Zum Hauptinhalt springen

Ich bin glücklich!

Es war eine schwere Situation. In meinem Bekanntenkreis hatte eine junge Frau eine Totgeburt. Sie und ihr Mann waren zu tiefst in Trauer und in Verunsicherung. Irgendwie spürte ich, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen zu können. Verweile! Die Situation dieses jungen Paares ging mir nach. Wie sollten sich die beiden von ihrem ersten - tot-geborenen - Kind verabschieden. Mir kam die Idee, einen Priester anzurufen. Wir entschieden, den jungen  Eltern eine schlichte Segnungs- und Verabschiedungsfeier vorzuschlagen. Gern willigten sie ein. Am Tag der Feier trafen wir uns mit einer Hebamme, den Eltern und dem Priester im Krankenhaus. Einfühlsam gestaltete er die Augenblicke des Abschied-Nehmens. Es war alles andere als leicht. Und doch spürte ich, wie der junge Vater nach der Feier erlöst und erleichtert wirkte.

Heute morgen vor der ersten Messe hatte ich eine große Unruhe in mir. Ich hatte Angst, meine Erfahrungen in der Predigt zu erzählen. Die Leute in meiner Pfarrei sind das noch nicht so gewohnt. Ich hatte Angst davor, dass die Leute die Erfahrungen zerreißen. Ich war so nervös, dass ich kaum noch normal denken und schon gar nicht zuhören konnte. Plötzlich kam mir die Stilleperle in den Sinn. Ich nahm sie fest zwischen meine Finger und die wiederholte für mich die dazugehörenden Worte: "Bei Dir Gott, kommt meine Seele zur Ruhe."
Ich spürte förmlich, wie es in mir ruhiger wurde, als ich die Gedanken bei Jesus gesammelt habe. Ich war überrascht, wie viele Menschen sich bedankt haben für die Erfahrungen, die ich in der Predigt erzählt habe.

“Wenn du betest, an wen wendest du dich dann?” wurde ich gefragt. Bisher hatte ich immer Gott angesprochen. Aber heute - während der Eucharistiefeier -  konnte ich  mit Jesus reden, Ihn richtig ansprechen. Ich hatte fast körperlich die Wahrnehmung, dass ich mit all meinen Lasten zu Ihm kommen kann und das habe ich  getan! Das wirkte so befreiend!
Jesus geht mit mir in alle Dunkelheiten. Ich kann ihm alle Sorgen, Nöte und Fehler geben und er nimmt sie!!! Die Eucharistie ist wirklich etwas ganz Besonderes, heute ganz intensiv. Und auch die kleine Bibel, die ich vor kurzem geschenkt bekommen habe, nehme ich überall mit hin - ohne mich mittlerweile dessen noch zu schämen. Wenn ich sie aufschlage und verweile, finde ich Ruhe und Antwort. Ja, dieses Buch ist mir heilig. Es geht eine besondere Kraft daraus hervor, und diese Nähe, die ist mir heilig. Und heilen tun die Worte auch. Endgültige Heilung gibt es nur dort.”

“Warum zittern Sie immer mit dem Kopf?” Die Vermutung auf eine körperliche Erkrankung lag  nahe. Die Antwort des Gefragten: “Das ist meine Psyche!” Ich fragte nach: “Wieso Psyche? Was belastet denn Ihre Seele?”
Die Augen des Gefragten füllten sich mit Tränen. “Wissen Sie, der Kindermord vor über 30 Jahren, das war mein Kind!” - “Wie bitte?” fragte ich, “Ihr Kind ist ermordet worden?” Die Antwort: “Ja, und ich habe es gefunden. Das geht einfach nicht mehr weg!”
“Wissen Sie, nicht weit von meinem Auto hörte ich einen dumpfen Aufprall. Kurz danach sah ich den zerschmetterten Körper meines Kindes. Vorher war es missbraucht worden, dann bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt und aus einem Hochhaus in die Tiefe geworfen. Ich fand es nackt und zerschmettert...”
Mir fehlten absolut die Worte! Wir haben zusammen geweint und einen Moment den Schmerz geteilt. “Danke für Ihre Zeit, es tat so gut zu erzählen!”