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Ich bin glücklich!

Dein Wille mein Weg. Vor ein paar Tagen war uns eine Austauschstudentin für unsere Uni zugesagt worden. Ich verstand das als “Anruf” an mich. So hab ich den Tag ihrer Ankunft ganz für sie gelebt. Ich bin morgens um 10 Uhr zum Flughafen gefahren, um sie abzuholen. Erst nachmittags um 17 Uhr waren wir zurück.  Ich bin noch mit zu ihrer Gastfamilie gefahren und war dann erst – völlig erschöpft – um 19 Uhr Zuhause. Erschöpft, aber glücklich, denn ich habe gespürt, wie sehr sie sich über „jemanden“ gefreut hat, der sie einfach durch das deutsche Chaos bringt, der sie abholt und sie begleitet, ihr hilft „anzukommen“ in einem fremden Land, vor allem bei der ersten Reise außerhalb ihres Heimatlandes.
Auch die Folgetage waren noch sehr geprägt durch sie. Ich spürte immer wieder den Impuls, ihr Zeit zu schenken. So hab ich ihr an einem der ersten Tage die Uni gezeigt und hab ihr geholfen, "Bürokratisches" zu erledigen.
Am folgenden Tag fragte sie mich beim Mittagessen, ob ich ihr die Uni-Stadt ein wenig zeigen könne. Eigentlich musste ich dringend für anstehende Examen lernen. Doch meiner inneren Stimme folgend, sagte ich zu. Wir organisierten ihr ein Handy, eröffneten ein Konto bei der Sparkasse, kamen aber auch wirklich gut ins Gespräch bei einer Tasse Kaffee. Es war eine tolle Zeit, wir hatten sehr viel Spaß zusammen - immer beheimatet im Willen Gottes des Augenblicks.

Irgendwie fühlte ich mich immer noch nicht ganz wohl. Erkältungs- und Muskelschmerzen blieben treu. In meinem Kalender türmten sich viele kleine Dinge, die es zu tun galt. Der richtige Schwung wollte sich  einfach nicht einstellen. Schon mehrfach war ich heute unbedacht durch Türen gegangen. Jetzt erinnerte ich mich daran, dass sie in diesem Monat zum Erinnerungsort werden wollten, immer neu in den Willen Gottes einzutreten.
Ich wandte mich kurz an Gott und versprach ihm, die Kleinarbeit dieses Tages für Menschen in meiner Stadt zu tun, denen es nicht gut ging. Meine Tagestätigkeiten sollten Liebe für sie sein. So begann ich mein Tagewerk. Immer wieder kamen mir Menschen in den Sinn, die zurzeit litten. So schrieb ich jemandem eine kurze sms, der mich hatte wissen lassen, dass “Freude heute ausfallen würde”. Später kam mir ein anderer Mensch in meine Gedanken. Auch da spürte ich betend eine echte Schwere. Ich mailte diesem Menschen einen Text als Gruß zu, den ich gerade hatte verfassen müssen und der sich mit dem Thema des “Verwandelt-Werdens” beschäftigte. Spät abends eine kurze Antwort: “Nochmals 1000 Dank für Dein Zuhören - vor einigen Tagen, für Dein Mitfühlen und Hoffnung geben! Das tut so gut!”

Ich begleite zur Zeit eine Familie, in der sich bei dem Sohn eine beginnende psychische Erkrankung zeigt. Die Eltern sind verständlicherweise sehr verzweifelt. Gestern Abend habe ich eine sehr verzweifelte Mail der Mutter bekommen. Ich wollte ihr Mut machen, wollte ihr Kraft geben, aber die Situation ist tatsächlich total verfahren. Da habe ich ihr geschrieben, dass sowohl sie als auch ihr Sohn von Gott so geliebt sind, wie sie sind. "Auch in dieser so schweren Situation seid Ihr nicht alleine!" hab ich ihr gemailt. Dann erzählte ich ihr von unserem Motto und von dem Spiegel, in der Hoffnung, dass es ihr hilft. Gerade bekam ich eine Mail mit dem Betreff "Hab wieder Mut". Die Mutter schrieb, dass sie den Kommentrar zu dem Wort "Du bist mein geliebter Sohn" ganz oft gelesen hat und dass sie heute schon mehrmals vorm Spiegel stand und leise geflüstert hat: Du bist von Gott geliebt!

Diese Liebe haben wir - meine Schwester und ich -  am Wochenende mit Oma teilen können. Heute bevor wir beiden Schwestern wieder in unsere Studienorte gefahren sind,  meinte meine Mutter: „So lebendig und aktiv wie dieses Wochenende mit euch ist Oma in der ganzen Woche nicht! Mit euch -  eurem jugendlichen Elan -  blüht sie richtig auf!“ Zwar hatten wir auch einiges für die Uni zu tun, aber meine Schwester kochte zusammen mit Oma und ich half ihr beim Haare waschen. Sie experimentierten in der Küche, damit Oma in der Woche Sachen aus der Tiefkühltruhe auftauen kann und unsere Mutter, die mit Oma zusammen im Haushalt lebt, nicht so viel zusätzliche Arbeit hat. Eine Aufgabe zu haben und gemeinsam etwas erreichen zu können, ist echt wichtig! - Dieses Strahlen in den Augen meiner Großmutter ist mir tief geblieben! Das, was sie geben kann, gibt sie aus Liebe. Als ich ihr erzählte, dass ich kommendes Wochenende beim Hochschulchorkonzert ein Solo singe, strahlten ihre Augen noch mehr. Sie war richtig stolz und sagte: “Schade, dass ich nicht dabei sein kann!” Ja diese voller Liebe füreinander gelebten Momente bleiben!