Ich bin glücklich!
“Hi, ich habe schon bestanden!” So las ich in einer Kurzmitteilung eines jungen Mannes aus Eritrea, den ich schon seit Jahren begleite. Es war nicht immer leicht gewesen, denn er ist jemand, der sich manchmal für längere Zeit einfach zurückgezogen hatte. Er hatte sich manchmal mit seinem Leben schwer getan, nicht an sich geglaubt und somit schwierige Zeiten hinter sich. Immer jedoch hatte und habe ich den Kontakt zu ihm gesucht, versucht, ihn aus seinem Loch zu holen, ihm zugesprochen und ermutigt, weiterzugehen und nicht aufzugeben, sondern etwas aus sich zu machen, und die Möglichkeiten hier in Deutschland zu nutzen. Wie froh war ich, nun zu lesen, dass er die mündliche Abschlussprüfung bestanden hatte. In einem Telefonat erzählte er mir, dass er sie sogar mit zwei bestanden hatte, während er vorher die schriftliche Prüfung nicht bestanden hatte. Mit Schreiben und Lesen tut er sich nach wie vor schwer. Er war stolz darauf, so ein gutes Ergebnis erreicht zu haben. Und auch ich habe innerlich einen Luftsprung gemacht! Es war für mich eine große Freude zu sehen, dass all die investierten Gespräche und Stunden am Telefon sich doch gelohnt haben und eine tragfähige Beziehung zu dem jungen Mann entstanden war., die ihn jetzt so weit gebracht hatte. Ich musste an unser Monatsmotto denken und verstand neu, wie wichtig es ist: Nicht einsam, sondern gemeinsam!
Als ich in einer Klasse ein kleines Ritual eingeführt habe, wie man frei betet, kamen so viele Kinder mit ehrlichen und wichtigen Gedanken, die sie Gott sagen wollten, dass die Unterrichtszeit nicht reichte. Obwohl viele Familien mit Religion nichts zu tun haben, hatten die Kinder die unerschütterliche Gewissheit, dass Gott ihre Sorgen ernst nimmt, ihnen zuhört und sie liebt. Am gleichen Tag führten mich einige Kinder zu einem weinenden Jungen im Flur, der mir erzählte, dass er sich nach seinem Bruder sehnt, der tot ist und den er nie kennengelernt hat. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass sein Bruder immer in Liebe ganz eng mit ihm verbunden ist und er ihn einmal im Himmel kennenlernen wird. Er hat nichts gesagt, nur zugehört und mich angesehen. In diesem Blick lag Hoffnung. Ich sah vor meinem inneren Auge die beiden Brüder aufeinander zulaufen und sich umarmen, und ich bin mir absolut sicher, dass es ganz genauso sein wird. Ich bin glücklich und dankbar, dass mir diese kostbaren Momente geschenkt worden sind.
Ich saß letzte Woche nach einem Schultermin am Ufer eines kleinen Flusses und wusste nicht wohin mit meinem Schmerz und meiner Angst. Mein Sohn ist immer noch krank und nächste Woche muss er Klausuren schreiben. Er ist aufgrund schwerer Erfahrungen zutiefst geplagt von Ängsten. Weiterhin ist mein kleines Patenkind aufgrund einer schweren familiären Situation so fertig mit der Welt, dass möglicherweise das Jugendamt zu Hilfe eilen muss, zumal eine anstehende Therapie noch Monate auf sich warten lässt. In solchen Augenblicken schaut’s sehr, sehr dunkel in mir aus. Aber wenn mich die Panik manchmal mit aller Kraft überkommt, lege ich sie in Jesu Hände und sie lässt wirklich nach. Es sind Hände mit Narben und merkwürdigerweise ist das tröstlich, weil er für uns durch dieses ganze unermessliche Leid gegangen ist und uns jetzt darin begegnet.
Nach einer Religionsstunde kam ein Mädchen zu mir, nachdem wir darüber gesprochen hatten, warum die Menschen von Jesus so begeistert waren und heute noch sind. Sie sagte: „Also, meine liebe Lehrerin! Weißt Du, Jesus ist echt der Beste überhaupt! Jetzt versteh ich endlich, wieso es überhaupt das Fach Religion gibt!“ – Als ich in das strahlende Gesicht des Mädchens schaute, dachte ich: „Mein Job ist echt ein Traum!“