Ich bin glücklich!
Ohne ihr eigenes Verschulden waren sie in eine menschlich und finanziell schwere Situation geraten. Sorgen über Sorgen belasteten die junge Familie und sie wussten nicht recht, wie es weitergehen sollte. Dann kam die Frau auch noch unerwartet ins Krankenhaus. Ich hatte von all dem erfahren und entschied, kurz im Krankenhaus vorbei zu schauen. Als ich dort war, erfuhr ich, dass sie in ein anderes Krankenhaus gekommen war. Ich rief dort an und hörte, dass sie gerade entlassen war. So traf ich das junge Ehepaar bei sich zu Hause an. Sie baten mich voller Freude in ihre Wohnung und begannen, wie ein Wasserfall zu erzählen. Obwohl ich nur ganz wenig Zeit hatte, entschied ich, zu bleiben. Nach über zwei Stunden Zuhören, konnte ich ein paar Worte sagen, die den beiden einen tiefen Frieden brachten. Auf einmal spürten sie, wie in all dem Schweren verborgen ein Anderer mitging. Dann ließ mich die junge Frau wissen: „Ich weiß, dass Gott all unsere Wege mitgeht, aber jetzt spüre ich es auch wieder. Dafür bin ich so dankbar! Danke, dass du gekommen bist.“
Nur noch schnell einen Brief in den Briefkasten werfen! Das müsste noch gehen, dachte ich mit Blick auf meine Uhr! Mit dem Fahrrad war’s schnell geschafft. Am Briefkasten angekommen, traf ich eine ältere Frau, die seit geraumer Zeit mit großen gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. In wenigen Minuten war ich zu einer Internet-Konferenz verabredet. Würde ich ein Gespräch beginnen, käme ich zu spät. Mein Herz ließ mich verstehen: Schenk dennoch diese Augenblicke der älteren Dame. So kamen wir ins Gespräch. Viel Not konnte sie mir anvertrauen. Ich hatte mich entschieden, nicht auf die Uhr zu schauen und ganz da zu sein. Nach einigen Minuten des Austausches ließ mich mein Gegenüber verstehen: „Oh, wie gut es getan hat, einfach erzählen zu dürfen. Dieses Gespräch hat meine Seele echt aufgebaut. Danke für Ihre Zeit!“ Als ich dann die Internet-Konferenz 5 Minuten eröffnete, ließ mich der Mitarbeiter wissen: „Wie schön, dass du ein paar Minuten später kommst, denn ich hätte es vorher auch noch nicht geschafft.“
Auf dem Weg nach Santiago war ich in einer Dorfkirche einer Kreuzesdarstellung begegnet, bei der Jesus mit der linken Hand ans Kreuz angenagelt, dem Betrachter die rechte Hand vom Kreuz her einladend entgegenstreckt. Aus dieser Darstellung hatten wir ein kleine Bild gefertigt und auf die Rückseite geschrieben: „Von den Kreuzen dieser Welt sagt dir Jesus. ICH BRAUCHE DICH!“ Eine Ordensschwester hatte diese Bilder unter ihren Mitschwestern verteilt. Als sie nachmittags eine der älteren Schwestern im Zimmer besuchte, wirkte diese sehr traurig. Auf Nachfrage erzählte diese Mitschwester: „Ich bin zu reich. Mein Geld trennt mich von Jesus!“ Vor dieser Schwester lag das kleine Gebetsbild. Jesus streckte seine Hand in diese Situation. Als die besuchende Schwester der Älteren erzählte, wo dieses Bild entstanden war, bat die Traurige: „Kannst du mein Geld dorthin geben?“ Schweigend reichte sie einen Briefumschlag , mit zwanzig Fünfeuroscheinen. „Wie schön, dass ich damit helfen kann, jetzt ist meine Seele wieder in Frieden!“
„Was wird das für mich selber bedeuten?“ frage ich mich morgens, als ich das Tagesmotto in die go4peace-App eintippe: „Setz ein Zeichen überbordender Liebe!“ Ich hatte fest geplant, beim Priestertag in meiner Bischofsstadt mit dabei zu sein. Doch dann erfahre ich, dass meine Mutter unerwartet ärztliche Hilfe braucht. Beim Anruf spüre ich sofort: Gott hat einen anderen Plan für meinen Tag ausgewählt. So fahre ich zu meiner Mutter. Wir verbringen den ganzen Nachmittag und Abend gemeinsam. Es gibt viel sauber zu machen und wieder herzurichten. Als ich eine Toilette sauber mache, gehen meine Gedanken zu meinen Mitbrüdern, die beim Priestertag sind. Später höre ich, der Bischof habe über das Kranken-Öl und über „vulnerable Personen“ gepredigt. Genau diesem Impuls war ich gefolgt, denen nahe zu sein, die Hilfe brauchen. Als ich mich von meiner Mutter verabschiede, spüre ich, dass wieder Friede und ein inneres Gleichgewicht in sie eingekehrt ist.