Ich bin glücklich!
Während meiner Ferien war ich frühmorgens zu einer Wanderung aufgebrochen. Auf dem Wanderparkplatz hatte ich ein Ganztagesticket gekauft. Als ich am späten Vormittag zurück kam, währte das Ticket noch einen halben Tag lang. Ein jüngeres Ehepaar kam und parkte ihren Wagen neben dem meinen. Ich ging auf sie zu und fragte, ob ich ihnen mit meinem Parkticket eine Freude bereiten könne. Erstaunt schaute mich die Frau an und nahm das Ticket gern entgegen. „So was geschieht ja heute nur noch ganz selten, dass da jemand so aufmerksam ist!“ ließ mich die Frau wissen. Dann ging sie zum Auto, holte zwei Äpfel und gab sie mir: „Die sind für Sie. Sie sind frisch aus unserem Garten!“ Dann verabschiedeten wir uns. Heute nun – Wochen nach dem Urlaub – fiel mein Blick auf diesen Apfel. Voller Freude nahm ich ihn zur Hand und aß ihn. Meine Gedanken wanderten zurück zu dem Augenblick dieser schönen und ehrlichen Begegnung und ich spürte eine tiefe Freude im Herzen.
Etwas leichtsinnig, ohne Regenkleidung, ging ich bei unsicherem Wetter aus dem Haus. Ich vertraute darauf, dass es nicht regnen würde. Langsam tauchten immer dunklere Wolken auf, die sich in einem Sturm mit peitschendem Regen entleerten. In einer offenen Garage fand ich einen trockenen Unterschlupf. Im Trockenen betete ich für die vielen Menschen, die im Tropenregen in einfachen Zelten überleben mussten, die in Pakistan mit dieser furchtbaren Überschwemmung zurechtkommen mussten. In der halben Stunde bis zum Ende des Sturms fand ich in ein tiefes Gespräch mit Gott. Ich bat Ihn, dass ich in Schwierigkeiten oder Problemen, nie an Seiner Liebe zweifeln möge. Als ich nach Hause ging, staunte und freute ich mich über einen wunderschönen Regenbogen, ein Zeichen göttlicher Liebe zu mir und zu unserer Welt.
Aus den Nachrichten hatte ich erfahren, dass die Luftangriffe in der Ukraine wieder massiv zugenommen hatten. Ich kontaktierte mehrere go4peace-Freunde in dem Land, um sie unsere Verbundenheit spüren zu lassen. Seit Monaten wusste ich um ihre Angst. Daraufhin erreichte mich eine Antwort, die mich sehr bewegt: „Weißt Du, es gibt Momente, da scheint alles zusammenzu-brechen. Ich versuche, eine Aufgabe zu beenden und ein Treffen vorzubereiten, aber ich habe keine Lust. Meine ganze Aufmerksamkeit wird von den Nachrichten in Anspruch genommen, die eintreffen. Es sind wieder Raketen vom Kaspischen Meer abgefeuert worden. Schockstarre. Ich versuche, Verwandte und Bekannte anzurufen. Und ich werde sehr wütend, wenn keine Antwort kommt. Der Verstand will nicht akzeptieren, dass der Mobil-Dienst nicht gut funktioniert. Und dann frage ich in all dem, was Gott will, was er von mir will. In unserem go4peace-Monats-Kommentar vom Oktober lese ich: ‚Nicht lau sein, sondern eine Entscheidung treffen!‘ So entscheide ich mich für kleine Schritte. Ich beschließe, meine Mitarbeiter zu kontaktieren und sie zu bitten, aus Sicherheitsgründen zu Hause zu bleiben. Ja, immer neu kleine Entscheidungen treffen, vorwärts gehen, Gott bitten, auch wenn ich ihn oft nicht spüre, glauben, dass er sich in den Menschen und Situationen des Tages zeigen wird… Zwei Tage unter den Raketen machen mich wahnsinnig, aber ich bleibe auf dem Weg. Danke für all Deine Verbundenheit! Ich brauche sie. Ich spüre mit den Sinnen meiner Seele, ER, Jesus, ist unter uns, will immer neu geboren werden. Das trägt mich sehr! Danke!“
Fast wöchentlich erscheint eine sehr alte ukrainische Frau in unserem ehrenamtlich geführten Kleiderladen. Sie schaut vorbei, auch wenn sie gar nichts braucht. Wir verständigen uns meistens nur über Mimik und Gestik. Sie spürt, dass sie total willkommen ist. Obwohl sie in ihrem hohen Alter alles zurücklassen musste und miterleben muss, wie ihre Heimat zerstört wird, strahlt sie uns immer glücklich an und erzählt ganz viel. Dann nimmt sie uns in den Arm und wir freuen uns jedes Mal sehr, wenn sie kommt. Es ist nebensächlich, ob wir irgendetwas verstehen oder nicht. In den Augenblicken unserer Begegnung ereignet sich eine Liebe zwischen uns, die stärker ist als jedes Leid. Jesus ist in diesen Augenblicken wirklich da. Die strahlenden Augen der alten ukrainischen Frau nehme ich dann im Herzen mit nach Hause. Diese tiefe Liebe, die sich zwischen Menschen verschiedener Nation und Generation schenkt, ist durch keine Rakete zerstörbar.