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Ich bin glücklich!

Er hatte sich sehr verspätet und es lag noch eine Autofahrt von weit über zwei Stunden vor uns – an einem Freitagnachmittag. Ich wusste, wir würden zu spät sein zu einer Feier, zu der wir uns auf den Weg gemacht hatten. „Bin in fünf Minuten da!“ hörte ich am Telefon. Aus diesen 5 Minuten wurden abermals über 15 Minuten. Wir entschieden, ohne ihn abzufahren. Nach zwei Minuten ein erneuter Anruf. Er hatte sich im Treffpunkt geirrt, wollte aber immer noch gerne mit. „Jede Begegnung – eine Chance!“ kam mir in den Sinn. Ich fuhr auf einen Parkplatz und wartete abermals. Er kam und stieg ein. Vom ersten Augenblick an versuchten wir ganz füreinander da zu sein. Er begann von seinem Hobby – der Imkerei - zu erzählen. Es wurde eine spannende total bereichernde Autofahrt. Mit ganz wenig Verspätung erreichten wir unser Ziel und tauchten ein in die nächsten Begegnungen.

He was very late and there was still a trip by car well over two hours ahead of us - Friday afternoon. I knew we were going to be late for an assembly we were heading to. "I'll be there in five minutes!" I heard on the phone. These 5 minutes became over 15 minutes again. We decided to leave without him. Another call after two minutes. He had been at the wrong meeting point, but still wanted to go with us. "Every encounter - an opportunity!" came to my mind. I drove to a parking place and waited again. He came and got in. From the first moment, we tried to be there one for each other. He started talking about his hobby - beekeeping. It was an exciting, totally enriching drive. We reached our destination with a little delay and plunged into the next encounters.

Wir standen wenige Stunden vor der Abfahrt zu einem Kongress, auf den ich mich gefreut hatte. Das Wetter war bedrohlich geworden und die kommenden Stunden kündigten einen Orkan an, der mit viel Zerstörungskraft über unser Land fegen würde. Ich dachte an meine alt gewordene Mutter, die allein in ihrem Haus lebte und vor solchen Naturgewalten großen Respekt hatte. „Was würde ich mir in einer solchen Situation wünschen?“ kam mir als Frage ins Herz. Mir war klar, ich wollte dann nicht allein sein. So entschied ich mich, zu ihr zu fahren und meine Planungen zu verändern. Es wurden sehr intensive Stunden, in denen wir viel austauschten und eine große Freude miteinander teilen konnten.

Viele Jahre hatte sie als Messdienerin treu ihren Dienst getan. Dann entschied sie, sich anderweitig zu engagieren. Ich rief sie an und fragte, ob wir noch einen Cappuccino gemeinsam trinken könnten, um ihr DANKE zu sagen. Wir trafen uns in einem Café. Ich lud sie ein zu erzählen. Ganz viel Lebens-Sehnsucht sprudelte aus ihr hervor, sie erzählte von der Schule, von dem Praktikum, das sie gerade machte und von Plänen, die sie im Herzen hatte.

„Und was müsste am Ende Deines Lebens geschehen sein, damit du glücklich bist?“ fragte ich sie. „Weißt du, ich spüre, dass das Leben dich ruft, immer weiter zu gehen. Ich weiß ja nicht, wohin es mich führen wird. Das Leben ist so bunt und so reich. Aber das findest du nur heraus, wenn du dich wagst und wenn du immer neu aufbrichst. Also am Ende werde ich glücklich sein, wenn ich immer neu aufgebrochen bin und das Leben gewagt habe. Ich will nicht sagen müssen: Ach hättest du das doch gewagt – und ich hab’s nicht gemacht.“ Ich schaute in die nachdenklichen und zugleich strahlenden Augen eines jungen Menschen. Ein Augenblick tiefen Glücks.

Heute hab ich wieder ein Wunder erleben dürfen! Ich bin schon weit über 80 Jahre alt und brauche bei verschiedenen alltäglichen Verrichtungen Hilfe! Statt um 10 Uhr kam heut Morgen die Diakonie schon um 8.30 Uhr – genau zum richtigen Zeitpunkt. So konnte ich noch die Messe halten und war schon früh genug fertig, als der junge Mann, der mir beim Treppensteigen hilft, mich abholte. Was für eine großartige FÜGUNG!