährige Erfahrung im Lehrerdasein. So schrieb ich ihr in meinem letzten Brief meine Erfahrungen und Begegnungen während des Camps in Vogosca/Sarajevo: Von ärmlichen Situationen in Wohnungen/Häusern von Familien und Ehepaaren, aber natürlich auch von strahlenden Gesichtern und dankbaren Blicken, die wir zurückbekamen. so kam letzte Woche ihre Antwort auf meinen Brief. Sie schreib mir nicht nur viele Zeilen, sondern sandte mir auch einen Scheck, mit der Bitte, das Geld für die Verwendung des Jugendhauses in Sarajevo weiterzuleiten. Und nicht nur das, sie fragte, wie sie sich selber (praktisch) in dem Projekt einbringen kann. Ich habe mich so sehr über diesen Brief gefreut, dass ich gar nicht ganz wusste, wohin mit dem ganzen überschüssigen Freude-, Glücks- und Dankbarkeitsgefühl... Ich habe ihr noch nicht geantwortet, aber ich freue mich sehr darauf, ihr diesmal eine ganz besondere Dankespost senden zu können. AS
Sonntagnachmittag. Fußball war angesagt. Zwei Mannschaftskolleginnen nshmrn mich mit zum nachmittäglichen Spiel. Sie informierten mich aber nicht darüber, dass sie nach unserem Spiel noch länger am Platz bleiben wollten, um sich das Spiel der 1. Mannschaft anzuschauen. Da ich in der Schule Klausurphase hab, blieb mir keine Zeit für das zweite Spiel.
Nach unserem regulären Spiel wußte ich nicht, wie ich nach Hause kommen sollte und war ein wenig sauer. Mit einer anderen Freundin entschied ich mich dann, mit dem Bus zu fahren, hatte aber für das Busticket nur 2,50 € in der Tasche. Natürlich reichte das nicht. Ich schilderte dem Busfahrer meine missliche Situation. Er hörte sich alles an und fragte, wie alt ich bin. Wäre ich noch midnerjährig gewesen, hätte mein Geld gereicht. ER schmunzelte und sagte dann zu mir: "Okay, ich hab nicht nach deinem Alter gefragt! Das Ticket kostet nur 2,30 €."
Da ich in Sportklamotten im Bus war, begann er sich zu für unser Spiel zu interessieren. Ich war echt erstaunt. Weil ich vorne im Bus geblieben war, begann er ein Gespräch, das richtig gut war. Sonst renne ich - nach dem Einsteigen in den Bus - immer sofort nach hinten und such mir einen Platz. Dieses Mal war ich durch meine missliche Situation auf den Busfahrer angewiesen und ich war vorn geblieben. Nur deshalb kam es zu diesem Gespräch. i-wie sehr cool!
"Versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!" Erst wusste ich gar nicht so recht, was ich damit anfangen sollte und wie ich es genau umsetzen sollte, dieses Wort, aber dann schenkte mir Gott gleich eine Situation, in der gleich beides eintrat. Schon einige Tage hatten sich Kleinigkeiten bei einer Freundin und mir aufgestaut, die ich immer wieder abgetan hatte und weggeschoben hatte, weil ich sie als nichtig ansah. Immer mehr aber merkte ich, dass ich richtige Aggressionen gegen diese Freundin entwickelte und mich plötzlich alles an ihr nervte und aufregte. Mit der Hoffnung, dass es von alleine wieder vergehen würde und mit dem Unwillen, in ein Gespräch darüber zu gehen, da es ja nichts Konkretes gab, worüber ich mit ihr hätte sprechen sollen ( es gab ja keinen direkten Konflikt!), ging ich mit ihr eher zufällig in die Messe und hoffte, dass danach Ruhe in meinem Herzen einkehrte. Es passierte aber genau das Gegenteil, sodass ich nach der Messe noch unzufriedener als vorher war und es mir richitg schlecht ging. Am nächsten Tag fiel mir das "Wort" auf der kleinen Plastikkarte in die Hand und plötzlich verstand ich was nun angebracht war und es folgte dann ein Gespräch zwischen uns, was sehr vieles löste und uns beiden mehr Klarheit übereinander verschaffte. Ich spürte so eine Erleichterung in mir, die ich als richtigen "Lohn" Gottes empfand und auch immer noch tue. TR
Ich sass im Bus. Ein kleiner junge stieg ein. Er hatte keine aktuelle Fahrkarte. Der Busfahrer sah das und da der kleine kein Geld für ein Busticket hatte, mußte er den Bus wieder verlassen. Er durfte nicht ohne zu bezahlen mitfahren. Eine ältere Frau sass ein paar Reihen vor mir. Als sie mitbekam, wie der Fahrer den Jungen wieder aus dem Bus schickte, ging sie nach vorn, rief den Kleinen zurück und bezahlte für den Jungen. Mich hat das total bewegt, denn ich sah, wie mitten im Trubel des Alltags ein Mensch echt geliebt hatte. MJ
Gerade lese ich nochmals das Septemberwort: „Bittet, dann wird euch gegeben werden!“ Das Wort im dazugehörigen Kommentar: “ER - GOTT- BLEIBT DRAN AN DIR!” spricht mich direkt an und ich merke: Gestern hat es sich wieder erfüllt. Ich begann meine erste Lehrprobe vorzubereiten, es war mühsam und ich kam überhaupt nicht weiter. Ein wenig traurig, noch nicht viel geschafft zu haben, bin ich dann um 17 Uhr zur Messe aufgebrochen. Ich war schon sehr spät dran. Bis ich einen Parkplatz gefunden hatte, war es kurz nach 5 Uhr. Meinen Wunsch zu ministrieren, mußte ich damit auch verlieren. So kam ich zur Tür herein und sah, daß keiner der sechs aufgestellten Messdiener anwesend war. Ohne zu überlegen wie das aussehen könnte, eilte ich in die Sakristei und zog mich schnell um. Die Küsterin half mir noch dabei. Und dann ging ich von hinten in den Altarraum hinein. Plötzlich fiel mir auf, dass die Evangeliumsleuchter nicht an ihrem Ort standen. So ging ich wieder in die Sakristei. Dort angekommen meinte unserer Küsterin: „Darauf habe ich gewartet“, wir haben uns angegrinst und sofort verstanden. Nach der Predigt - unser Pfarrer predigte über das Gleichnis der verlorenen Drachme, des verlorenen Schafes und des verlorenen Sohnes - sagte er zu mir ein wenig schmunzelnd: „Die verlorene Tochter!“ Ich spürte: In diesem Moment hatte Gott mich wiedergefunden. Mein Herz frohlockte. Die innere Freude war wieder da und im weiteren Verlauf des Gottesdienstes wusste ich: Ich will dranbleiben an Jesus und seinen Worten. Ich will ihn nie wieder loslassen!!! MW
Ein Einkauf stand an. Ich war schon früh in den Supermarkt gefahren, - dennoch war schon viel Betrieb. Im Supermarkt herrschte eine relativ eisige, individualistische Atmosphäre. Jeder schaute nur auf seinen Einkaufswagen. Kommunikation gleich null! Ich spürte in mir den Wunsch, in diese Atmosphäre ein wenig Herzlichkeit zu bringen. Ich stand an der Kasse in einer langen Schlange. Als ich an der Reihe war, fehlte auf einer Wurst das Preisschild. Die Frau an der Kasse fragte mich: “Wollen sie eben zurücklaufen und die Wurst austauschen oder soll ich es tun?” Ich merkte: Das ist der Augenblick, wenigstens ein kleines Zeichen der Liebe zu geben. “Den Weg nehme ich ihnen gerne ab, ich lauf’ schnell!” sagte ich der Kassiererin. Ich lief so schnell ich konnte, so dass alle Leute im Geschäft mir nachschauten und lachten. Als ich mit der Wurst wieder zur Kasse kam, strahlte die Verkäuferin. Ich sagte ihr: “Wenn Sie mich so sehen, dann haben sie bestimmt den Eindruck: Der hat schon mal bei der Olympiade mitgemacht!” Sie lachte. Und mit ihr lachten viele Kunden, die in der Warte-Schlange standen! Ich bezahlte meinen Einkauf. Dann scherzte die Verkäuferin nochmals: “Weiter gutes Trainieren für Olympia!” MW
Es ging mir alles andere als gut! Eine meiner letzten Prüfungen war schief gegangen. In unserer Familie war mal wieder Krankheit aufgetreten. Und auch sonst hatten wir noch ein paar dicke Entscheidungen zu treffen. Mehr und mehr kamen Zweifel in mir auf. Warum das alles? Was ist mit meinem Studium? Ist das überhaupt das Richtige? Oder soll ich gar alles lassen? Und mein Gebet vor der Prüfung hatte ja auch nichts geholfen! Wer ist denn dieser Gott?
Mir liefen die Tränen. Ich konnte mich kaum beruhigen. Es war, als verlöre ich mehr und mehr den Boden unter den Füßen. Und auch mit dem täglichen Evangelium konnte ich nur noch ganz wenig anfangen.
Dann kam eines Morgens als Tages-Motto via sms: “Lass dich anschauen von Jesus!” Mit dem Motto konnte ich nicht viel anfangen. Ich schaute ins Evangelium. Das erzählte die Geschichte der Berufung von Natanael. Auch ihm ging’s alles andere als gut. Er ließ Jesus erst nicht an sich ran. Jesus aber hielt den jungen Mann im Blick. Er ruft ihn sogar in dieser Situation in seine Nachfolge.
Ich verstand: mein ganzes Sorgenpaket ließ die Saat des Evangeliums gar nicht mehr in das Licht meines Lebens kommen. Meine Sorgen nahmen mir die Luft zum Atmen Sie erstickten die Saat. Ich hatte vor allem die Gewissheit, dass Jesus mich und meine Sorgen kennt. Ich begann meine Seele zu öffnen und jemandem meine Not zu erzählen. Die Sorgen mußten raus! Am nächsten Tag kam das nächste Motto, wieder geboren aus dem Evangelium des Tages: “Dring durch zu Jesus und lass dich heilen!” Sofort kam mir in den Sinn: “Bring all die Sorgen und die Schuld deines Lebens in einem Beichtgespräch zu Jesus. Ich stand auf, fuhr zu einer Kirche und tat es... Und irgendwie spürte ich in all den Impulsen die Kraft Jesu, die Kraft seines Evangeliums am Werk.
Meine Zimmernachbarin kommt aus Syrien. Wir wohnen schon lange im Studentenheim, aber erst seit einem halben Jahr haben wir es geschafft, uns näher zu begegnen. Die Sprachbarriere ist überwunden und auch der scheue Kontakt zu der jeweils anderen Kultur und Religion löst sich immer mehr auf. So hatte ich sie vor einiger Zeit gebeten, für unsere kleine Gartenfete etwas Einfaches, aber typisch Syrisches zu backen. Sie war so glücklich, dass sie etwas zu unserem Fest beitragen konnte.. Es macht mich sehr froh und erleichternd zu sehen, wie meine Nachbarin nach und nach immer mehr aufblüht …
Sie gehört zu einigen wenigen, die über die Semesterferien nicht nach Hause fahren, oder anderswo Urlaub machen. So fühlt sie sich einsam. Der sonst durch Mitbewohnerinnen belebte Flur wirkt wie ausgestorben. Als sie nun bemerkte, dass ich (wieder) da bin, kam sie direkt auf mich zu und sagte: „Ich vermisse Euch alle so sehr! Niemand ist da, selbst im Büro sind alle weg!“ Sie tat mir echt leid. Aber als sie mich sah, war sie richtig froh und glücklich. Ich kam mit ihr ins Gespräch, wir erzählten uns alle Neuigkeiten. Sie verschwand in ihrem Zimmer und kam mit zwei kleinen Tennisschlägern (aus Holz) und einem kleinen Gummiball wieder. Es war klar: Sie hatte viel Nachholbedarf an „Lebendigkeit". Sie wollte nun mit mir Tennis spielen. Eigentlich war mir nicht wirklich danach. Ich war müde und die Arbeit am Schreibtisch rief auch… Mir fielen dann aber zwei Mottos ein: „Was ist jetzt die größere Liebe?“ – Klar, mit ihr jetzt eine Runde Tennis zu spielen – und dann kam mir noch das zweite Motto: „Du bist geschaffen, um zu lieben!“. Ich gab ihr mein Ok und wir spielten eine gute Stunde Tennis auf dem langen Flur des Wohnheims, da es draußen in Strömen regnete. Es hat furchtbar viel Spaß gemacht!
Ich bin so froh, dass ich heute den Schritt der Liebe wieder neu machen konnte. Ich werde nächste Woche aus dem Wohnheim ausziehen und für ein Semester im Ausland sein. Hier im Wohnheim sind mir so viele Studentinnen und eine gute (Küchen-) Gemeinschaft sehr ans Herz gewachsen. Ich merke, dass es mir nicht leicht fällt, den mir so vertrauten Ort zu verlassen. Was auch kommen mag und wie es mir in meiner neuen Umgebung gehen wird: Ich nehme mir vor, alle zu lieben – egal wer mein Nächster ist. AS
Bei meiner Nachbarin ist im Moment ein Gastkind aus Woloshin (in der Nähe von Tschernobyl) und sie hatte uns in den letzten Tagen einen Hilferuf wegen einer Bastelaktion, die sie für die Kinder unserer Gemeinden organisiert hatte, geschickt. Es waren noch zu wenig Leiter an Bord. Für mich kam ein Mit-Tun kaum in Frage, da ich zurzeit in Klausurvorbereitungen stehe. Aber dennoch hab ich mich gemeldet!Das Mädchen aus Woloshin (Veronika) war bei der Aktion mit dabei und stand etwas schüchtern in der Ecke, auch wenn sie sonst eigentlich sehr aufgeweckt ist. So viele fremde Kinder waren ihr dann doch zu viel und ihre Gastmutter musste sich ja dann auch um alle kümmern, sodass sie nicht viel verstand und ziemlich verunsichert und alleine war. Ich hatte letztes Jahr auch ein Gastkind und habe dann versucht, meine wenigen Brocken russisch nochmal hervorzuholen und irgendwie bekamen wir dann mit kitzeln und käbbeln auch für sie einen schönen Nachmittag hin. AmEnde nahm sie sich tatsächlich auch noch etwas Knete, fing auch an zu basteln und kam in Kontakt mit den anderen Kindern. Bevor ich wieder fuhr, sprachen meine Nachbarin und ich noch kurz darüber, dass sie morgen schwimmen gehen wollten und dass ich ja mitkommen könnte. Ich wandte mich an Veronika, das russische Mädchen, und sagte zu ihr mit meinen gebrochenen Russisch-Kenntnissen:: "Morgen - Schwimmbad - du, Yvonne und ich!" Völlig unerwartet fiel sie mir fröhlich um den Hals. und fragte noch mehrmals nach, wann wir uns denn dann morgen sehen würden. .. Die Lernpause hatte sich echt gelohnt! KS