Ich bin glücklich!
Es war ein Vormittag. Ich saß für eine Studienarbeit in der Universitätsbibliothek. Ein junger Mann kam in den Raum. Er schaute sich um und schien ein wenig verzweifelt. Sein Aussehen ließ auf seine orientalische Herkunft schließen. Nach einigem Zögern kam er auf mich zu und bat in englischer Sprache um Hilfe. Zunächst war ich unsicher und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Er zeigte mir eine Adresse und wusste nicht, wie er mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin gelangen konnte. Da er kein Deutsch sprach, kam er nur schwer weiter. Obwohl ich die Stadt selbst nicht so gut kannte, schaltete ich meinen Computer an und suchte nach dieser von ihm angegebenen Adresse. Ich fand sie und schrieb ihm alles auf einen Zettel. Als ich ihm das Papierstück gab, schaute er mich so glücklich an und sagte: "Nobody has done such thing for me here." (Niemand hat hier sowas für mich getan)
Es war noch ein wenig Zeit, bis ihr Flieger wieder ging. Wir gingen auf einen kleinen Hügel in der Nähe des Flughafens, um die Weite und Schönheit der Landschaft zu bestaunen. Sie war noch nie in unserem Land gewesen und war dankbar für alle Eindrücke, die sie sammeln konnte. Auf dem Rückweg zum Auto lagen eine alte Bierflasche und eine Plastik-Flasche im Gebüsch. Sie ging hin, hob sie auf und nahm sie – mit einem gewinnenden Lächeln in ihrem Gesicht - mit. Am Parkplatz stand ein Mülleimer, in den sie die beiden Flaschen versenkte. „Schade, das hier klein Glas-Container steht!“ hörte ich sie sagen. Was für eine zärtliche Geste für unsere Mutter Erde, dachte ich bei mir. Als ich vom Flughafen zurückkam, lagen eine Eisverpackung und eine leere Zigarettenschachtel auf der Straße vor meiner Haustür. Ich hob sie auf und warf sie in den Mülleimer. Seither tue ich das täglich und weiß mich verbunden mit der Erde und mit dieser jungen Botschafterin.
Seit Jahren veranstaltet ein Jugendverband unserer Pfarrei ein Ferienlager für Kinder. Sie hatten mich eingeladen, vorbeizuschauen. Gern fuhr ich als Pastor zu den Kindern und Jugendlichen. Nach ein paar Tagen hatte ich mich zum Säuberungsdienst für die Toiletten-Anlagen gemeldet. Als ich begann, sah ich, wie der Abfluss bei zwei Duschkabinen nicht mehr funktionierte, weil die Abflüsse total voller Haare waren. Natürlich spürte ich in mir eine leichte Abneigung gegen diese Arbeit. Doch dann dachte ich: Nimm diese Arbeit als Sprungbrett, Deine echte Liebe zu zeigen. Sofort machte ich mich an die Arbeit und säuberte alle Abflüsse der Anlage. Das blieb nicht unbemerkt und manches Kind kam freudestrahlend vorbei, weil das Duschen jetzt wieder viel mehr Spaß machte.
Immer wieder war mir der kleine Junge in unserem Ferienlager aufgefallen. Er spielte oft für sich allein und fand irgendwie keinen richtigen Anschluss zu den anderen Kindern. Mehrfach hatte ich ihn ermutigt, aber es blieb schwer für ihn. Eines Nachmittags, als ihn wieder allein spielen sah fragte ich ihn, ob er Lust habe, mit mir Federball zu spielen. „Na klar!“ war seine freudige Antwort. Wir begannen und ich staunte nicht schlecht, als wir es zu 40 Ball-Berührungen brachten, ohne dass der Federball zu Boden fiel. Ich sah, wie froh und stolz mein kleiner Spielkamerad war. Kurze Zeit nach unserem Federball-Match sah ich, wie der kleine begonnen hatte, mit anderen „Verstecken“ und „Fangen“ zu spielen. Er hatte begonnen, sich zu wagen.