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Ich bin glücklich!

In meine 2. Klasse sollte zu den vielen "schwierigen" Kindern noch ein Mädchen mit einer heftigen Vorgeschichte kommen. "Ausgerechnet die! Das schaffe ich nicht!", waren meine ersten Gedanken. "Du bist meine geliebte Tochter!" war das Motto im Januar. Ich wollte versuchen, für sie Spiegel zu sein, in dem sie das erfahren konnte. In meinem ersten Kontakt ging ich in die Hocke auf Augenhöhe, sprach sie freundlich an: "Ich freue mich, dass du in meine Klasse kommst. Ich habe gehört, du kannst gut lesen. Wir machen gerade "Märchen", dann kannst du uns bestimmt gut bei dem Thema helfen..." Zwei Augen guckten mich ganz erstaunt und dann freundlich an.  Für meine Klasse habe ich in der Woche davor thematisiert: "Wir sind freundlich zueinander!" Was heißt das, wie zeigt sich das usw.
Die erste Woche mit der neuen Schülerin war total klasse! Ich habe versucht, ihr jeden Tag wenigstens einmal konkret zu zeigen "Du bist mein geliebtes Kind!" Es wird bestimmt auch noch Krisen geben, aber ein guter Anfang ist für uns alle schon Gold wert!

“Kannst Du mal kommen?” höre ich am Telefon. “Hier ist eine junge Frau und wir verstehen alles ihre Sprache nicht!” Ich mache mich auf den Weg und treffen auf eine zierliche, junge Frau mit einem übergroßen Rucksack. Sie kommt aus Brasilien. Sie ist bereits 4 Wochen in Deutschland und hat eine Verwandte in Berlin besucht. Nun ist sie zum Weltjugendtag nach Paderborn gekommen und will hinterher mit “ihrer Gruppe”, die auch nach Paderborn käme weiter nach Köln fahren. Diese Begegnung liegt mittlerweile acht Jahre zurück. Die Gruppe der jungen Frau ist 100 Kilometer entfernt untergebracht. So spät abends können wir sie nicht mehr dorthin bringen. Ich verstehe sofort, der Wille Gottes ist es jetzt, dieser Pilgerin zu helfen und ihr eine Bleibe zu verschaffen. Ich biete ihr an, mit einigen anderen Jugendlichen zu uns in ein Jugendhaus zu fahren. Schnell hat sie Vertrauen gefasst und kommt mit. Wir verbringen einen fröhlichen Abend mit jungen Leuten aus Brasilien, aus Bosnien, Slowenien und Deutschland. Sie bleibt noch eine Nacht und ist überglücklich! Am übernächsten Tag trifft sie “ihre Gruppe” und seit dem habe ich nichts mehr von ihr gehört.
Vor wenigen Tagen eine Botschaft auf facebook: “Hallo, kennen Sie mich noch? Ich war beim Weltjugendtag in Deutschland und in Paderborn. Dieser WJT ist für mich zu einer wunderbaren Erfahrung geworden, weil Ihr Euch so um mich gekümmert habt. Das ist immer noch in meiner Seele lebendig. Kommen Sie nach Rio mit Jugendlichen? Dann kann ich Euch allen behilflich sein!” Sprachlos und voller Freude sitze ich am PC. Acht Jahre ist es her. Es waren Augenblicke Gottes, die wir geteilt haben. Sie wirken, noch heute!

Apropos Tür!  Eine junge Mutter hatte mitbekommen, dass bei einigen asylsuchenden Familien noch notwendige Dinge fehlten. Von sich aus hatte sie sich gemeldet und sowohl Möbel als auch Spielzeug angeboten. Da ich selber krank war und nicht helfen konnte, hatte sie ihre Eltern angesprochen. Wenige Tage nach dem Mailkontakt erreichte mich eine Botschaft via sms: “Hallo, es war so toll bei der syrischen Familie. Ich habe viele Dinge weitergeben können -  von der Kaffeemaschine über Bettwäsche bis zum Spielzeug. Die junge Frau mit den drei Kindern aus dem Irak hat mein Vater schon besucht und kennen gelernt. Nächste Woche bringen wir  Möbel und Spielzeug zu ihr. Dann fahr ich mit und lern sie auch kennen. Eine andere Familie bekommt noch einen Couchtisch. Danke für all die Türen, die mir mit so viel Liebe geöffnet worden sind!”

Heute Abend war “Agape”. Wir haben zunächst Gottesdienst in unserer kleineren Kirche gefeiert und uns dann zu einem einfachen Abendbrot im Gemeindehaus versammelt. Wer wasr gekommen?  Die Hälfte waren  "Arme", die andere Hälfte  Gemeindemitglieder. Der erste starke Moment war im Gottesdienst. Unsere Sozialarbeiterin hatte einige jüngere  Leute mitgebracht, drei Jungen und eine junge Frau, alle um die zwanzig Jahre alt. Natürlich saßen sie nicht in den ersten Bankreihen und dort, wo sie saßen, verhielten sie sich alles andere als “gottesdienst-konform” verhielten. Unser Pfarrer ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Die Kommunionausteilung halten wir in diesen Gottesdiensten im Halbkreis vor den Altarstufen. Die erwähnten jüngeren Leute gingen als 5er Gruppe am Ende. Ganz liebevoll fragte sie der Priester, wer von ihnen zur Kommunion gehen möchte, die anderen hat er mit einer tiefen Freundlichkeit im Herzen gesegnet - echt berührend! Beim Abendessen stellte sich heraus, dass das die junge Frau und einer der jungen Männer ein Pärchen sind. Sie ist schwanger, ohne Wohnung oder Unterkunft für die Nacht ... Ein längeres Gespräch entwickelte sich - mit einem guten Ausgang. Unser Pfarrer versorgte die jungen Leute  mit 50€ und eine der anwesenden Frauen brachte sie anschließend in die Jugendherberge. So haben sie ein Dach über dem Kopf in dieser kalten Jahreszeit. Für morgen haben sie sich mit unserem Priester zum Gespräch verabredet. Sehr bewegend! Hilfe konkret - Dein Wille, mein Weg!