Ich bin glücklich!
“Liebt einander!” - Diese Botschaft war das Herzens-Anliegen der Mutter meiner Freundin. Immer wieder hatte sie sich gemüht, dass ihre zerstrittenen Kinder wieder miteinander ins Gespräch und in den Austausch kamen. All ihr Leiden, ihre Dunkelheiten und viele Gesprächs-Versuche hatte sie investiert. Aber es schien vergeblich. Vor wenigen Tagen ist sie gestorben. Und was geschah? All ihre Kinder kamen und begannen wieder miteinander zu reden - über viele Gräben und Hindernisse hinweg! Und dann kam der Monatsbrief der Freunde des Wortes und mit ihm die kleine blaue Plastik-Karte: “Liebt einander!” Diese kleine Karte hängt nun an der Pinnwand meiner Freundin, direkt neben dem Foto ihrer verstorbenen Mutter. Ihre Liebe war stärker als der Tod. Die Ernte ihrer Liebe dürfen wir jetzt erleben!
Sein Vater war vor einigen Jahren gestorben. Seine Mutter, auf einem Bauernhof groß geworden, kam mit dem Verlust nur schwer zu recht. Mittlerweile litt sie an fortschreitender Demenz. Sein Wohn- und Arbeitsplatz lag weit mittlerweile weit entfernt von der Wohnung seiner Mutter. Er litt daran, dass er - im Gegensatz zu seinen Geschwistern - seiner Mutter nur wenig spürbare Fürsorge schenken konnte. Immer wieder nahm er sich die Zeit, den weiten Weg zu machen und ein paar Tage mit seiner Mutter zu sein. Lachen konnte sie, aufgrund ihrer Erkrankung nur noch selten. “Weißt Du”, erzählte er mir am Telefon, “als ich das letzte Mal bei ihr war, bin ich mit ihr und meinem Patenkind eine noch ältere Tante besuchen gefahren. Wir hatten ein paar Liederbücher mitgenommen, um den beiden alten Leuten einen möglichst schönen Tag zu schenken. Über die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit können wir kaum noch reden. Also haben wir alte Volkslieder gesungen, was wir als Kinder oft mit unserer großen Familie gemacht haben. Und stell Dir vor, meine Mutter begann all die Erinnerungen zu erzählen, die mit diesen Lieder verbunden waren. Sie sprach so viel, wie schon lange nicht mehr. Und einige Male konnte sie - aus der Vergangenheit gespeist - richtig herzhaft lachen. Es waren Augenblicke tiefen Glücks in einer ansonsten schweren Zeit!”
Es war ein richtig verrückter Tag! An meinem Arbeitsfeld traf ich auf zwei Kolleginnen, die beide meines Alters sind. Als ich ankam, erzählte ich ein wenig vom Chaos meiner Familie. Und dann kam es! Wir haben alle erst gelacht und unsere Späße gemacht über die pubertierenden Kinder. Ich habe dann erzählt, wie sehr mich das manchmal trifft und belastet! Und dann hatte ich den Mut, von meiner größten Not zu erzählen, dass nämlich mein Sohn lernt, seinen Weg zu finden. Dann fing Kirsten an zu erzählen. Sie ist so alt wie ich, geschieden und hat 3 Kinder. Sie erzählte, wie oft sie verzweifelt sei, und überhaupt nicht mehr weiter wisse in der Erziehung, besonders bei ihrer Tochter! Immer wieder müssen sie weinen - erzählte sie - Sie fühle sich so unendlich verletzt von den Gefühlsausbrüchen ihres eigenen Kindes. Sie hoffe einfach nur, dass es bald besser würde. Aber die große Einsamkeit, in all dem stehen zu müssen, könne sie kaum annehmen! Danach fing meine zweite Kollegin an zu erzählen. Sie ist ein paar Jahre älter als ich und hat zwei erwachsene Töchter. Ständig müsse sie vermitteln, sowohl zwischen den Töchtern, als auch zwischen ihrem Mann und den Töchtern. Wie schnell würde es sonst auch zum Streit kommen - auch in ihrer eigenen Ehe. Auch sie spürte die große Sehnsucht ihrer Kinder. Mir machte diese Ehrlichkeit Mut, zu erzählen, wie glücklich ich sei. Ich erzählte, wie sehr ich mich geborgen fühle in der lebendigen Beziehung zu Gott. Und ich erzählte von meinem Beten, wie von einem Gespräch mit dem besten Freund!
Still war es. Beiden haben mir einfach zugehört. Nicht gelacht und nicht gegrinst - nur gestaunt. Nach unserer Erzählrunde sagte meine ältere Kollegin : "Sag mal, was reden wir hier eigentlich? Unglaublich!!! Wir müssen doch noch arbeiten..." Das haben wir dann auch, nämlich alle drei zusammen. Es herrschte eine Stimmung, die unbeschreiblich war!!!
Gestern Mittag traf ich in meinem Arbeitsfeld eine neue Kollegin, die ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Leider hatte sie unglaubliche Mühe, Standards unseres Berufes zu gewährleisten. Ich wurde nervös, die Spannung in unserem Team stieg gewaltig an. Alle erwarteten, dass ich der Kollegin nun praktische Ratschläge gäbe. Ich war auch echt kurz davor, aber ich wollte ihr auch den Start in unserer Abteilung nicht so schwer machen. Irgendwann rief sie dann einen weiteren Kollegen dazu, der ihr Mut machte und so entkrampfte sich die Situation.
Im Lauf des Tages hatte ich nochmals mit diesem Kollegen zu tun. Wir können gut miteinander arbeiten, weil die Chemie stimmt. Irgendwie kamen wir auf eine berufliche Herausforderung zu sprechen, die Wochen zurück lag. Ich sagte, wie schwer diese Tage gewesen seien. Plötzlich fing er an zu erzählen, wie er als junger Berufseinsteiger seinen ersten Einsatz hatte. Es ging um Leben und Tod und am Ende hatte der Tod gestanden. Er hielt kurz inne und fragte:”Stört es Sie, wenn ich erzähle?”-”Nein, ich kann zuhören und dabei weiter arbeiten.” Er sagte, er sei danach völlig fertig gewesen und wenn er nicht so tolle Kollegen gehabt hätte, die ihn begleitet hätten, vielleicht wäre gar nicht in seine Profession hinein gekommen. Obwohl ihn keine Schuld träfe, begleite ihn diese Geschichte noch immer - bis in seine Träume hinein. Sein Erzählen wurde sehr persönlich. “Wieso erzähle ich Ihnen das jetzt? Das ist Jahre her und ich habe ewig nicht darüber nachgedacht. Wenn Sie nicht so offen über den Wochen zurück liegenden Freitag geredet hätten, hätte ich mich sicher nicht erinnert. Irgendwie gut!”