Ich bin glücklich!
Ich möchte eine Geschichte über den starken Glauben einer Frau in der Ukraine erzählen. In den letzten Tagen fuhr ich mit dem Zug zu meinen Eltern. Eine Frau saß neben mir. Sie war traurig. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass ihr Sohn seit März 2022 in russischer Gefangenschaft ist und sie seit 5 Monaten nicht mehr mit ihm gesprochen hat. Sie wartet nur... und sie glaubt, dass er am Leben ist und bald zurückkehren wird. Ihre Geschichte und ihr starker Glaube haben mich tief bewegt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich wollte sie unterstützen. Ich nahm ihre Hand und sagte: "Öffne dein Herz für Gott, erzähle ihm von deinem Schmerz und er kann ihn heilen." Danach bot ich ihr an, gemeinsam zu beten. Wir beteten ... und weinten ... Als es Zeit war, sich zu verabschieden, sagte sie zu mir: "Ich danke Dir! Jetzt glaube ich noch mehr an seine Freiheit."
Der erste Tag des neuen Jahres 2023 ist angebrochen. Noch ist es still. Eine Erkältung hat mich im Griff. Unten im Haus brennt noch immer das Licht von Bethlehem. Es hat über die Jahreswende geleuchtet. Es will beschützt und geborgen sein, wie das Leben und der Friede. Ein leichter Windstoß schon bläst es aus. Die Sehnsucht, auch dieses Jahr mit vielen konkret für den Frieden in unserem Umfeld und in der Weite Europas zu leben erfüllt mein Herz – go4peace!
In einer WhatsApp-Nachricht lese ich ein Wort, angelehnt an Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ In der Silvesternacht waren wir in einem Zoom-meeting mit jungen Leuten aus Albanien, Norwegen, Belgien, Slowenien, Deutschland und der Ukraine verbunden gewesen. Gelebte Nähe! Mehrere junge Leute aus der kriegsgebeutelten Ukraine hatten den brennenden Wunsch gehabt, mit uns zu sein. Aber wegen fehlender Stromversorgung oder fehlender Internetverbindung konnten sie nicht teilnehmen. Viele aus scheinbar sicheren Ländern Europas hätten dabei sein können, hatten sich jedoch entschuldigt. Sie feierten ihren Jahresübergang. Bei allem Verständnis hatte das mein Herz traurig gemacht. Wie sehr zählt doch in solchen schweren Stunden das einfache Zeichen des Daseins – oft ohne viele Worte! Es lässt verstehen: „Du bist nicht vergessen!“ Nach unserem Treffen schrieb ein junger Priester aus der Ukraine, der schon im neuen Jahr angekommen war: „Danke, dass ich das neue Jahr in dieser gelebten Verbundenheit begrüßen durfte. Das war sehr wichtig für mich!“
Zwei Jugendliche aus Armenien melden sich: „Dein Päckchen mit den beiden Logbüchern ist nach über drei Monaten bei uns angekommen. Welche Freude! Danke, dass Du uns nicht vergessen hast!“
In einem Buch von Ruth Pfau, einer bereits verstorbenen deutschen Lepraärztin in Pakistan und Afghanistan, hatte ich von einer Mail gelesen, die sie in den 90ger Jahren aus Bagdad erreicht hatte. Der Irak-Krieg war gerade ausgebrochen. Eine Gruppe junger Menschen hatte ihr aus Bagdad „a simple message – eine ganz einfache Nachricht“ geschickt. Diese Jugendlichen halfen bereits seit längerer Zeit Familien in schwierigen Situationen und machten Krankenhausbesuche. Sie schrieben: „We wanted to let you know: we are peace and we are present!“ – „Wir möchten Euch wissen lassen: Wir leben für den Frieden und wir sind hier!“
Allein darum geht es: Den Frieden leben. Und da zu sein.
Liebe Freunde von go4peace,
am 03. Januar 2021 machte eine traurige Meldung aus der Musikwelt die Runde: Der Sänger Gerry Marsden ist tot. Marsden hatte in den 60er Jahren das Lied "You'll never walk alone" zum Hit gemacht. Heute wird dieses Lied in vielen Fußballstadien gesungen – auch nicht weit von hier „auf Borussia“ in Dortmund. Aber wie kam’s dazu? Am schönsten ist eine Erzählung aus Liverpool: In den 60er Jahren wurden in englischen Fußballstadien schon aktuelle Hits gespielt. Darunter war auch der Nummer 1-Hit der Liverpooler Band Gerry and the Pacemakers. Dabei soll einmal die Lautsprecher-anlage ausgefallen sein. Und dann haben die Stadionbesucher allein weitergesungen, a cappella: „You’ll never walk alone“.
Dieses Stück - von Richard Rodgers (Musik) und von Oscar Hammerstein (Text), war ursprünglich das Finale des 1945 uraufgeführten Broadway-Musicals Carousel. Erzählt wird die Geschichte eines Karussellarbeiters, der aus finanzieller Not einen Raubüberfall begeht - er will für die Zukunft seiner Frau und ihres ungeborenen Kind sorgen, doch stirbt er dabei. "You'll never walk alone" wird im Musical zweimal gesungen - einmal, um die Frau zu ermutigen, über den Tod ihres Mannes hinweg zu kommen, und ein zweites Mal im Finale, bei der Schul-Abschluss-Feier der dann 15-jährigen Tochter. Es geht in diesem Lied also darum, in allem Leid der Welt vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken.
You never walk alone! Diese Zusage hat auch Jesus seinen Freund*innen gemacht. Im letzten Vers des Matthäus-Evangeliums heißt es: „Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ Und wie Gott das macht, darin ist er unendlich kreativ! Dazu eine kleine Erfahrung: Eine Gruppe von 25 Ukrainer*innen hatte sich sehr engagiert. Daraufhin spürte ich den Impuls, sie alle noch auf ein dickes Eis einzuladen. Als ich in mein Portemonnaie schaute, sah ich, dass das Geld unmöglich für alle reichen würde. Aber meine Einladung war ausgesprochen. Mir kam das Wort „Gib und Dir wird gegeben werden!“ in den Sinn. Ich spürte das Vertrauen in mir, dass sich schon ein Weg auftun würde. So machten wir uns auf den Weg zur Eisdiele. Auf dem Weg dorthin begegnete ich einem Mann. Er sah all die Ukrainer*innen bei mir und drückte mir spontan 50 € in die Hand. Lachend verabschiedeten wir uns. In der Eisdiele angekommen, sah mich eine ältere Frau. Sie hatte so eine Freude an unserer internationalen Gruppe, dass sie mit ihrem Rollator ankam und mir ebenfalls 50 € in die Hand drückte. Schmunzelnd warf ich einen Blick zum Himmel. Denn nun reichte das Geld für alle! Du gehst nie allein! - You never walk alone!
für das go4peace-Team
Meinolf Wacker
Meine Frau und ich waren spazieren. Bei dem Haus einer befreundeten Familie sagte sie: „Ich muss hier noch schnell etwas abgeben. Ich bin gleich wieder da.“ Ich wollte auf sie vor dem Haus auf dem Gehsteig warten. Ich wartete und wartete. Langsam wurde ich ungeduldig und negative Gedanken stiegen in mir hoch. Ich schaute auf die Uhr. Fünf Minuten wollte ich ihr noch geben, dann würde ich an der Haustüre Sturmläuten. Ganz unerwartet kam mir der Gedanke: „Segne doch in der Zwischenzeit alle die Personen, von deren Not du weißt.“ Plötzlich waren alle Ungeduld und negativen Gedanken verschwunden und ich konnte dann meiner Frau völlig gelöst begegnen. Erst später fiel mir ein, dass unser Tagesmotto lautete: „Im Alltag Gottes Liebe entdecken!“ ER hatte mir den Gedanken zum Segnen geschenkt.