Ich bin glücklich!
Ich stand am Supermarkt in einer langen Schlange an der Kasse. Hinter den Masken vieler Einkaufender nahm ich Gereiztheit wahr. Vor mir stand eine junge Afrikanerin mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen in der Schlange. Sie war mit der Situation und ihrem sehr agilen Kind überfordert. Als sie zahlen sollte, funktionierte ihre Bankkarte nicht. Dann nahm sie einen 50 Euro-Schein aus ihrem Portemonnaie. Es fehlte allerdings 6 € und 1 Cent. „Dann müssen sie etwas zurück geben!“ hörte ich die Kassiererin. Die Leute in der Schlange wurden immer ungeduldiger. „Lieben, das können wir immer!“ kam mir in den Sinn. Lächelnd sagte ich zu der Frau an der Kasse: „Wissen Sie beim Blick in mein Portemonnaie hat mich ein Cent so angelächelt, dass sich gleich noch 6 Euro mit auf den Weg gemacht haben. Hier haben sie das noch fehlende Geld!“ Erstaunt schaute sie mich an. „Das ist mir ja noch nie geschehen!“ Als ich draußen die Afrikanerin traf und sie mir herzlich dankte, sagte ich ihr: „Ist das nicht ein Geschenk, das wenige Euro reichen, drei Menschen tief glücklich zu machen? – die Kassiererin und uns beide!“ Lächelnd verabschiedeten wir uns.
Seit einigen Tagen sende ich einer Freundin das tägliche go4peace Motto - die Video-Impulse hatte ich ihr immer gesandt und es gab oft einen fruchtbaren Austausch darüber. Bislang habe ich das nicht getan, ich empfand sie oft als ein wenig nichtssagend. Sie wollte sie trotzdem gerne haben - und dann kamen jeden Tag gute Sätze, mit denen ich meinen Tag gestalten konnte. An einem Tag war das Motto: "Sofort". Meine erste Reaktion: „Da ist nicht viel dahinter!“ Aus Treue schickte ich das Motto doch weiter und schrieb dazu: „Ein bisschen wenig!“ So machte ich mich auf den Weg zu meiner dementen Tante, um mit ihr zu frühstücken. Als ich heimkehrte las ich in einer SMS meiner Freundin, sie fände das Motto sehr anspruchsvoll. SOFORT antwortete ich und sagte ihr, ich sähe in dem SOFORT den einzigen Weg, sich immer wieder in den Willen Gottes zu stürzen. Und dann berichtete ich von meinem Vormittag. Es war schwer gewesen, mit meiner aggressiven Tante umzugehen. Aber das SOFORT hatte mir geholfen, zu einer friedlichen und freundlichen Distanz zu ihr zu finden. So war mir – und das wurde mir erst im Austausch klar – ein großer geistlicher Gewinn geschenkt worden.
Unser langjähriger Freund war mit seinen 75 Jahren wieder einmal fleißig: Er reparierte eine Stehlampe, die zerbrochen war, installierte nach einem Umzug viele Lampen, baute Schränke auf und transportierte dann noch eine große Ladung Sperrmüll ab. Er hat nicht viel Geld zur Verfügung. Als wir ihm dafür etwas geben wollten, hat er uns nur lächelnd umarmt. Viele Worte braucht er nicht. Das Reich Gottes kommt manchmal ganz bescheiden und leise um die Ecke geschlichen.
Ein digitales Jahresabschlusstreffen war geplant. Es waren kaum Anmeldungen eingegangen. Ich spürte Enttäuschung in meiner Seele, hatte ich doch wieder viel Zeit investiert. Ich war geneigt, das Treffen abzusagen. Am Vortag des Treffens las ich in einer Mail: „Es haben sich noch drei jüngere Teilnehmer angemeldet!“ Sofort spürte ich den Impuls, aus Liebe zu diesen Jugendlichen, das Treffen machen zu wollen. Ich bereitete eine schöne PowerPoint Präsentation vor. Während dieser Arbeit fielen mir weitere junge Leute ein. Ich lud sie alle via WhatsApp ein, an dem digitalen Treffen teilzunehmen. Innerhalb weniger Augenblicke reagierten sie. Alle freuten sich, dass ich an sie gedacht hatte, auch wenn niemand konnte. „Mein kleiner Bruder hat Geburtstag!“ – „Ich muss meinem Opa beim Betonieren helfen!“ – „Mein Vater kommt genau zum Zeitpunkt des Meetings aus dem Krankenhaus!“ las ich in den Botschaften. Ich spürte, wie meine Liebe die Herzen dieser jungen Leute erreicht hatte und alle dankbaren Herzens reagiert hatten. Beim Treffen selber waren wir sieben Personen. Es wurde ein tiefer und ehrlicher Austausch. Im ehrlichen Miteinander konnte jeder tief in seine Seele blicken lassen. Mit dieser Freude verabschiedeten wir uns bis ins neue Jahr!