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Ich bin glücklich!

Als Studentin steh ich in diesen Wochen im Prüfungsstress. Nächste Woche Donnerstag hab ich meine nächste Prüfung. Wie aus dem Nichts überkommt mich immer wieder die Angst, es nicht zu schaffen. So war’s auch heute wieder. Ich bekam Angst, weil ich mich nicht gut konzentrieren konnte. Meine Gedanken waren überall, nur nicht bei meinen Prüfungsthemen.
Ich spürte: Du mußt mal kurz raus und dich ablenken! So ging ich - durch mehrere Türen -  nebenan in die Kirche, um zu beten. In einem dort ausliegenden Fastenkalender las ich: „Mitten in meinem ‘Da-musst-du-durch!’ finde ich dein ‘Ich-bin-da’.“ Sofort kam mir eine ‘Tür-Erinnerung’ an den Weltjugendtag 2005 in den Kopf. Unser Pfarrer sagte damals in einem Gottesdienst zu Jugendlichen, die bei uns zu Gast waren und uns durch ihr Dasein total beschenkt hatten: „Ihr habt den Schlüssel zu unseren Herzen gefunden, den wir längst verloren hatten.“ Dieses Wort war mir geblieben und ich spürte, dass Gott mir auch dieses Mal wieder in der Kirche einen Schlüssel gegeben hatte für meine ganz konkrete Situation. In meiner Angst, die Prüfung nicht zu schaffen, ist ER ganz mit drinnen, das wurde mir klar und gab mir Mut zuversichtlich weiter zu lernen!

Während der Mittagszeit ging ich für ein paar Augenblicke in die Kirche, um zu beten. Dem Hauptschiff unserer Kirche vorgelagert, ist ein kleiner Vorraum mit Taufbecken und ein Ort, um Kerzen anzuzünden. Ich war bereits in der Kirche und bemerkte nach einer Weile im Vorraum ein Kind - vermutlich mit Mutter und Oma. Durch die Glastür sah ich, dass das Kind sich immer wieder gegen die Tür zur Kirche stemmte, ohne sie jedoch öffnen zu können. Sie war zu schwer für das Kleine. Mutter und Oma schienen nicht gewillt zu sein, in die Kirche zu gehen. Mir kam unser Monats-Symbol, die Tür. So ging ich zu der Tür und half dem Kind, sie zu öffnen. Mit großen, dankbaren Augen strahlte mich die Kleine an und ging dann froh in den Kirchenraum hinein. Die zwei Frauen folgten. Diese  unscheinbare Begegnung gab mir Freude und ließ das Worte Jesu in mir aufleuchten: "Lasst die Kinder zu mir kommen!" (Mk 10,14)

Weit war ich gefahren. Es sollte um das “brennende Herz” und das “Brennen des Evangeliums” gehen. Einen Vortrag mit ein paar Power-Point-Bildern und einen workshop hatte ich vor bereitet. Aber wie alles ausschauen würde, konnte ich mir dennoch nicht richtig vorstellen. Der Ort für meinen Vortrag sollte eine große Kirche sein.  Durch eine große Tür trat ich in der Frühe des Tages in diese Kirche ein. Es war bitterkalt. Gesundheitlich war ich sowieso ein wenig angeschlagen. Aber wenn ich in dieser Kälte zwei Stunden verbringen würde, dann wäre ich richtig krank. Das spürte ich. Und das konnte nicht “sein Wille” sein! Dem Orga-Team mußte ich zumuten, die Raum-Verteilung nochmals auf den Kopf zu stellen. Der neue Raum, der mir zugewiesen wurde, war deutlich wärmer. Hier konnte sich “ein Brennen” ereignen! Ich begann zu erzählen, in aller Einfachheit und Konkretheit von all den Erfahrungen, die die Worte Jesu uns zugespielt hatten. Unter uns - wir waren ca. 75 Personen - eröffnete sich ein Raum echten Vertrauens. Ich spürte, wie die Erfahrungen auf offene und bereite Ohren und Herzen stießen. Nach mehreren Tagen konnte ich in einer Mail lesen: “Mir ist es ein Anliegen, nochmals danke zu sagen, für die vielen gelungenen Erfahrungen, von denen Sie erzählt haben und für die ‘einfache’ aber umso elementarere Botschaft und Erinnerung, dass das Wort in uns inkarniert werden kann und muss. Es wird eben nur lebendig, wenn ich immer wieder versuche, die Worte zu leben!”
Auf die Nachfrage, ob es schon “Tür-Botschaften” gäbe, kam als Antwort: “Leider nein. Ich glaube, ich bin noch durch keine einzige Tür bewusst gegangen... aber was nicht ist, kann ja noch werden... - Aber ich bleibe dran - an der Tür, aber auf jeden Fall an der Sehnsucht, Zeugnis abzulegen von einem Gott, der mir nahe sein will und von einer Liebe, die im letzten frei werden lässt...”

Am Abend des Tages stand ein Hochschulchorkonzert an. Ich war mit bei den Akteuren, hatte aber ein wenig Bammel vor meinem Part, da es mir schwer fiel, den Anfangston meines Solos genau zu treffen. Und die Stimmgabel durfte ich nicht benutzen. Alle anderen Solisten hatten ein Vorspiel vor ihrem Part, in dem sie sich bereits in die Tonart einhören konnten.  Beim Üben fand ich immer den Ton. So wuchs in mir Zuversicht!
Beim Konzert allerdings mißlang mein Einsatz. Der Chorleiter mußte abbrechen, gab mir meinen Ton von der Orgel und ich konnte neu starten. Ich fragte mich nach dem Auftritt: Warum ausgerechnet jetzt? Dann kam eine Freundin zu mir und sagte, ich hätte so eine tolle Stimme, das klänge so spielerisch! Und der Chorleiter sagte mir: "Nachdem wir neu angefangen haben, hast du um dein Leben gesungen! So toll hast du das bei keiner Probe gemacht!" Sogar im Bus später srpach mich noch ein Kommilitone an und sagte: “Weißt du, dein Neu-Einsatz ist außer den Musikstudenten niemandem aufgefallen! Außerdem ist das mir persönlich auch beim ersten Soloauftritt passiert!” Langsam wich der Ärger, meinen Ansprüchen nicht genügt zu haben. Ich freute mich auf dem Semesterschlussgottesdienst, zu dem ich wegen der Parallelveranstaltung unseres Konzerts zu spät kam. Genau beim Friedensgruß kam ich mit meinen Freunden in der Kirche an. Als wir durch die Tür gingen, kehrte in mir wieder der Frieden ein. Schmunzelnd dachte ich an “DIE TÜR”. Das letzte Lied des Chörchens sang ich dann aus voller Seele mit.