Bleib dran!
Erzähl anderen von der Hoffnung, die dich erfüllt!
(vgl. 1 Petr 3,15)
Liebe Freunde von go4peace,
in diesem heiligen Jahr, in dem uns Papst Franziskus einlädt, als Pilger der Hoffnung unterwegs zu sein, teilt Michael im August einen „starken Moment der Hoffnung“ aus seinem Leben mit euch:
„Ich hatte mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer kleinen Tageseinrichtung entschieden. Nach Schule und Studium war das eine völlig neue Lebenswelt, die sich mir da öffnete.
Ein noch relativ junger Patient, hatte einen Schlaganfall erlitten und war dadurch aus seinem bisher sehr erfolgreichen Leben abrupt herausgerissen worden. Das hatte ihm den Teppich unter den Füßen weggezogen und ich spürte, wie lang der Weg noch für ihn war, diese Situation annehmen zu lernen. Oft reagierte er ungehalten und bitter, so dass viele bemüht waren, Abstand zu ihm zu halten.
Ich erkannte seine Not und versuchte sie in den Zeiten meines Dienstes mit ihm auszuhalten. Nach und nach baute sich ein tiefes Vertrauen auf, so dass er begann, mir viel anzuvertrauen. Ich spürte: Das ist mein Teil, den ich ihm schenken kann.“
Verbünden wir uns in diesem Monat August mit Michael im Motto: Bleib dran!
für das go4peace-Team Meinolf Wacker
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P.S.: Teilt gern eure Erfahrungen in der App go4peace im Bereich „Entdecken & Schreiben“.
Erfahrungen des Monats
„… was man tun muss!“
„Freiheit ist nicht Freiheit zu tun, was man will, sie ist die Verantwortung, das zu tun, was man tun muss.“ Dieses Zitat von Yehudi Menuhin, das wir auf den Erlebnisparcours „navi4life – Navigier dich ins Leben!“ aufgebracht hatten, begleitete mich seit Tagen. Ein körperlich behinderter junger Mann kam an unserem Stand vorbei, auf der Suche nach einer Ausstellung. Die Ausstellung war in der Kaiserpfalz in Paderborn. Mir kam der Impuls: „Begleite ihn kurz dorthin!“ Dort angekommen, traf ich einen Freund, der gerade mit Samuel Koch zusammen war, der vor vielen Jahren in einer Unterhaltungssendung bei einem sportlichen Versuch gestürzt war und seither mit einer Querschnittslähmung leben musste. Er sagt von sich: „Ich bin nicht berühmt, sondern ich bin bescheitert!“ Wir kamen kurz ins Gespräch – auch über unseren Projektweg für junge Leute „navi4life“. „Ja, sich ins innere Glück navigieren zu lernen, das ist wirklich unsere Lebensaufgabe!“ ließ er mich wissen. Nach einer kurzen innigen Begegnung gingen wir auseinander. Gut, dass ich diesem inneren „Muss“ gefolgt war, den jungen Körperbehinderten zu seinem Zielort zu begleiten.
Auf „Du zu Du“ mit Gott
Schnell war Vertrauen in unserem Gespräch gewachsen, indem wir einander Anteil gaben an unserer Suche nach Gott. So erzählten wir sehr persönlich. Dann durfte ich hören: „Es gab einen Augenblick in meinem Leben, in dem ich nicht wusste, ob ich nochmals würde laufen können. Das war echt schwer. Ich habe immer an Gott geglaubt und als ich mich in diesem Augenblick betend an ihn gewandt habe, hab ich gesagt: ‚Lieber Gott, ich weiß nicht, ob es dich wirklich gibt und ob du jetzt bei mir bist. Aber ich möchte an dich glauben. Zeig mir bitte deine Nähe und lass mich, wenn es dein Wille ist, wieder laufen können.‘ Dann bin ich eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, konnte ich zum ersten Mal seit langem wieder aufstehen. Ich konnte gehen und die Schmerzen, die mich immer gelähmt hatten, waren weg. Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten.
Ein Engel
In der Mail einer jungen Ordensschwester lese ich: „Wir haben in unserem Treff eine wunderbar bunte Gemeinschaft von Menschen am Rande der Gesellschaft, uns Schwestern und ganz unterschiedlichen Leuten, die sich einbringen, die Gemeinschaft genießen und mitprägen. Seit ein paar Wochen kommt eine geflüchtete Frau zu uns. Sie ist mit ihrer großen Herzlichkeit, die sie mit ihrem kleinen Wortschatz trotzdem auszudrücken vermag, einfach ein Engel. In ihrer feinen und zupackenden Art ist sie eine große Bereicherung für die Gruppe.
Heute Morgen war ich auf dem Weg in meinen Urlaub. Auf einmal traf ich sie, schon weit entfernt von meiner Stadt. Wir waren beide total überrascht und haben uns sehr gefreut. Sie war auf dem Weg zu einem Termin und war - ohne Internet - auf der Suche nach der Adresse. Ich konnte sie noch schnell zu der Adresse bringen, bevor ich zum Bahnhof gehen musste. Es herrschte so eine Freude unter uns. Ich glaube, ohne es auszusprechen, haben wir beide gespürt, dass wir zueinander geschickt worden sind. Ich hatte den Eindruck, Gott lässt uns gerade eine Emmaus-Erfahrung machen. Wir erlebten Gemeinschaft mit Jesus, der uns trägt, zu Hause und unterwegs.“
Just an dem Tag
Zwei Wochen war ich mit meiner Mutter zusammen gewesen. Am letzten Tag folgte ich dem Impuls, mit ihr zu einem kleinen Wallfahrtsort in der Nähe zu fahren. Dort kam mir ein ehemaliger Kollege in den Sinn, der an diesem Tag seinen Hochzeitstag beging. Wir steckten für ihn und seine Frau eine Kerze an und schickten ihnen dieses Foto. Seine Antwort am nächsten Tag bewegte uns: „Hab vielen Dank für deine Grüße und dein Gebet zu unserem Hochzeitstag auf der Dörnschlade (so der Name des Wallfahrtsortes). Gerade dieser Ort hat für meine Frau und mich eine besondere Bedeutung, haben wir doch gestern vor 40 Jahren uns dort das Ja-Wort und so das Versprechen für unseren gemeinsamen Lebensweg gegeben. Wie schön ist es, dass Du dort an genau diesem Tag für uns eine Kerze angesteckt hast.“
Natürlich ohne Rechnung
Nach dem Saison-Eröffnungsgottesdienst bei Borussia Dortmund hatten wir mit jungen Leuten einen Friedensmahner aufgestellt. Zwei Tage später lese ich in einer Mail: Unser Filmproduzent und ich standen mit einem langjährigen Fan von Borussia und einigen weiteren treuen Unterstützern nach der Enthüllung eures Friedensmahners noch zusammen. Vor einem Jahr hatten wir ihn und seine Frau interviewt und kannten uns daher ein wenig. Das freundliche Gespräch bekam eine abrupte Wendung, als er von der Krebserkrankung seiner Frau erzählte. Er hatte seinen Job gekündigt, um sie pflegen zu können. Traurigkeit und Bitterkeit waren auf einmal spürbar. Wir blieben bei ihm – mitten im Trubel nach dem Saison-Eröffnungsgottesdienst - und hielten seine Last mit ihm aus. Auf der Rückfahrt ging mir das Schicksal dieses Fans sehr nach. Was konnten wir tun?
Nach zwei Tagen fragte ich bei dem Filmproduzenten an, ob er das letztjährige Filmmaterial für Michael und seine Frau schneiden könne? Nicht für die Öffentlichkeit, sondern einfach nur für die beiden. Wenige Minuten später seine Antwort: Hab ich direkt an dem Abend schon mit meinem Kumpel gesprochen. Machen wir! Natürlich ohne Rechnung. Hier können wir einfach nur Gutes tun! - Was war doch die Botschaft, die auf dem Friedensmahner stand? – „Frieden auf Erden!“ in deutscher, arabischer, spanischer und englischer Sprache. Und jetzt: Ein persönliches Video – als Friedensbotschaft – mitten in Dortmund.
Spasiba
Nach einem langen und herausfordernden Tag hatte ich einer älteren Ukrainerin noch zugesagt, mit ihr und ihrer Nichte eine Wohnung zu besichtigen. Als ich ankam, war ich mit der älteren Dame allein und konnte mich nur mit einem Übersetzungsprogramm mit ihr unterhalten. Dabei versuchte ich ihr mit meinem Lächeln meine ehrliche Liebe zu schenken. Dann fuhren wir in eine Nachbarstadt und schauten die angebotene Wohnung an. Es muss noch vieles geklärt werden, um zu sehen, ob sie die Wohnung bekommt. Als ich die beiden dann vor der Wohnung der Nichte wieder verabschiedete, sagte mir die ältere Frau immer wieder „Spasiba!“ – „Danke!“ Dabei schaute ich ihr, wie am Beginn unserer Begegnung, lächelnd in die Augen. Dann ließ sie mich durch ihre Nichte wissen, dass ihr dieses Lächeln tief ins Herz gefallen sei, da sie darin die Sprache einer echten Liebe gespürt habe.
weltweit
In der Mail einer jungen Albanerin aus unserem Netzwerk go4peace, die in Österreich studiert, lese ich: „Im Rückblick auf mein Jahr gab es auch große Herausforderungen. Manche Prüfungen verliefen nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, und manchmal war es schwer, motiviert zu bleiben. Doch genau in solchen Momenten habe ich gemerkt, dass Rückschläge keine Niederlagen sind, sondern Chancen, an mir zu arbeiten. Ich habe gelernt, nicht aufzugeben, sondern mit Geduld und Mut weiterzumachen.“ – Letzte Woche noch ein Eis mit Viktoria und Oskar. Viktoria ist mittlerweile nach ihrem Abi für ein FSJ in Thailand eingetroffen. Oskar geht bald nach Namibia. Jetzt gerade ist Milena auf dem Weg nach Frankfurt. Sie fliegt gleich nach NYC und wird dort ein Jahr ihr FSJ absolvieren, ihr Freund geht für ein Jahr nach Ohio und dann kam gestern noch eine WhatsApp einer Schülerin: „Ich wollte dir Bescheid geben, dass ich gerade im Flieger nach NYC sitze. Es sind noch ungefähr 2 Stunden bis ich da bin. Am Freitag geht es dann los zu meiner Gastfamilie in der Nähe von Houston, Texas. Ich bin sehr aufgeregt und freue mich auf meinen Aufenthalt.“ Und in wenigen Tagen beginnen zwei Abiturient*innen ihr FSJ im Jugendzentrum Ivan Pavao II. in Sarajevo. Peer schrieb mir: „Mir geht es wirklich super, und die Vorfreude auf Sarajevo wächst von Tag zu Tag. Da der Weg von meinem Zuhause zu dir für ein Treffen leider doch ein Stückchen weit ist, werden wir uns leider nicht mehr für einen persönlichen Cappuccino treffen können. Aber ich nehme deine guten Wünsche sehr gern mit auf die Reise und sende dir ebenso herzliche Grüße zurück.“ Und wieder neu nehme ich an diesem Abend all diese jungen Menschen mit in mein Gebet im Zelt und berge sie in meinem Herzen.