Ich bin glücklich!
In der Uni beginnt schon wieder die Prüfungszeit. Ich musste eine mündliche Prüfung ablegen. Ich freute mich, dass ich es endlich hinter mir hatte und dass ich nun meine volle Konzentration auf die noch fehlenden Klausuren lenken kann. Nachmittags bekam ich eine SMS von einem Mitstudenten, der erst einige Tage später die mündliche Prüfung abzulegen hatte. Er fragte mich, ob ich ihm nicht noch für eine gute Stunde helfen könne, weil er noch Fragen zur Prüfung habe.
“Verweile!” So dachte ich darüber nach, wie ich seine Bitte in meinem Zeitplan einbauen konnte. Ich erinnerte mich an meinen ersten Tage an der Uni und an viele verzweifelte Momente, an denen ich mich gefreut hätte, wenn mir jemand geholfen hätte…
„Geht klar“, schrieb ich ihm und keine 2 Stunden später trafen wir uns in der Bibliothek und lernten gemeinsam für seine Prüfung. Ich gab mein Bestes und trotzdem kamen wir nur schleppend voran. Da ich abends noch weg musste, bot ich ihm an, am nächsten Tag von 8-10 Uhr morgens zusammenzukommen - die einzige Zeit vor seiner Prüfung, wo ich noch konnte. Am nächsten Tag in der Früh lernten wir erneut zusammen. Ich hab ihn seit dem nicht mehr gesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Prüfung bestanden hat.
Zwar bin ich mit meiner eigenen Prüfungsvorbereitung nicht gut vorangekommen, aber es war gut, meinen Mitstudenten zu einem guten Ergebnis verholfen zu haben.
Eine schwere Prüfung stand mir bevor. Es ging um alles oder nichts! Sollte ich nicht bestehen, könnte ich nicht weiter studieren und müsste etwas ganz anderes machen. Nochmal ganz von vorn anfangen, obwohl ich doch fast alles schon geschafft hab. Ein schrecklicher Gedanke.Was wenn ich nicht bestehen würde? Was wäre die Alternative? Ich hatte keine…
Also habe ich mir fest vorgenommen erst zur Prüfung anzutreten, wenn ich mir wirklich sicher bin zu bestehen. Immer wieder verschob ich den Termin. Die Monate vergingen und ich hatte schon so viel gelernt, aber ich fühlte mich nie sicher. Irgendwann stellte ich mir die Frage, warum es überhaupt so weit gekommen sei? Es ging dabei nicht nur um die Prüfung. Ich war einfach mit der Gesamtsituation unzufrieden. Obwohl ich früher so sehr mit Gott verbunden war, ist es dazu gekommen, dass ich nicht mal mehr mit ihm sprechen konnte. So viele Dinge waren wichtiger geworden. Ich wollte einfach nur glücklich sein!
Und dennoch, irgendwie schämte ich mich vor Gott. Das war auch der Grund warum ich nicht mehr mit ihm reden konnte. Also beschloss ich, mich mit ihm zu versöhnen und mein Leben zu ändern.
Leichter gesagt als getan. Irgendwann war ich bereit, zur Beichte zu gehen und diesmal bekam ich nicht einfach die Lossprechung. Vielmehr wurde mir gesagt, ich solle mir überlegen, wie es weiter gehen solle. „Was willst du in deinem Leben ändern?“ hörte ich als Frage an mich. Und ich spürte: Ich muss es tun! Ich fasste den festen Entschluss, bestimmte Sünden nicht mehr zu begehen. Durch diese Schritte wuchs in mir ein neues Vertrauen zu Gott. Ich sprach wieder mit ihm: „Gott, ich weiß, du liebst mich mit all meinen Fehlern und ich kann wirklich neu anfangen, weil alles was mich von dir trennt von mir genommen wurde, gib mir bitte Kraft den rechten Weg zu gehen und mich immer für dich zu entscheiden.“ Erst dann war ich bereit, mir einen Termin für die Prüfung zu holen und zu sagen: „Gott ich lege alles in deine Hände“.
Im Januar war es soweit und obwohl ich wirklich auf Gott vertraut habe, musste ich den Tag vor der Prüfung schrecklich weinen und war so aufgeregt, dass ich nichts essen konnte. Aber gegen Abend bin ich ruhiger geworden, ich habe mir immer wieder gesagt: „Gott ist bei mir!“ Mir kam ein Lied in den Sinn: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“. Am nächsten Tag ging ich zur Prüfung und sagte mir immer neu: „Gott ist bei mir, er hält mich und wenn ich falle, dann fängt er mich auf, er ist bei mir.“
Die Prüfung ist nicht optimal verlaufen… ich wurde viele Dinge gefragt, auf die ich nicht antworten konnte. Schließlich lag es im Ermessen des Professors. Er war so verständnisvoll und geduldig. Ich hatte den Eindruck: Jesus begegnet mir in diesem Menschen. Und ich habe bestanden. ER, Gott, war eben da!
Erst nach der ganzen Sache habe ich von den Perlen des Glaubens erfahren und davon, dass diesen Monat die Gottesperle an der Reihe war, die uns daran erinnert, dass Gott der „ICH BIN DA“ ist. Das hat mich so berührt, weil ich genau diese Erfahrung gemacht habe.
Wir sassen beim gemeinsamen Mittagessen. Eine junge Frau erzählte ihre Erfahrung, die aus großen Leiderfahrungen gespeist war. Aufmerksam hörten alle zu. Als sie endete kam mir das Motto: “Verweile!” Ich reagierte kurz auf ihre Geschichte und bat sie, an einer Stelle noch mehr zu erzählen. Es wurde immer intensiver. Die Serviererin im Restaurant ging auf Zehenspitzen an uns vorbei...
Als wir uns am späteren Nachmittag voneinander verabschiedeten, kam die Rückmeldung von einem der Gesprächsteilnehmer: “So einen tiefen Augenblick habe ich lange nicht mehr erlebt. Ich bin noch ganz gerührt von dem, was Gott im Leben dieser jungen Frau schon getan und bewegt hat und vor allem, wie sie mit Gott lebt!”
„Na klar, ich bring Euch noch schnell zum Flughafen!“ Den ganzen Weg über sprachen wir über die Kraft des Evangeliums und wir erzählten Erfahrungen, die wir mit dem Motto dieses Monats „Ich bin da!“ gemacht hatten. Davon abgelenkt, verfehlte unser Fahrer die Spur zum Abflug-Terminal. Um den Fehler zu korrigieren, setzte er zurück und versuchte dabei über eine doppelt durchgezogene Linie zu fahren. In dem Augenblick kam von hinten ein Polizeifahrzeug. Es stoppte. Auch jetzt galt: „Ich bin da!“ Eine junge Beamtin stieg aus. „Ich hab‘ einen Fehler gemacht und möchte mich dafür entschuldigen!“ sagte der Fahrer der jungen uniformierten Frau. „Aber wissen Sie, wie gefährlich das ist, was Sie hier tun. Das kann sofort einen schweren Unfall zur Folge haben!“ entgegnete sie. „Ja, das habe ich auch gerade gesehen. Das war echt ein Fehler von mir! Entschuldigen Sie!“
Nach einer kurzen Zeit der Stille – in meinem Herzen sagte ich mir immer wieder von Gott her für diese Situation zu: „Ich bin da!“ – sagte die Beamtin: „Aber lernen Sie aus diesem Fehler, machen Sie so etwas nie wieder. Gute Fahrt!“ und uns, den Reisenden, zugewandt: „Und guten Flug!“
Ein paar Meter weiter gefahren, sagte uns der Fahrer: „Boh, was für eine Erfahrung! Ich bin noch in der Probezeit. Wenn dieser Fehler geahndet worden wäre, dann hätte ich nochmals eine Prüfung machen und sogar einige Fahrstunden nehmen müssen. Und das wäre sehr, sehr teuer geworden! – Für mich ist das eine total wichtige Erfahrung!“ - Ich bin da!