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Ich bin glücklich!

Liebe Freunde von go4peace,

wer möchte schon gern arm sein? - Arm sein ist belastend. Da sind sich irgendwie alle Menschen einig. Und dann lesen wir in der Bergpredigt etwas Erstaunliches: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich!“ Madeleine Delbrêl, eine Mystikerin der Straße aus Paris, schrieb dazu einmal: „Glaubt nicht, wir fänden Vergnügen daran, täglich unsere Hände, unsere Köpfe und unsere Herzen zu leeren. Unsere Freude daran ist es, in unseren Händen, Köpfen und Herzen einen Platz auszuheben für das Himmelreich, wenn es vorübergeht.“ Es braucht wohl für Gott das leere und offene Herz im Menschen, damit ER es beschenken kann. Um für Gottes Geschenke empfänglich zu werden, lohnt es, sich immer neu arm zu machen – vor dem Fremden, der meine Hilfe braucht, vor dem Andersgläubigen, der um ein Gespräch bittet, vor dem Unerwarteten, das meine Pläne durchkreuzt, vor dem Augenblick, wie er sich gerade zeigt. – Mach Dich arm, um für das Himmelreich offen zu sein!

Ich war Julia aus der Ukraine begegnet. Sie kam aus Cherson. Tief erschüttert hatte sie mir erzählt, dass ein Krankenhaus in ihrer Stadt nur noch sporadisch Strom bekam. Wir hatten bereits 9 Generatoren für Bunker unter Kirchen in der Ukraine organisiert. Der Markt schien leer gefegt. Doch ich spürte: Mach Dich arm vor dieser Anfrage! Wag’s noch einmal! Ich suchte zwei Stunden lang im Internet. Es schien aussichtslos, noch einen passenden Generator zu finden. Als ich aufgeben wollte, kam mir der Impuls: Mach noch eine Minute weiter! Ich blieb dran. Und dort, wo auf einer Webseite eben noch „ausverkauft“ und „zurzeit nicht lieferbar“ gestanden hatte, fand ich jetzt ein passendes Modell. Genau das, was wir gebraucht hatten! Wenige Tage später wurde der Generator geliefert. Als der LKW-Fahrer den Generator vor meinem Haus ablud sagte ich zu ihm: „Der geht jetzt in die Ukraine!“ Er klopfte mir mit Tränen in den Augen auf die Schulter und sagte: „That made my day! – Danke für Euer Engagement für Menschen in Not. Ich bin Libanese. Ich weiß, was es bedeutet, in schweren Zeiten Hilfe zu bekommen!“ - Meine Armut – Gottes Chance!

 für das go4peaceTeam                                   Meinolf Wacker

Im Galopp des Tages hatte ich ein Nummernschild an einem Anhänger angebracht. Nach dieser Arbeit machte ich mich gleich an die nächsten Schritte. Dabei legte ich den Schlüssel des Anhängers unbedacht an einer ungewohnten Stelle ab. Als ich abends auf den nächsten Tag schaute, fiel mir ein, den Schlüssel zu brauchen. So wollte ich ihn mir für die Arbeit des Folgetages schon bereit legen. Doch am gewohnten Ort fand ich ihn nicht. Ich begann zu suchen. Ein junger Gast aus der Ukraine half mir dabei. Wir gingen alle Wege des Tages nochmals nach. Der Schlüssel war nicht zu finden. Die Frage: „Sollte ich ihn gar im Kasten des Anhängers gelassen haben?“ Bedrängte mich. Wir suchten nach Möglichkeiten den Kastenwagen zu öffnen. Nach viel Geduld gelang es unserem ukrainischen Gast mit einem Zufallsschlüssel den Kastenwagen zu öffnen. Doch zu meiner Verwunderung war der Schlüssen nicht im Wagen. Schon mehrfach hatten wir den heiligen Antonius um Hilfe gebeten. „Meinolf, wir machen weiter!“ sprach mir unser Gast Mut zu. Dieses Dran-Bleiben und diese Treue rührten mein Herz. Auf der Schwelle der Türe unseres Hauses stehend, kam mir unerwartet in den Sinn, was ich nach der Arbeit am Anhänger gemacht hatte. Ich bekam eine Ahnung, wo ich den Schlüssel hingelegt haben konnte. Das war der Durchbruch, nach über eineinhalb Stunden Suchens.

Wir waren uns während eines Kongresses nur kurz begegnet. Eine Kaffeepausenlänge hatten wir uns erkämpft. Darin hatte ich auf Nachfrage ein wenig von mir erzählt. Dann gesellte sich jemand zu uns, so dass ein persönlicher Austausch nicht länger möglich war. Ich spürte eine Trauer in meiner Seele, hatte ich doch eine Traurigkeit in den Augen meines Gegenübers gesehen. Am Ende der Tagung bliebe leider keine Zeit mehr. Ich spürte, wie der Augen-Blick in die Seele dieses Menschen mich begleitete. Auf dem Heimweg betete ich und empfahl ihn der erfinderischen und sorgenden Liebe Gottes. Als ich am nächsten Morgen schon früh aufwachte, war mein erster Gedanke, wieder für ihn zu beten. Während dieser Zeit dachte ich an die kurz vor uns liegende Fastenzeit. Mit jungen Menschen würden wir uns auf den Weg „Bridging people: 40 days – 40 opportunieties!“ machen. Ich spürte, welche Chance mir Jesus in dieser Zeit zuspielen würde. So schrieb ich eine WhatsApp, fragend, ob ich an einem der Fastenzeit-Sonntage vorbei schauen dürfe. Eine frohe Einladung war die Antwort. Gott ist am Werk.

„In der vergangenen Nacht haben drei russische Raketen mein Heimatdorf getroffen!“ hörte ich beim Frühstück und ich schaute in die Augen eines jungen Menschen aus der Ukraine. Ich spürte meine eigene Hilflosigkeit angesichts dieser russischen Zerstörungswellen. Wie konnte die Flamme der Hoffnung auf Frieden an diesem Tag genährt werden, fragte ich mich. Ich entschied mich, mit unserem ukrainischen Gast einen Besuch in dem Jugendzentrum zu machen, wo vor 27 Jahren mit dem Aufbruch in das kriegszerstörte Bosnien und Herzegowina das Friedensnetzwerk go4peace begonnen hatte. Herzlich wurden wir dort bei einem Kaffee empfangen. Im doppelten Kreuzgang des alten Klosters sprach ich über das Symbol der Traubenträger in einem der Kapitelle. Zwei Wanderer sind dort dargestellt, die zwischen sich eine übergroße Weinrebe tragen. Die im Buch Numeri erzählte Geschichte ließ junge Menschen in eine offene Zukunft aufbrechen mit dem Dreiklang: „Habt Mut! Geht! Bringt Früchte mit!“  Genau diesen Mut spürte ich im Herzen dieses jungen Ukrainers. Wir gingen zur Kirche dieses Klosters und verbrachten dort ein paar Augenblicke im Gebet. Ein warmes Licht fiel durch ein Dachfenster von oben auf die Tabernakel-Stehle, die inmitten goldener Stäbe stand. Der verborgene Gott war in dieser Gegenwart auf einmal zu spüren. „Irgendwie habe ich in diesen Augenblicken im Gebet – trotz des Krieges – gespürt: Es ist alles gut – von ganz innen her kam diese Botschaft!“ Diese Worte fielen mir tief ins Herz. Dann fuhren wir weiter.