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Ich bin glücklich!

Drei meiner Mitbrüder, mit denen ich mich regelmäßig getroffen hab, waren im Lauf einer kurzen Zeitspanne gestorben. Das war und ist ein gewaltiger Schmerz, der sehr an mir nagt. Auf einmal fehlt mir das regelmäßige Treffen, bei dem ich immer neu Jesus in unserer Mitte erfahren durfte. Wie sollte ich weiter meinen Weg gehen? „Für Gott ist nichts unmöglich!“ Auf originelle Weise gab er Antwort. Ich war zu einigen Tagen Erholung zu einem weiter entfernt lebenden Mitbruder gefahren. Uns kam die Idee, einen franziskanischen Bruder zu besuchen, der durch einen schweren Auto-Unfall seit Jahren ständig Schmerzen hat. Er ist in eine tiefe Verbundenheit mit Jesus in seiner Verlassenheit hinein geführt worden – ein echter Experte. Ein sehr brüderliches Gespräch entspann sich. Zwei seiner Sätze trafen meine Seele sehr: „Wenn du treu den Augenblick mit Jesus dem Verlassenen lebst, bist ganz verbunden mit allen, egal ob Brüder da sind oder nicht!“ Und: „Die Stille ist die Sprache Gottes!“ Das berührte mich zutiefst, zumal ich Anbetung in Stille liebe und suche und alle BewohnerInnen des Altenheimes mit in dieses Gebet hinein nehme. Dann weiß ich mich immer neu verbunden als Fröhlicher mit den Fröhlichen und als Weinender mit den Weinenden. Als wir fuhren, spürte ich einen tiefen Frieden in meiner Seele.

Heut hab ich über meinen Weg mit go4peace nachgedacht und mir ist klar geworden, wie bedeutsam für mich die jährlichen Sommer-Treffen in den Camps und die darin gewachsene Verbundenheit darüber hinaus sind. Während der Tage im Camp ist alles sehr intensiv, das Beten, die Verbundenheit untereinander, das Erleben der Worte Gottes… aber dieses Feuer bleibt auch während des Jahres am Brennen.
Ich bekomme in den Camps immer Energie geschenkt, die ich in mir berge und dann nach den Camps einsetze. Das gemeinsame Leben in den Camps ist so wunderbar, aber die wirklichen Herausforderungen, das Leben des Evangeliums voranzubringen, kommen dann nach der gemeinsamen Zeit in den Camps. Die geschenkte positive Energie hilft mir auf diesem Weg in meinem Alltag. Deshalb bin ich so dankbar für alles, was ihr für mich und für uns junge Leute in Europa tut. Wir brauchen das wirklich für unser Leben!

Wir hatten uns sehr auf das Wochenende und eine geplante Fahrradtour gefreut. So hatten wir uns früh auf den Weg gemacht und einen wunderbaren Tag verbracht. Als wir wieder bei unserem Auto waren, kam mir ein Onkel in den Sinn, der nicht weit entfernt von unserem Zielort wohnte. Er hatte uns in jungen Jahren viel geholfen und litt jetzt sehr darunter, seine Frau in ein Haus für demenzkranke Menschen abgegeben haben zu müssen. Täglich besuchte er seine Frau. Mir kam die Frage in den Sinn: Sollten wir ihn noch kurz besuchen? Zugleich spürte ich meine begrenzten Kraft-Reserven. Wir sprachen über die Idee und waren einer abschlägigen Antwort nahe. In diesem Augenblick erreichte uns per SMS das Tagesmotto: „Jetzt oder nie!“ Spontan entschieden wir: „Wir machen den Besuch!“ Beim zweiten Anlauf öffnete mein Onkel die Tür. Eine große Freude sprach vom ersten Augenblick der Begegnung aus seinem Gesicht. Wir blieben eine knappe Stunde und fanden in einen tiefen ehrlichen erfrischenden Austausch. Freude, Leid und viel Dankbarkeit hatten Platz in diesem Gespräch. Wenige Tage nach dem Besuch erreichte uns die Nachricht, dass die Frau meines Onkels gestorben war. Wie gut dass wir ihn noch besucht hatten.

Über 80 ältere Ordensschwestern hatten mir versprochen für unser Netzwerk go4peace zu beten. Jeden Donnerstagabend taten sie es gemeinsam und in den oft langen schlaflosen Nächten verschenkte so manche der Schwestern ihre ganze Liebe – betend und wachend. Dieses Zeugnis ihres Lebens hatte mich sehr angerührt; so war ich in ihr Kloster gefahren, um ihnen von all den lebendigen Entwicklungen in den Herzen vieler Jugendlicher aus ganz Europa zu erzählen. Begeistert und voller Dankbarkeit waren sie in ihrer Aufmerksamkeit mitgegangen. „Was ist das für ein Geschenk, dass wir für all diese jungen Leute leben und beten dürfen! Ich bin so dankbar und spüre die Verbundenheit mit ihnen!“ reagierte eine über 90-Jahre alte Schwester.

Nach dem Vortrag konnte ich noch zum Mittagessen bleiben. Ich schaute im Speisesaal in das Gesicht vieler schon dementer Schwestern. Ich spürte unter allen eine große Wachsamkeit füreinander und eine echte Liebe untereinander. Und dann kam noch manche und drückte mir mit einem tiefen Strahlen im Gesicht einen kleinen Brief-Umschlag in die Hand. „Das ist für die jungen Menschen!“ hörte ich immer wieder. Als ich abends nachschaute, waren lauter kleine Geldscheine zusammen gekommen. Mir schossen Tränen in die Augen. Diese Ordensfrauen hatten fast nichts Eigenes. Und von dem wenigen, was die einzelnen besaßen, hatte sie alle etwas hergegeben. Wieder neu verstand ich: „Am Ende wird nur Liebe sein!“