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Ich bin glücklich!

Nur kurz würden die Besuchspunkte sein können, denn das enge Zeitraster unseres Besuches ließ nicht viel Zeit zu. Dennoch wollten wir es wagen. Schon früh waren wir auf dem Weg zum Flughafen - der Hinflug war nur mit einem Zwischenstopp möglich. Winterliche Verhältnisse ließen den Anschlussflug schon vor Abflug fast unmöglich erscheinen. Aber vielleicht galt ja die Verzögerung auch für die späteren Flüge. Niemand konnte uns genauere Auskunft geben. So flogen wir...
Als wir ankamen war der Anschlussflug schon weg. Es galt an einem Infoschalter den weiteren Verlauf der Reise zu planen. Dort standen hunderte von Menschen in einer Schlange. Ob wir an diesem Tag noch am Zielort ankommen konnten, war nicht klar. Geduldig warteten wir, bis wir an der Reihe waren. Mit einer Flughafenmitarbeiterin checkten wir alle vernünftigen und unvernünftigen Möglichkeiten, unser Ziel noch heute zu erreichen. Es kam der Punkt, da wir einsehen mußten: “Rien ne va plus!”
Die erste Möglichkeit ergab sich für den nächsten Tag und dann hätten wir nur einen Tag für all die Begegnungen und Arbeitsvorgänge gehabt. Und ob am nächsten Tag die Wetterverhältnisse  einen Flug zuließen, stand auch in den Sternen. Was war vernünftig? Was war Gottes Idee für diese Augenblicke? “Du bist mein geliebter Sohn!” kam mir in den Sinn.  Und diese Liebe auch denen zu zeigen, die auf uns warteten, das war unser einziger “Motor”?  Wir entschieden uns für die Buchung am nächsten Tag. "Danke für Ihre freundliche Unterstüützung!" sagte ich der Mitarbeiterin am Schalter! "Gerne, ist doch selbstverständlich! Aber dass Menschen trotz dieser Widrigkeiten noch DANKE sagen, ist nicht selbstverständlich!" erwiderte sie.
Am späten Nachmittag des Folgetages erreichten wir unser Ziel. Jeden Augenblick der wenigen Stunden - bis tief in die Nacht hinein - nutzten wir für Besuche und Planungen. Immer sollte die (uns) geschenkte Liebe Antrieb unseres Tuns sein.
Als wir wenige Stunden später wieder in unserem Land sind, erreichen mich zwei SMS: “Danke Euch für den Besuch und die Freundschaft. Danke, dass Ihr trotz der Wetterverhältnisse gekämpft habt und gekommen seid!” - In der zweiten lesen wir: “Danke für Euren Besuch, es hat uns sehr gefreut, euch zu sehen... Vor allem Danke für das kurze persönliche Gespräch. Deine Worte haben meine Seele in schwerer Zeit sehr entlastet! Toll, dass ihr da wart!”
Was für ein Geschenk: Jeden Morgen die Botschaft: “Du bist mein geliebter Sohn!” und diese Botschaft weiterleben und weitergeben zu können!
Katharina ist zurzeit in Kenia und arbeitet dort mit einer kleinen Schwesternkommunität. Sie haben dort auch eine Gruppe der Freunde des Wortes gegründet. Heute schickte sie eine wunderbare mail, die wir in englischer Sprache mit Euch teilen:
Today when we were so busy, watching news and having plans for ironing, the power went off and we took the opportunity to share some experiences from the gospel. We are only worried, that from now on every morning we shall fight about the time in front of our small mirror :).
I have already made such an experience on one morning, when it was raining heavily (very unusual here) and as I got up I noticed that even the power was off. That means that I would have to struggle finding my way through the mud, I would be rained on without an umbrella and even the shower would be cold. I felt so unmotivated and wanted to brush my teeth just to go back to bed and skip mass that day. Even Sister told me I should just go back to sleep. But now looking into the mirror I was remembered of God's love to me and was asking myself how I could sleep if at the same time God is waiting for me in church to embrace me with his endless love! From this moment on the morning was just easy. The tiredness left my body in the cold shower and even the rains had stopped so that the way was just passable.
When I read the letter of january today it reminded me of my retreatmaster who was talking to me about the same topic. I have tried it for some days. So I looked at myself in the mirror and I really saw the endless love of God and this became for me the source of my love to others. Especially through listening to the children of the boarding school where I am working I can show them the love that they miss from home. Even some of them are orphans. Experiencing this love every morning they come through the whole church to bring the sign of peace to me and after not seeing  me for one day everybody gives me such a warm welcome back.
Immer wieder mußte ich an sie denken, an diese junge Frau aus dem Land Abrahams, dem heutigen Irak, die mit zwei Kindern als Asylsuchende in unsere Stadt “gespült” worden war. Auf der Flucht war sie von ihrem Mann getrennt worden und litt sehr daran. Was für eine Welt! Ich bat zwei Frauen aus unserer Stadt, bei der Beschaffung des Notwendigen für diese drei Menschen, mir zu helfen. Einen Kinderwagen, Babywäsche, Kinderbett, Spielsachen und diverses Anderes hatten wir schon besorgt. Mir fehlte die Zeit, erneut in die Flüchtlings-Unterkunft zu fahren, um alles dorthin zu bringen. So machten sich dieses Mal die beiden Helferinnen allein auf den Weg. Eine der beiden fuhr zum ersten Mal in diese Häuser
Abends schrieb mir die Frau, für die alles Neuland war, per sms: "Wir waren heute zwei stunden in den Asylantenwohnungen - bei drei Familien. Ich kann noch gar nicht klar denken. so viel Not. Zum Schluss waren wir bei einer jungen Psychiaterin aus dem Iran. Sie hat mich sehr beeindruckt. Viele Grüße!" Ich hab dieser Frau dann für ihr Engagement gedankt - via sms. Später kam noch eine sms von ihr: "Ich hab doch weiter nichts gemacht. Diese Menschen sind so arm. und geben so viel. Alles Gute!"
"Ich hab doch gar nichts gemacht!" dieses Wort ging mir nach - bin in den Schlaf. Vielleicht ist es genau das: "Nicht viel zu machen. aber ganz da zu sein und so die Liebe zu schenken und einander mit Liebe anzuschauen in all den Nöten, die das Leben mit sich bringt!"
Das winterliche Wetter wurde immer bedrohlicher. Der Schneefall schien nicht mehr aufzuhören. Die Staumeldungen wurden zahlreicher! Und dennoch, für den Abend hatte ich einen Vortag in einem kleinen Dorf zugesagt, über 100 Kilometer entfernt. “Kommst Du überhaupt - bei dem Wetter?” wurde ich in einer SMS gefragt. “Na klar!” antwortete ich, “Ich liebe Balkan-Verhältnisse!” Also fuhr ich los, drei Stunden vor dem Termin.
Nach wenigen Kilometern verlangsamte sich die Geschwindigkeit der PKW auf der Autobahn beträchtig. Wir fuhren 30 km/h. Ich rechnete aus: Wenn es so weitergehen würde, käme ich erste gegen 22 Uhr an, also zu dem Zeitpunkt, an dem der Vortrag schon beendet sein sollte.
“Sollte ich weiterfahren?” An zwei Ausfahrten ankommend, drängte mich mein Verstand, den Vortrag für den Abend abzusagen und umzukehren. Mein Herz aber ließ mich verstehen: “Fahr weiter! Bleib dran - aus Liebe!” Ich fuhr weiter, passierte einen umgestürzten LKW - der viel Zeit gekostet hatte - und kam nach über drei Stunden Fahrt - wenige Augenblicke zu spät - in dem kleinen Dorf an.
Ich stieß auf eine Gruppe älterer Menschen, die auf mich warteten. Im ersten Augenblick spürte ich angesichts dieser kleinen Gruppe ausschließlich älterer Menschen eine leichte Enttäuschung. Aber wieder neu kam:”Bleib dran aus Liebe, denn Du bist geliebt!” Ich versuchte mit Hilfe einer Powerpointpräsentation mein Bestes zu geben. Es kamen wenig Reaktionen von seiten der Zuhörer...
Zweifel stiegen in meiner Seele hoch! Hättest du doch umkehren und den Vortag absagen sollen? “Du bist mein geliebter Sohn!” kam mir immer auch in den Sinn. Ich verstand, es kam hier nicht auf sichtbare Früchte und Reaktionen an, sondern allein auf die investierte Liebe. Ich gab alles, immer neu! Ich versuchte mich ganz zu schenken mit all den Erfahrungen, die ich weiter geben konnte... Trotz allem  kamen wenig Reaktionen, in mir bliebt eine Unsicherheit, gekoppelt mit Fragen. Hatte ich mit der Hilfe Gottes die Herzen berühren können? War ich unter ihren Horizont gelangt? - Ich konnte die Fragen nicht beantworten...
Wenige Augenblicke vor meiner Rückfahrt, sagte ein alter, schon gehandicapter Mann: “Diese Freude und Zuversicht, die ich heute Abend gespürt habe, hat mich tief berührt. Sie wird mir bleiben! Danke!”