Ich bin glücklich!
“Kannst Du mal kommen?” höre ich am Telefon. “Hier ist eine junge Frau und wir verstehen alles ihre Sprache nicht!” Ich mache mich auf den Weg und treffen auf eine zierliche, junge Frau mit einem übergroßen Rucksack. Sie kommt aus Brasilien. Sie ist bereits 4 Wochen in Deutschland und hat eine Verwandte in Berlin besucht. Nun ist sie zum Weltjugendtag nach Paderborn gekommen und will hinterher mit “ihrer Gruppe”, die auch nach Paderborn käme weiter nach Köln fahren. Diese Begegnung liegt mittlerweile acht Jahre zurück. Die Gruppe der jungen Frau ist 100 Kilometer entfernt untergebracht. So spät abends können wir sie nicht mehr dorthin bringen. Ich verstehe sofort, der Wille Gottes ist es jetzt, dieser Pilgerin zu helfen und ihr eine Bleibe zu verschaffen. Ich biete ihr an, mit einigen anderen Jugendlichen zu uns in ein Jugendhaus zu fahren. Schnell hat sie Vertrauen gefasst und kommt mit. Wir verbringen einen fröhlichen Abend mit jungen Leuten aus Brasilien, aus Bosnien, Slowenien und Deutschland. Sie bleibt noch eine Nacht und ist überglücklich! Am übernächsten Tag trifft sie “ihre Gruppe” und seit dem habe ich nichts mehr von ihr gehört.
Vor wenigen Tagen eine Botschaft auf facebook: “Hallo, kennen Sie mich noch? Ich war beim Weltjugendtag in Deutschland und in Paderborn. Dieser WJT ist für mich zu einer wunderbaren Erfahrung geworden, weil Ihr Euch so um mich gekümmert habt. Das ist immer noch in meiner Seele lebendig. Kommen Sie nach Rio mit Jugendlichen? Dann kann ich Euch allen behilflich sein!” Sprachlos und voller Freude sitze ich am PC. Acht Jahre ist es her. Es waren Augenblicke Gottes, die wir geteilt haben. Sie wirken, noch heute!
Apropos Tür! Eine junge Mutter hatte mitbekommen, dass bei einigen asylsuchenden Familien noch notwendige Dinge fehlten. Von sich aus hatte sie sich gemeldet und sowohl Möbel als auch Spielzeug angeboten. Da ich selber krank war und nicht helfen konnte, hatte sie ihre Eltern angesprochen. Wenige Tage nach dem Mailkontakt erreichte mich eine Botschaft via sms: “Hallo, es war so toll bei der syrischen Familie. Ich habe viele Dinge weitergeben können - von der Kaffeemaschine über Bettwäsche bis zum Spielzeug. Die junge Frau mit den drei Kindern aus dem Irak hat mein Vater schon besucht und kennen gelernt. Nächste Woche bringen wir Möbel und Spielzeug zu ihr. Dann fahr ich mit und lern sie auch kennen. Eine andere Familie bekommt noch einen Couchtisch. Danke für all die Türen, die mir mit so viel Liebe geöffnet worden sind!”
Heute Abend war “Agape”. Wir haben zunächst Gottesdienst in unserer kleineren Kirche gefeiert und uns dann zu einem einfachen Abendbrot im Gemeindehaus versammelt. Wer wasr gekommen? Die Hälfte waren "Arme", die andere Hälfte Gemeindemitglieder. Der erste starke Moment war im Gottesdienst. Unsere Sozialarbeiterin hatte einige jüngere Leute mitgebracht, drei Jungen und eine junge Frau, alle um die zwanzig Jahre alt. Natürlich saßen sie nicht in den ersten Bankreihen und dort, wo sie saßen, verhielten sie sich alles andere als “gottesdienst-konform” verhielten. Unser Pfarrer ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Die Kommunionausteilung halten wir in diesen Gottesdiensten im Halbkreis vor den Altarstufen. Die erwähnten jüngeren Leute gingen als 5er Gruppe am Ende. Ganz liebevoll fragte sie der Priester, wer von ihnen zur Kommunion gehen möchte, die anderen hat er mit einer tiefen Freundlichkeit im Herzen gesegnet - echt berührend! Beim Abendessen stellte sich heraus, dass das die junge Frau und einer der jungen Männer ein Pärchen sind. Sie ist schwanger, ohne Wohnung oder Unterkunft für die Nacht ... Ein längeres Gespräch entwickelte sich - mit einem guten Ausgang. Unser Pfarrer versorgte die jungen Leute mit 50€ und eine der anwesenden Frauen brachte sie anschließend in die Jugendherberge. So haben sie ein Dach über dem Kopf in dieser kalten Jahreszeit. Für morgen haben sie sich mit unserem Priester zum Gespräch verabredet. Sehr bewegend! Hilfe konkret - Dein Wille, mein Weg!
Ich hatte die Kirche bereits abgeschlossen. Da kam ein Mann, sah mich und sagte: “Schade, dass die Kirche schon geschlossen ist!” Er hätte sie gern angeschaut. Er fragte nach der nächsten Öffnungszeit. Ich verwies ihn auf den nächsten Morgen. Es drängte mich nach Hause, da meine Tochter sich auf Besuch angesagt hatte und ich sie längere Zeit nicht gesehen hatte.
Aber irgendetwas drängte mich, den Vorschlag zu machen, ich könne die Kirche noch einmal aufschließen. Die Freude des jungen Mannes war spürbar. “Das ist total nett von Ihnen, ich hole eben meine Frau!” sagte er. Um so überraschter war ich, als neben seiner Frau auch noch ein kleines Baby mit kam! Im kurzen Gespräch kam heraus, dass die beiden überlegten, ihr Kind in dieser Kirche taufen zu lassen. Es kam ein total schönes Gespräch zu Stande. Die beiden bedankten sich nochmals, dass ich für sie die Kirche noch einmal aufgeschlossen hätte und mir für sie soviel Zeit genommen hätte.”Das ist alles andere als selbstverständlich!” Ich spürte eine richtige Freude bei ihnen und bei mir! - Wie gut, dass ich die Tür nochmals aufgeschlossen hatte!