Ich bin glücklich!
Ein sehr persönliches Gespräch hatte sich entwickelt. Einmal mutig geworden, erzählte mein Gesprächspartner, wie wichtig ihm sein christliches Leben sei. Er und seine Frau hatten sogar ihr Haus von einem befreundeten Priester segnen lassen. Es sei ihm schwer gefallen, auf die Einladung nur “Haussegnung” zu schreiben. So erschien hinter einem Schrägstrich noch die “Einweihungsparty”. Und dann kam der Tag - mit einer Menge an Gästen, viele kirchlich nicht gebunden. Jedes Zimmer segnete der Priester, auch den völlig unaufgeräumten Keller. Zum Schluss des Segens-Ritus beteten alle Gäste gemeinsam das ”Vater unser” und sangen ein Danklied... Viele Rückmeldungen kamen nach dem Abend - nicht auf die Party, sondern auf die Segnung hin!
“Mich dürstet!” Dieser - oft verborgene - Ruf Jesu geht mir den ganzen Tag nicht aus dem Sinn. Ich sitze im Zimmer eines Mannes aus Afrika, der seit zwei Jahren in unserem Land ist, und noch nicht weiß, ob er bleiben darf oder nicht. Er fühlt sich verdammt zur Untätigkeit. Kontakt zu unseren Landsleuten gelingt ihm kaum. Er wird sehr fordernd. Ich ahne seine Not und verstehe “seinen Auftritt”. In seinen verzweifelten Augen höre ich IHN: “Mich dürstet!”
Am Telefon höre ich: “Hast Du Erfahrung mit Kirchen-Asyl? Was denkst Du, wir haben da eine Anfrage, können wir es wagen?” Drei Mal hören wir uns an diesem Tag - immer neu gilt es für mich innezuhalten und ganz bei dem Anrufenden zu sein. Wir finden notwendige Informationen und finden vor allem zu einer tragenden inneren Positionierung durch. Auch da der Ruf: “Mich dürstet!” Am späten Nachmittag finde ich die Botschaft: “Wie haben uns entschieden. Wir tun es!” - “Es lebt noch, bewegt aber weder Arme noch Beine. Zur Untätigkeit verdammt, genau wie wir! Und doch ist da nicht nur Schmerz! Es ist eine ganz sonderbare Empfindung, habe noch kein Wort gefunden. Bin bei aller Belastung, dankbar für diese Begegnung!” lese ich in einer Mail eines Menschen aus einem anderen Kontinent. Ein junges Paar - mit der Botschaft ihres schwerst kranken Kindes... “Mich dürstet!” Und ein weiterer Anruf. Ich höre vom zweiten Sterbefall innerhalb weniger Tage in einer Familie. Alles ist auf einmal zerbrechlich. Ich versuche so gut ich kann zuzuhören. Auch dort “dürstet er”.- “Ich bin richtig krank geworden und bin schon im Abschiedsschmerz in meiner Lebensetappe. Gern würde ich Jesu Durst durch konkrete Schritte der Liebe noch mehr stillen. Aber ich kann - körperlich gehandicapt im Augenblick nur ganz wenig tun. Und dann zeigen mir meine Tränen, dass ich IHM, so wie ich gerade bin und mit dem was ich kann, meine Liebe zeigen kann!” Was für ein Geschenk, denke ich. - Es war viel, was dieser Tag an göttlichem Durst offenbart hat. Mein Herz findet echten Frieden beim Dank für die vielen, die mir heute gezeigt haben, wie sie SEINEN Durst heute durch ihre Liebe gestillt haben!
„Mit meiner Liebe, deinen Durst stillen…“ - Den ganzen Morgen war in verschiedenen Situationen mein Durst gestillt worden und ich spürte eine große Freude in meinem Herzen. So rief ich meine Mutter an und hörte, dass Oma's Erkältung auf dem Weg der Besserung war. Mein Glück schien komplett. So konnte ich ein wenig von dieser großen Freude, die mir geschenkt wurde, weitergeben. Eine Freundin kennt sich überhaupt nicht mit Powerpoint aus. Als ich von der Uni wieder im Wohnheim war und ihre Not merkte, erklärte ich ihr ein paar Grundbegriffe des Programms. Sie war sehr glücklich und dankbar! Wir hatten einen tollen Nachmittag! Heute Abend war ich dann bei der Theater-AG, zu der ich seit kurzem gehe. Dort hatten wir obwohl es wieder bis kurz vor Mitternacht ging, eine Menge Spaß und lustige Probenideen und Diskussionen, welches Stück wir einstudieren wollen. Als ich dann eben noch eine Hausaufgabe für die Uni, die ich über die Semesterferien machen muss, beendet habe, dachte ich nur noch: Was für ein erfüllter Tag!! Danke!!
Ich besuchte einen noch jungen aber schwer gehandikapten Mann im betreuten Wohnen, den ich vor eingen Wochen beim Einkaufen kennen gelernt hatte. Im Augenblick ist nicht klar, ob er in seiner Wohnung bleiben kann oder sich eine neue Bleibe suchen muss. Er würde gern bleiben. Während unseres Gespräches kam ich auf Gott zu sprechen. “Weißt Du”, sagte ich ihm, “wenn wir zu Gott beten und er es für richtig hält, dass Du hier bleiben sollst, dann wird ER helfen, dass Du bleiben kannst!” Mit großen Augen schaute er mich an. “Kennst Du ein Gebet?” fragte ich ihn weiter. Leise, fast schüchtern begann er, das ‘Vater unser’ zu beten. Er fand nicht alle Worte, so half ich ihm, aber auch mir fiel es schwer, da die deutsche Sprache nicht meine Muttersprache ist. Nach unserem Gebet lobte ich ihn und versprach, ihm das “Vater unser” beim nächsten Mal schriftlich mitzubringen. Bevor ich ging, sagte ich, dass ich ihn noch gern segnen würde. Ich sprach ein kurzes Segensgebet und er sagte spontan - ein bisschen verlegen - "Amen". Auf dem Weg nach Hause hatte ich eine große Freude in mir. Ich war echt glücklich. Zwischen dem Segen und dem Amen hatte ich den Eindruck, Gott spüren zu können.