Ich bin glücklich!
Da wir in einem ärmeren ost-europäischen Land zu Hause sind, sind wir es gewohnt, mit unseren knappen Finanzen sorgsam umzugehen. So hatte ich mit meinem Mann frühzeitig einen preis-günstigen Flug nach Rom gebucht. Zugleich hatten wir entschieden, dass wir in den Tagen in Rom auch nach Assisi fahren. „Zufälliger-weise“ waren wir genau am Tag des Heiligen Franziskus – 04.10. – in Assisi. Vom Beginn der Reise an hatte ich den Eindruck, von Gott in diesen Tagen in besonderer Weise geleitet zu werden. So gelang es uns, am Festtag des Heiligen noch in eine völlig überfüllte Kirche zu gelangen und dort an einer ergreifenden Vesper teilzunehmen. Dann kam der Höhepunkt. Wir hatten geplant, nach Portiunkulla zu gehen, um dort die kleine Kirche, die Franziskus wieder aufgebaut hatte, zu besuchen. Als wir eintraten, spürte ich eine ganz große Nähe und Tiefe, die ich nicht erwartet hatte. Mir kamen Tränen. Ich merkte, wie sehr Gott mir nah war und mir seine Liebe zeigte. In diesem Augenblick kam mir meine Schwester in den Sinn, die seit vielen Jahren psychisch schwer erkrankt ist. Ich betete für sie und darum, dass ich die Geduld und Phantasie behielt, ihr weiter zu helfen auf ihrem Weg. Während ich betete, vibrierte mein Handi in der Tasche. Als ich später nachschaute, sah ich, dass eine „leere SMS“ von meiner Schwester gekommen war. Sie versteht es nicht, mit dem Handi eine SMS zu versenden, hatte folglich mit dem Handi gespielt und auf irgendeinen Knopf gedrückt, so dass mich eine „leere SMS“ von ihr erreichte. Ich war total gerührt und spürte, wie sehr Gott uns zusammen hielt. Er ließ mich verstehen, dass wir als Familie Kirche sind, die es immer wieder „aufzubauen“ gilt.
Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatte mich wegen einer nigerianischen Flüchtlingsfrau angerufen hatte, die schon kurz vor ihrem Entbindungstermin stand. Mittlerweile ist er geboren - 4 Kilo - ein prächtiger Junge! Alles war gut. Mit vielen Telefonaten hatte ich es geschafft, den älteren Sohn der Afrikanerin rechtzeitig in die Betreuung des Jugendamtes zu bringen. Nach der Geburt und einem Tag Erholung war es aber umso schwieriger, die junge Mutter mit ihrem Neugeborenen nach „Hause“ - ins Flüchtlingsheim - zu bekommen. Taxischeine gibt es nicht, Bus mit Säugling und Tasche aber ohne Kinderwagen oä geht nicht. Niemand fühlte sich zuständig! So habe ich in einem weitern Telefonat mit dem Jugendamt gesagt, dass ich die Frau mit dem Kind nach Hause bringen würde, wenn Mitarbeiter der Behörde wirklich den „großen“ 6 jährigen Sohn ins Wohnheim nach Kamen bringen. Schweigen war die Antwort. „Wie ? Sie holen die Frau ab?“ - „Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie gerade in einem fremden Land ein Kind geboren hätten und zum wiederholten Male die Unterkunft wechseln mussten und ihr anderes Kind in unbekannte Obhut geben müssten?“ war meine Gegenfrage. „Dass mir jemand hilft!“ war die Antwort. „Sehen Sie, und das tue ich. Und das wollen Sie doch auch, oder?“ Die Angerufene von der Stadtverwaltung hat es organisiert, dass am gleichen Nachmittag der ältere Sohn wieder in die Flüchtlingsunterkunft gebracht wurde!!! - An diesem Tag hätte ich vor Glück platzen können!”
Ich war mit einer Gruppe Studenten zu einem Sommer-Camp in Madagaskar. Und ich muss sagen: Ich hab mich dem Himmel noch nie so nah gefühlt. Ich liebe Gott so sehr ich kann, aber ich hab mich in den Tagen in Afrika als diejenige gefühlt, die immer beschenkt worden ist und die Afrikaner waren die, die uns ständig beschenkt haben. Ohne viel zu arbeiten, hab’ ich immer ganz viel bekommen. Für mich völlig unerwartet! Ich hab gelernt, dieses Geschenk so anzunehmen. Die Menschen auf diesem Kontinent - arm und reinen Herzens haben uns alle als Königinnen und Könige angeschaut und ich weiß gar nicht, wie wir das verdient haben! Das war ein ganz eigenartiges Gefühl: Du bekommst etwas, wofür Du Dich gar nicht würdig fühlst. Wir sind ja wirklich nicht mehr wert als sie, wir sind alles gleiche Menschen, Kinder einer großen Familie...
Ich hab wirklich eine Menge gelernt und die schönste Erfahrung war, zu entdecken, wie die Welt ohne Uhr und High-Tech-Instrumente arbeitet... Ganz einfach. Auf viele Arten: glücklicher! Wie klein wir doch sind, ersetzbar als Nummern, aber wertvoll als Menschen. Ja, ich möchte mein Leben liebend leben, weil soooo viel Liebe in mich investiert ist.
Ich arbeite als Lehrerin an einer Grundschule. Vor wenigen Tagen kamen bei uns einige neue Flüchtlingskinder an. Vorbereitend hatten ich schon einige Male in verschiedenen Klassen darüber gesprochen, die neu angekommenen Jungen aus dem Irak mitspielen zu lassen Ich hatte mit den Kindern geübt, wie sie die Neuen durch Gesten einladen konnten. Aber in der Pause spielten die Flüchtlingskinder erneut alleine an den Spielgeräten. Ich versuchte ihnen verständlich zu machen, sie könnten doch mit den anderen Jungen Fußball spielen. Sie schauten auch immer wieder zu den Fußballspielern hinüber, trauten sich aber nicht, dorthin zu gehen. Da dachte ich, dann versuchen wir es umgekehrt! Ich lud die Kinder meiner Klasse ein, ihrerseits auf die Neuen zuzugehen. Sie waren sofort mit der Idee einverstanden, ihr geliebtes Fußballfeld zu verlassen und den noch fremden Jungen den Ball zu zuspielen. Es klappte! Aras, einer der jungen Irakis, kickte sofort zurück. Gemeinsam liefen die Jungen auf das Fußballfeld und begannen miteinander zu spielen. Nach einigen Augenblicken winkte mir Aras zaghaft. Ich verstand: Das war sein Danke!