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Ich bin glücklich!

Liebe Freunde des Wortes,

wir kennen ein „mildes Klima“ und eben auch „milde Winter“. Beim Kaffee gibt’s die „milde Sorte“ und beim Urteils-Spruch im Gerichtssaal gibt es „mildernde Umstände“. Der Richter, der dem Angeklagten gegenüber wohlgesonnen ist, lässt „Milde“ walten. Damit beschreibt dieses zugegebenermaßen selten verwendete Wort eine menschliche Haltung, in der Güte und Sanftmut, Nachsicht und wohlwollendes Verstehen geübt werden. Milde ist eine Haltung des Herzens, die Lebens-Raum ermöglicht.

Wie wichtig ist diese Haltung in einer Zeit, in der Fanatiker in vielen Bereichen der Welt die Nachrichten prägen und Angst und Schrecken verbreiten! Doch wie können wir selber zu Menschen werden, die nicht sofort sauer und schroff reagieren, sondern Milde walten lassen?

In der Mail einer jungen Frau las ich: „Wenn das ‚nörgelnde Ich‘, das ich oft in mir erlebe, eine andere Person in meinem Umfeld wäre, hätte ich schon längst die Freundschaft aufgekündigt!“ Um also „mild“ zu werden, gilt es als erstes, mit sich selber in eine innere Balance zu finden. Nur aus dem Ja zu mir erwächst die Kraft, auch anderen wohlwollend und mild begegnen zu können. Aber wie komme ich zu dieser inneren Ausgeglichenheit? Wie finde ich eine gute Balance in mir, um nicht - wie ein Artist - vom Hochseil meines Lebens in den Abgrund der Unzufriedenheit und Nörgelei zu stürzen?

Dazu braucht es tägliche „Aus-Zeiten“, in denen ich mich unter die Augen Jesu stelle und mich von ihm anschauen lasse. Er liebt mich und will mir zum Leben verhelfen. Er schaut immer auf das Gute in mir, um mich stark und froh werden zu lassen. Tun wir es ihm gleich! Schau - beispielsweise in 5-10 Minuten am Morgen oder / und am Abend  - auf all das, was gut war und gelungen ist! Schau auf Deine Talente und auf das, was Du geschafft hast! Sei dankbar dafür! Und wenn Du magst: Wag einen Freuden-Sprung! Und bezogen auf das, was nicht gut war, sei barmherzig mit Dir selber. Bleib nicht daran hängen. Nimm Dir vielmehr sofort (!) etwas vor, was Dir Freude macht und Deine innere Zufriedenheit wachsen lässt. Jesus möchte, dass Du froh bist. Sein liebender Bick ist „Quelle der Milde“!

Liebe Freunde des Wortes, wenn es uns gelingt, der eigenen Seele Raum zum Wachsen und zur Zufriedenheit zu geben, dann werden wir auch anderen diesen Raum geben und uns ihnen gegenüber mild verhalten können. Unser Motto für den Monat Juni:  Es gilt: Mild!  -  Be mild – not wild!

Für das OnWordTeam
Meinolf Wacker

Liebe Freunde des Wortes,

es war ein bewegender Augenblick am Ende der Performance „pieces4peace“ im vergangenen Jahr hier in Kamen, als Fajir, die 13-jährige Hauptdarstellerin, ausrief: „George, das ist die Lösung: Wir sind Brüder! Wir sind Geschwister! Es gibt keine Grenzen!“ Fajir und George hatten eine Reise um die ganze Welt unternommen und nach dem Schlüssel für den Frieden gesucht. Den fanden sie in gelebter Geschwisterlichkeit. Im Drehbuch war weiter zu lesen: „Fajir fliegt George um den Hals!“ Doch diese Szene war eine große Herausforderung! Das Vorbereitungsteam hatte sie unzählige Male üben müssen. Fajir ist ein muslimisches Mädchen und George ein christlicher Junge. Beide waren als Geflüchtete in unser Land gekommen. Sie sollten einander als Hauptdarsteller umarmen, schafften das aber in den ersten Wochen nicht. Geduld war angesagt – „Eselsgeduld“ vielleicht besser noch: „Engelsgeduld“! Umso bewegender war die Szene in der Uraufführung für alle anzuschauen, die monatelang an dieser Performance gearbeitet hatten.

Liebe Freunde des Wortes, wie schwer ist es, geduldig zu sein mit uns selbst und mit anderen. Wie schnell reißt uns der „Gedulds-Faden“, wenn etwas nicht gelingt. Diese Redensart aus der Textil- Herstellung verweist uns auf eine Balance, die es zu halten gilt: Der Faden, der beim Abwickeln von einer Spule zu sehr gespannt ist, der also überanstrengt und zu sehr strapaziert wird, dieser Faden reißt! Es braucht die rechte Lebens-Spannung: weder zu laff noch zu straff. – Aber wie finden wir zu solch ausgewogener Geduld? Wie können wir erlernen, geduldig zu sein?

Gut ist es, mir klar zu machen, dass Gott mit mir unendliche Geduld hat, Engelsgeduld! Ich kann mich 1000-mal verlaufen, ER gibt mir auch zum 1001-mal die Chance, wieder neu anzufangen. Sein Gedulds-Faden mit mir reißt nie! So wie der Bauer im Herbst geduldig auf die Frucht der Erde wartet (vgl. Jak 5,7), so wartet Gott mit unendlicher Geduld auf mich, wenn ich mich verirrt habe. Seine Botschaft ist: Komm zurück und fang wieder neu an!

Um Geduld zu lernen, helfen drei Schritte: (1) Hab Mut, in Deinem Galopp kurz anzuhalten! (2) Mach Dir klar, dass Gott mit Dir die Geduld schon hat, die Du gerade mit Dir selber nicht hast. – Das wird dich entspannen. (3) Starte dann neu in dem, was gerade jetzt zu tun ist!

Liebe Freunde des Wortes, lernen wir neu die Geduld im Umgang mit uns und miteinander. „Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit, doch dann erfährt er Freude“, ist im Alten Testament (Sir 1,23) zu lesen. Um der Freude willen lohnt es sich, Geduld zu üben. Gott verliert nie die Geduld mit dir, so darfst du dir auch sagen: Verlier nicht die Geduld! – Don’t lose your patience!

Für das OnWordTeam
Meinolf Wacker

Liebe Freunde des Wortes,

wie schnell schleichen sich Urteile übereinander in unsere Seele! Wie schnell brechen wir den Stab übereinander: Oh, warum hat der denn schon wieder seine Schuhe im Flur stehen lassen? – Ich hatte sie doch so sehr gebeten, pünktlich zu sein. Und jetzt warte ich schon wieder über 20 Minuten. – Er hatte mir fest versprochen, mich bis zum Wochenende anzurufen und jetzt ist schon wieder Mittwoch! – Wir hatten in unserer Fußball-Mannschaft lange darüber diskutiert, wie unser Team-Geist stärker werden könne. Aber gestern war’s wieder so wie immer. Ein Teamkollege war einfach nicht bereit, auch anderen eine gute Chance herauszuspielen. Er wollte wieder nur zeigen, wie gut er spielen kann.

Solche Erfahrungen prägen unseren Alltag. Sie sind Gefahr und Chance zugleich. In diesen Momenten kannst Du lernen, Weichen-Steller Deines Lebens zu sein, damit Du nicht aufs falsche Gleis gerätst. Gefährlich ist, mich in Augenblicken der Enttäuschung in mein Mauseloch zurückzuziehen, zu resignieren und aufzugeben: „Ich hab keine Lust mehr! Ich hab’s so oft versucht! Der andere ändert sich ja doch nicht!“ Und damit hast Du in gewisser Weise recht: Du kannst Deinen Nächsten nicht ändern.

Papst Franziskus hat den Jugendlichen in Sarajevo gesagt: „Ihr habt eine wichtige Berufung: niemals Mauern zu bauen, sondern nur Brücken!“ Aber wie geht Brückenbau in Augenblicken der Enttäuschung? Es geht nicht ohne einen echten Sprung! Im Reitsport springen Pferde auf ihrem Parcours über Hürden. Wenn sie bockig vor einer solchen Hürde stehen bleiben, haben sie verloren. Genauso laden uns all die „Mauern der Enttäuschung“ ein, mit einem Sprung der Liebe im Herzen derer zu landen, die uns enttäuscht haben. Dazu hilft oft ein wenig Humor.

Eine Fahrt mit einer Jugendgruppe stand an. Wiederholt hatte mir ein Jugendlicher gesagt, er würde auf jeden Fall gern mitfahren. Bis Ende des Monats würde er sich melden. Der Zeitpunkt war lange verstrichen. Ich hatte mit WhatsApp- und SMS-Botschaften nachgefragt. Keine Reaktion. Für mich echt nervig! Dann rief er an. Ich sah seinen Namen auf dem Display. Jetzt galt für mich: Fang wieder neu an! - Start again! „Toll, dass Du anrufst. Ich war mir gar nicht sicher, ob wir Ende Februar 2016 oder 2017 ausgemacht hatten!“  Beide mussten wir lachen. Also: Fang wieder neu an! – Start again!

Für das OnWordTeam
Meinolf Wacker 

Liebe Freunde des Wortes,

Verurteilung verschließt – Vergebung öffnet! Aber wie schwer kann Vergebung sein! Eine junge „Handwerkerin des Friedens“ schrieb mir vor wenigen Tagen: „Dieser Weg (der Vergebung) ist echt schwer. Ich hatte mich einer Freundin anvertraut und nach längerer Zeit ein Gespräch mit ihr gesucht. Obwohl sie mich in vielen Punkten aufregt, habe ich dennoch versucht, sie als Schwester zu sehen und ehrlich und offen mit ihr zu reden. Und dann hat sie all das, was ich ihr anvertraut hatte, bei nächst bester Gelegenheit gegen mich verwandt und mich vor anderen ins Lächerliche gezogen.“

Ich spürte beim Lesen dieser Erfahrung die tiefe Verletzung und Enttäuschung der Schreiberin. „Wie gemein und unfair ist ein solches Verhalten! Wie zerstörend wirkt es auf eine freundschaftliche Beziehung. Ich würde diese Freundin ‚in den Pfeffer‘ jagen!“ dachte ich bei mir und spürte, wie ich selber in den Sog des Urteilens gezogen wurde. Solches Urteilen treibt tiefe Keile zwischen uns und führt letztlich in Einsamkeit und Spaltung. Aber wie kann es unter solchen Umständen gelingen, einen neuen Weg zu finden, der nicht nach „faulem Frieden“ riecht?

„Vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat!“ schlägt Paulus seinen Gemeinden in Klein-Asien vor, in denen es viel Streit und Zerwürfnis gab. Doch diese Vergebung braucht eine Voraussetzung. Ich kann nur VER-GEBEN, wenn ich dem anderen behutsam meine Enttäuschung und Verletzung GEBE. Es gilt, mein Gegenüber teilhaben zu lassen an dem, was sein Tun in mir ausgelöst und vielleicht zerstört hat – ohne ihn jedoch meinerseits zu verurteilen und schlecht zu machen. Dafür ist es hilfreich, in der Darstellung dessen, was mir wehgetan hat, ganz bei mir zu bleiben und mein Bedürfnis und meinen Wunsch auf die Zukunft hin zu äußern. „Ich hab den tiefen Wunsch, vieles aus meinem Leben mit Dir vertrauensvoll zu teilen. Ich hoffe sehr, dass Du verstehst, dass ich verletzt war, als ich hörte, dass Du das Anvertraute bei anderen weiter erzählt hast. Aber ich möchte dabei nicht stehen bleiben. Ich möchte neu beginnen – mit Dir!“

Wenn ein solcher Augenblick, der uns alles kosten kann, gelingt, dann öffnet sich Zukunft und ein Neustart kann möglich werden. So gilt:  Lass los!  - Let go!

Für das OnWordTeam
Meinolf Wacker