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Ich bin glücklich!

Ruf mal wieder an! Spürte ich als Impuls in meinem Herzen. Ich rief eine ältere Ordensfrau an, die sich rührend mit wachem Geist und liebendem Herzen um viele zum Teil schon demente Mitschwestern kümmert. Bei jedem Telefonat mit ihr erlebe ich die Konkretheit ihrer Liebe. „Gestern war ich richtig glücklich!“ ließ sie mich wissen. Eine schon hochbetagte Mitschwester hatte gebeten, in Zukunft in ihrem Speisesaal mitessen zu dürfen. So war sie seit über drei Wochen zu jeder Mahlzeit mit dabei. „Und gestern stand unser Neuling auf einmal auf und sagte: ‚Ich bin so dankbar, hier bei euch sein zu können. Es tut einfach nur gut!“ Als meine Gesprächspartnerin die Aussage ein wenig abzuschwächen versuchte, reagierte die hochbetagte Frau: „Hier unter euch atme ich Frieden, das ist längst nicht so in allen Gruppen hier im Haus!“

Im Supermarkt war mir ein sehr gewichtiger Mann aufgefallen, der sich mit seinem Einkaufswagen nur langsam vorwärts bewegen konnte. Mehrfach hatte er mir für mehrere Augenblicke den Weg versperrt. Ich hatte ihm jedes Mal ein gutes ihn aufmunterndes Wort geschenkt. Als ich an der Kasse ankam, kam er aus einem Seitengang langsam angeschlichen. Ich bot ihm an, sich vor mir in der Warteschlange einzureihen. Mit großen Augen schaute er mich an und reihte sich ein. Ein Mitarbeiter des Supermarktes hatte das mitbekommen und sagte zu mir: „Kommen Sie schnell an die Nachbarkasse. Ich kassier dort!“ Erstaunt folgte ich ihm. Direkt nach mir schloss er die Kasse wieder. Ein mir bekanntes junges Paar hatte den Vorgang verfolgt. Als wir uns draußen trafen, sagte die Frau: „Der Kassierer hat seine Kasse nur für dich geöffnet! Wahnsinn! Wie machst du das immer?“ Schmunzelnd sagte ich ihnen: „Die Liebe lässt Türen aufspringen!“ Lachend gingen wir auseinander.

In der Frühe des Maifeiertages war ich zu meiner Mutter aufgebrochen. Ich wollte diesen Tag bis zum darauffolgenden Mittag mit ihr verbringen. In der Bäckerei war ich um 7.30 Uhr der erste Kunde gewesen. Nachmittags entschieden wir uns für einen kleinen Ausflug mit dem Auto, um die aufblühende Natur erleben zu können. Unser Ziel sollte eine alte romanische Kirche sein. Während der Fahrt erzählten wir viel und freuten uns über die bunten Farben der Natur. Ich spürte, dass die Zeit zu unserem avisierten Ziel für meine Mutter in ihrem hohen Alter zu lange sein könnte, „Leb ganz im Jetzt!“ kam mir ins Herz. Unerwartet las ich auf einem Wegweiser den Hinweis zu dem kleinen Ort „Jagdhaus“. Zu diesem Ort war sie mit meinem verstorbenen Vater als Verlobte gewandert. Spontan fragte ich: „Oder sollen wir in einem Restaurant in Jagdhaus einen Kaffee trinken?“ Sie strahlte. Wir fuhren hin und verlebten eine wunderschöne Stunde an dem Ort, der ihr so bedeutsam war. „Was war das für ein schöner Tag, den wir heute gemeinsam gelebt haben. Dass ich nochmals in meinem Alter an diesen Ort kommen würde, was für ein Geschenk!“ Es blieb eine große Freude.

Liebe Freunde von go4peace,

 LEBEN kannst Du nur im JETZT. Eigentlich eine Binsen-Weisheit! Denn das GESTERN ist unwiederbringlich vorbei und Du kannst es nicht mehr leben und auch nicht ändern und das MORGEN liegt noch nicht in Deiner Hand. Und doch ist das Leben im JETZT gar nicht so leicht! Wie schnell tummeln wir uns in der guten alten Zeit und sagen angesichts neuer Entwicklungen: Das hat’s noch nie gegeben! Oder wir halten an Altem fest mit der fadenscheinigen Begründung: „Das war immer so!“ Und wenn der Blick über das Heute nach vorn geht, fliehen wir in eine traumhafte Zukunft, die gar nicht unsere ist. Das Verharren in der Vergangenheit oder in der Zukunft können uns lähmen, ganz im Augenblick gegenwärtig zu sein.

„Steh auf!“ (Lk 8,54) sagt Jesus einem Mädchen, das sich zurückgezogen hat in ihre kleine Welt. Irgendetwas hat sie gelähmt und nicht ins Leben finden lassen. Es ist noch schlimmer gekommen. Das Leben hat sie verlassen. Sie ist tot. In diesem Zustand nähert sich Jesus ihr. Er spricht sie an und fordert sie ins Jetzt hinein: „Steh auf!“ Als sie das hört, kehrt Leben in sie zurück und sie steht SOFORT auf.

Ein Mann mittleren Alters hatte es schwer gehabt, in sein Leben zu finden. Schwere psychische Belastungen hatten wie Blei auf seiner Seele gelegen und ihm oft die Luft zum Atmen genommen. Immer wieder standen Aufenthalte in Fachkliniken an. Langsam hatte er sich durch den steinigen Grund seines Lebens gearbeitet. Er hatte entdeckt, dass das Glück immer im JETZT zu finden ist. Er hatte gehört, dass ukrainische Kinder bei einer Spendenaktion als Heilige Drei Könige mit dabei sein wollten. Sprache und Ortskenntnis waren für die Kinder noch ein großes Hindernis. Er bot den Eltern dieser Kinder an, an dem Aktionstag mit ihnen gemeinsam durch die Straßen zu gehen. Gern nahmen sie an. Als ich ihn später traf, ließ er mich wissen: “Das größte Geschenk an dem Aktionstag habe ich bekommen. Es war die Freude, die ich den Herzen der Kinder gespürt habe. Sie hat mein Herz tief erfüllt!“ – Leb ganz im JETZT!

für das go4peaceTeam                                   Meinolf Wacker