Ich bin glücklich!
Lange hatten wir uns nicht sehen können. Und dann ergab sich eine kurze Möglichkeit in ihrer Uni-Stadt, für 15 Minuten – draußen in der Kälte stehend - einander zu begegnen. Ich fragte nach, was in ihrem Leben gerad so los sei. Sie begann zu erzählen, vom Studium, von einer kleinen Arbeitsstelle, von ihrem Opa, der bald seine letzte Wegstrecke antreten würde, von ihrer Familie, von ihrem Glauben. Alles hatte Platz. Es wurde ein kurzer, herzlicher, tiefer Augenblick.
Am nächsten Tag gingen noch zwei Mails hin und her. Sie schrieb: „Für mich war unser Treffen ein kleiner Himmelsmoment mitten im Alltag. Auch, wenn es nur eine Viertelstunde war, hatte ich doch das Gefühl, diese tiefe Verbundenheit in unserem Austausch zu spüren. Noch auf dem Rückweg nach Hause habe ich darüber nachgedacht - ich glaub ich hab sogar „nachgebetet“ - wie wunderbar es ist, in jedem Christen einen Bruder/eine Schwester zu treffen. Gestern war irgendwie ein sehr anstrengender Tag, es galt viel zu regeln und zu klären, aber diese 15 Minuten waren voller Ruhe und Frieden, und das war toll.“
Einen "Religionsscout" muslimischen Glaubens wollten wir einladen, um unsere Glaubens-Überzeugungen tiefer kennen und austauschen zu lernen. Der Name eines jungen Mannes – mit Wurzeln in Marokko – war mir zugespielt worden. Ich meldete mich via Mail bei ihm und wir vereinbarten einen Kennenlernens-Termin in seinem Studienort. Voller Neugier fuhr ich hin.
Ich traf auf einen sympathischen, freundlichen, sehr dialogfähigen jungen Mann. Wir gingen in ein Café. Sofort öffnete sich – in aller Behutsamkeit - unter uns ein Raum, in dem wir sehr persönlich miteinander ins Gespräch kamen und viele Dinge aus unseren eigenen Geschichten und unseren Religionen einander anvertrauen konnten. Im Raum dieses lebendigen Miteinanders wurde das Gespräch, das das es vorzubereiten galt, wie von selbst geboren. Als wir auseinandergingen – ich wollte den jungen Mann auf den Kaffee einladen, aber er kam mir zuvor – hatte ich den Eindruck, einem Bruder begegnet zu sein.
Open your heart. - Montagsabends halte ich seit Jahren in der kleinen Kapelle unserer Kirche eine Messe. 10-15 regelmäßige Gottesdienstbesucher versammeln sich wöchentlich. Mittlerweile sind sie zu einer kleinen Gemeinschaft geworden, die sich kennt, einander begegnet und Anteil am Leben des anderen nimmt. - Open your heart.
Ein altes Ehepaar – vor über zwanzig Jahren als „Russland-Deutsche“ zu uns gekommen – ist jedes Mal mit dabei. Sie hatten Eiserne Hochzeit (65 Jahre!!!) gefeiert. Nun hatten sie die Idee, auch die Teilnehmer der Montagsmesse, denen sie sich verbunden fühlen, zu einem Kaffee einzuladen. Sie hatten diesen Wunsch an eine Caritasmitarbeiterin, die ebenfalls immer zur Messe kommt, herangetragen mit der Bitte, doch die Leute einzuladen. Ihnen selbst fällt es schwer, so vor die Gemeinde zu treten und zu sprechen. Die Anwesenden freuten sich sehr über die Einladung, wenngleich nicht alle zu dem Zeitpunkt Zeit hatten. - Open your heart.
Die Caritasmitarbeiterin hatte sich schnell mit einer anderen abgesprochen. Sie hatten Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Sie hatten den beiden alten Leuten alles abgenommen, und eine schöne Kaffeerunde im Gemeindezentrum organisiert. - Open your heart.
Bei dem Kaffeetrinken fühlten sich die beiden alten Eheleute sehr geliebt. Sie begannen, auch etwas über sich zu erzählen. Beide waren in der Ukraine geboren, dann während des Zweiten Weltkrieges nach Kasachstan gebracht worden; er hatte nur ein Jahr, seine Frau überhaupt nicht die Schule besuchen können. Aber immer hatten sie den Glauben bewahrt, sich zum Gebet in den Häusern getroffen und daraus Kraft gewonnen für ihren schweren Lebensweg. Vor über zwanzig Jahren waren sie nach Deutschland übergesiedelt. Sie waren und sind sehr dankbar dafür, wie gut es ihnen hier geht, besonders auch für die medizinische Versorgung und dafür, dass sie hier die Kirche so nah bei ihrer Wohnung haben… Sie fühlen sich wirklich von Gott geführt und gesegnet. - Open your heart.
So haben sie durch ihre Idee, alle einzuladen, die Herzen vieler geöffnet, Freude geschenkt und ein Zeugnis ihres Glaubens gegeben.
Ich arbeite in einem kleinen Team, in dem wir uns für benachteiligte Kinder einsetzen. Wir versuchen Brücken zu bauen zwischen Kindern, Erzieherinnen und Eltern. Wir bringen ein Lächeln in Alltage, die oft durch hohe Belastungen sehr grau ausschauen. Oft springen Funken von Freude, Respekt und Wertschätzung zwischen fremden Welten über.
Vergangene Woche hab ich mich vorrangig um ein ungarisch-stämmiges Kind gekümmert. Zuhause spricht das Kind, in der Kita ist es bisher stumm. Seiner jungen Mutter – Mutter von vier Kindern – hab ich durch Bilder, die das Kind gemalt hatte, zeigen können, was ihre kleine Tochter schon alles kann und dass sie dringend zum HNO-Arzt mit der Kleinen gehen müsse… In gebrochenem Deutsch sagte die junge Frau am Ende: „Danke – für alles!“